Wenn diese Tür aufgeht, freue ich mich als Luzerner immer ganz besonders. Doris Erni, die charmante Gattin von Hans Erni, öffnet sie, wir begrüssen uns herzlich. Doris hat mit meiner Mutter Graziella gemeinsam die Handelsschule absolviert. Rührend kümmert sie sich Tag um Tag um die Belange ihres Mannes, dem Genie Hans Erni. Sie ist es, die ihrem Gatten seit Jahrzehnten den Rücken frei hält für seine Kunst.
Wie üblich führt der Weg denn auch nach hinten ins helle Atelier. Dort sitzt der grosse Hans Erni - und zeichnet. Eine Skizze nach der anderen. Portraits, Tiere, Sportler, den Pilatus und andere Landschaften entstehen im Takt weniger Minuten. Die Geschwindigkeit, mit der Erni malt, ist etwas, das mich bei ihm am meisten beeindruckt. «Ich kann ja gar nicht so schnell fotografieren, wie du zeichnen kannst», sage ich schmunzelnd.
Jetzt, als wolle er seiner lieben Doris einen herzlichen Dank aussprechen, portraitiert er sie auf einem weissen Blatt, daneben ein Selbstportrait. Und ein Pferd. Ich zweifle keine Sekunde: «Das ist Calvaro!» Erni nickt und sagt: «Genau, diesen Schimmel vergesse ich nie.» Grossartig! Calvaro, das war einst das berühmteste Springpferd der Welt. 1996 holte der Solothurner Springreiter Willi Melliger mit ihm Silber an Olympia in Atlanta. Sogar Fanartikel gab es von diesem Traumschimmel, so beliebt war er. «Calvaro, Schweiz» genügte als Anschrift - und die Fanpost kam bei Melliger in Neuendorf SO an.
Fünf Millionen Dollar bot Jordaniens verstorbener König Hussein einst für Calvaro, aber er durfte dank den CSI Zürich-Chefs Rolf und Urs Theiler sowie dem späteren Besitzer Hans Liebherr in der Schweiz bleiben. Ich erinnere mich noch gut, als Doris und Hans Erni über zehn Jahren bei den Theilers am CSI im Zürcher Hallenstadion zu Gast waren. Hans hatte ein kleines Notizbüchlein dabei - und malte die ganze Zeit Bleistiftskizzen von all dem, was er im Stadion sah. Zum Abschied erklärt mir Hans Erni noch einmal sein Erfolgsrezept: «Das Malen, die Kunst, erhält mich am Leben. Wenn ich einmal nicht mehr zeichnen kann, bin ich tot.»
Was für ein Leben, was für eine Kunst, welch ein grossartiger Mann! Ebenso freue ich mich immer wieder, wenn ich Fürst Albert von Monaco treffen darf. Letztes Wochenende genoss er in Gstaad die Hochzeit seines Neffen Andrea Casiraghi. Der Sohn von Alberts Schwester Caroline heiratete seine Tatiana Santo Domingo jetzt auch kirchlich. Am Tag, nachdem der Fürst die Traumhochzeit morgens gegen sieben Uhr verlassen hatte, spazierte er um die Mittagszeit gemütlich durch das verschneite Dorf, ging mit seinem Gstaader Freund, dem Immobilien-Unternehmer Marcel Bach, shoppen.
Zuerst schwärmte Fürst Albert von der Hochzeit und bedankte sich für die Gastfreundschaft, die das Fürstentum «einmal mehr» in der Schweiz geniessen darf. Zum Abschluss dann, immer in perfektem Deutsch übrigens, ein flammender Appell: «Lassen Sie bitte Dölf Ogi ganz lieb von mir grüssen. Er ist ein ganz grosser Politiker, ein herausragender Sportsmann und ein äusserst liebenswerter Mensch. Ich freue mich, ihn in Sotschi zu sehen!»