Meine Augen funkeln, als ich die Fässlers an einem langen Tisch im Restaurant «Drei Könige» in Einsiedeln SZ erblicke. Mama Isabel, inzwischen 37 Jahre alt, und ihr ein Jahr älterer Mann Marcel sehen so jugendlich und fit aus wie eh und je. Wie schnell die Zeit vergeht, sehe ich an den Töchtern: Shana ist nun 11, Elin 9, Yael 7 und Delia auch schon 5! Es herrscht ein reger Betrieb am Tisch. Shana und Elin zeichnen Tiere auf einem weissen Blatt Papier. «Häsli sind unsere Lieblingstierchen», sagt Shana, die aber auch Tiger mag. Yael findet Zebras besonders schön, Delia Giraffen und Pferde. «So bald wie möglich» möchte sie deshalb die zwei neugeborenen Giräfflis im Kinderzoo in Rapperswil SG besuchen gehen. «Die sind wirklich sehr süss», sage ich. «Ich habe sie schon gesehen.» Mit grossen Augen schauen mich die Kinder an - und auch Adolf Ogi ist von der Nachricht der Giraffen-Doppelgeburt in nur zwei Tagen entzückt. «Freude herrscht, kann man da nur sagen», schwärmt er am Benefiz-Turnier der Sapporo-Stiftung im nahen Ybrig-Golfclub, wo er den sehr guten 18. Platz belegt.
Doch zurück zu den Fässlers. Elin fragt: «Willst du unsere Häsli sehen?» «Ja sicher, habt ihr Häsli?» «Ja», sagt Delia ganz stolz. «In einem grossen Stall draussen vor unserem Haus. Unsere Eltern haben sie uns geschenkt, wir spielen sehr oft und gerne mit ihnen!» Das sehe ich sofort, als wir zu Hause in Gross SZ den Hasenstall betreten. Natürlich haben die Häsli auch Namen: Shanas heist Diana, Elins Fabio, Yaels Fabienne und Delias Jessy. Oben in der Wohnung geht der muntere Familienbetrieb fröhlich weiter. «Die Familienplanung ist abgeschlossen», sagt Isabel Fässler mit einem Lächeln im Gesicht. Sie liebt ihre Grossfamilie über alles. Kein Wunder: Isabel ist nämlich gelernte Kindergärtnerin. «Mit nur einem Kind würde es mir bei den vielen Abwesenheiten von Marcel ja langweilig», sagt sie. Und Marcel ergänzt schmunzelt: «Wir haben unsere eigene Spielgruppe.»
Ich mag seinen köstlichen Humor. Aber auch seine zurückhaltende, bescheidene und bodenständige Art. Nie würde ein Marcel Fässler überschwänglich, niemals würde er prahlen. Nein, Marcel Fässler bleibt immer ruhig und cool. Sogar als ich ihn vor zwei Wochen in der Audi-Box des wichtigsten Langstreckenrennens in Le Mans im Fernsehen sah. Stillstehend - und in Führung liegend! Wegen eines technischen Defekts ging fast eine halbe Stunde nichts mehr, Fässler verlor sechs Ränge. Aber - und auch das gehört zu ihm - er gab nicht auf! Als der Defekt behoben war, gab er wieder Vollgas und gewann das «Wimbledon der Langstrecke» nach 2011 und 2012 zum dritten Mal. Wie in den Jahren zuvor zusammen mit seinen Teamkameraden André Lotterer aus Deutschland und Benoît Tréluyer aus Frankreich.
Wie habe ich nach seinem erneuten Triumph gejubelt, wie sehr gönne ich ihm diesen Sieg!