Lieber Ueli Maurer
Vorbild? Bundespräsident Ueli Maurer, 68, verweigert der SRF-Sendung «Eco» ein Interview zum AHV/Steuer-Paket. Eigentlich hielt ich Sie für stark genug, die Darstellung einer Abstimmungsvorlage innerhalb von acht Minuten in Stücke zu reissen und das Publikum auf Ihre Seite zu ziehen. Sie hatten ja
in dieser «Eco»-Sendung das letzte Wort.
Aber nein, Sie liefen Moderator Reto Lipp einfach davon, nur weil der zuvor ausgestrahlte Beitrag über Steuerreform und AHV-Finanzierung die
Abstimmungsvorlage «alter Wein in neuen Schläuchen» genannt hat, mit genau denselben Worten übrigens, die Sie selbst im Ständerat gebraucht hatten (!). Und weil «Eco» einen Professor interviewte, der nicht Ihrer Meinung ist. Das scheint Ihre ganz persönliche Art von Medienkritik zu sein: Sie liefen schon im «SonnTalk» von Tele24 einfach raus. Und nach den Bundesratswahlen 2015 liessen Sie den SRF-Moderator stehen: «Nei, kä Luscht!»
«Als hätte Ueli der Pächter die Hunde losgelassen»
Kein Drama eigentlich, wenn Sie nicht Bundespräsident wären und damit in Anstandsfragen Vorbild sein sollten. Am meisten erstaunt mich, dass nach
Ihrem Mini-Eclat gleich von links bis rechts massive Kritik auf die harmlose Sendung prasselte, gerade so, als hätte Ueli der Pächter die Hunde losgelassen. Ich habe mir die Sendung angeschaut. Der Beitrag hat Schlagseite, aber Ihr anschliessendes achtminütiges Interview (eine Ewigkeit im TV) hätte ja,
wie geplant, den korrekten Ausgleich gebracht.
Aber nein, Sie laufen weg, wie die Primadonna, die sich unpässlich fühlt. Nicht einmal Medienschmoller Moritz Leuenberger hat sich je so aufgeführt. Wenn Sie nun hoffen, mit Ihrer No-Show der Vorlage zu helfen, haben Sie sich getäuscht, fürchte ich.
Mit freundlichen Grüssen
Peter Rothenbühler