Ich nehme mir zum Beispiel jede Woche vor, gesünder zu kochen und zu essen. Der Vorsatz hält jeweils so lange, bis ich im Supermarkt stehe und sehe, dass es eine neue Schoggi-Sorte im Sortiment gibt, die ich unbedingt ausprobieren muss. Oder wenn ich die Milchschnitten im Kühlregal zu ignorieren versuche, und am Bild von Kind 2 vor meinem inneren Auge scheitere, wenn sich keine Milchschnitten im Kühlscrank finden.
Dazu kommt der regelmässige Vorsatz, Vitamine ins Mittagessen von Kind 2 zu integrieren, was meist an meiner miesen Zeiteinteilung im Homeoffice scheitert. Zwischen «Ich hab noch eine Menge Zeit» beim ersten Blick auf die Uhr und «Gopfridstutz, schon wieder so spät!» beim zweiten liegen immer gefühlte zehn Minuten. Und zwischen dem zweiten Blick auf die Uhr und dem genervten Blick eines hungrigen Teenagers liegen exakt zwanzig Minuten Zeit für das Wärmen einer Tiefkühlpizza.
Es ist nicht verwunderlich, dass sich meine Neujahrs-Vorsätze immer wiederholen. Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass ihre Einhaltung selten nur mich selbst betreffen, und die beiden anderen involvierten Parteien sie mir wirklich sehr, sehr schwer machen. Zum Beispiel was ihre Mithilfe im Haushalt betrifft, die ich mir immer vornehme, viel konsequenter durchzusetzen. Positiv zu erwähnen ist aber, dass ich immer wieder etwas Neues dazulerne. So weiss ich mittlerweile, dass bei meinen Kindern überhaupt nicht «der Ton die Musik macht» - ob ich nett bitte oder den Ton verschärfe kommt aufs genau Gleiche raus.
Nun glaubte ich, herausgefunden zu haben, dass es am Wording liegen könnte. Bei «räumt mal bitte jemand die Spülmaschine aus?», ist für Kind 1 und 2 immer klar, wer «jemand» ist: ich. Ich bin also dazu übergegangen, das jeweilige Kind direkt anzusprechen: «Räumst du mal bitte die Spülmaschine aus?» Mit der Konsequenz, dass mir die fast sichere Diskussion, die sich daraus ergibt - angefangen mit der Frage «warum immer ich?» - dermassen auf die Nerven geht, dass ich die blöde Spülmaschine lieber selbst ausräume und meine Ruhe habe.
«Teenager scheinen nicht nur beim Puff in ihrem Zimmer total schmerzfrei zu sein, sondern auch beim Dreck bei ihren Haustieren.»
Auch bei den Kaninchen werde ich immer ausgetrickst. Ihre offiziellen Besitzer, die Ärmsten, haben oft «viel zu viele Hausaufgaben», um auszumisten. Ich habe immer länger zugeschaut, aber Teenager scheinen nicht nur beim Puff in ihrem Zimmer total schmerzfrei zu sein, sondern auch beim Dreck bei ihren Haustieren. Und da letztere mir im Gegensatz zu ersteren leid tun, wenn sie in ihrem Dreck zu ersaufen drohen, ist das Ausmisten halt jetzt offiziell mein Job. Genau wie das Füttern. Dafür mögen sie mich inzwischen viel lieber als anderen im Haus. Also die Kaninchen, nicht die Teenager.
Man ahnt es: ich werde diesen Neujahrsvorsatz vermutlich nie in die Tat umsetzen. Deshalb ersetze ich ihn heuer mit einem neuen: Sobald meine Kinder eigene Wohnungen haben, esse ich ihren Kühlschrank leer und motze über die Berge von dreckigem Geschirr in ihrer Küche. Endlich mal ein Vorsatz, den ich einhalten kann.
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