Wer über Gleichberechtigung redet – so wie ich das gern und oft tue – kann eben auch nicht oft genug betonen, dass Diskriminierung auch Männer trifft. Und zwar zuweilen ziemlich hart. Denn so hartnäckig, wie sich die Vorurteile in der Berufswelt gegenüber Frauen im Allgemeinen und Müttern im Besondern halten, so hartnäckig halten sie sich, was Männer und Familie betrifft. Väter, so die gängige Meinung, sind oft nur zweite Wahl. Kinder brauchen in erster Linie ihre Mutter. Das glauben oft sogar die Väter selbst.
Dass sich so wenige Männer für einen Vaterschaftsurlaub und für Teilzeitjobs stark machen, und dass viele von ihnen nach einer Trennung oder Scheidung aufs Sorgerecht verzichten, hat gar nicht immer nur damit zu tun, dass sie nicht wollen. Auch wenn das immer noch häufig der Fall ist.
Aber es ist eben auch oft so, dass die Väter das Gefühl haben, sie seien eh nicht so gefragt wie die Mütter. Und hätten drum auch keine Chance, gerade wenn es um Dinge wie Sorgerecht und Mitbestimmung geht. Und was letzteres angeht, muss man leider sagen, dass sie wohl gar nicht so unrecht haben. Zwar ist ein geteiltes Sorgerecht mittlerweile Usus. Trotzdem leben die meisten Kinder nach einer Trennung bei der Mutter. Weil in unseren Köpfen – und in denen der Richterinnen und Richter – irgendwie klar ist, dass das fürs Kind das Beste ist.
«Egal, für was für einen Tubel man den Ex gerade hält, als erwachsener Mensch sollte man doch unterscheiden können zwischen den eigenen Gefühlen und denen des Kindes.»
Und immer noch verliert im Zuge solcher Trennungs- und Scheidungsurteile ein beachtlicher Teil der Väter mit der Zeit den Kontakt zu ihren Kindern. Die meisten nicht deshalb, weil sie das so wollen (auch wenn das vorkommt, gerade, wenn es irgendwann eine Zweitfamilie gibt). Aber - und das sage ich sehr ungern – weil Frauen mindestens so grosse Arschlöcher sein können wie Männer.
Egal, für was für einen Tubel man den Ex gerade hält, als erwachsener Mensch sollte man doch unterscheiden können zwischen den eigenen Gefühlen und denen des Kindes. Und auch wenn man vielleicht nicht nachfühlen kann, wie es sich für ein Kind anfühlt, gesagt zu bekommen, dass fünfzig Prozent des eigenen Genpools mit dem des furchtbarsten Menschen auf dem Planeten übereinstimmen – ein bisschen gesunder Menschenverstand würde einem immer sagen, dass das Gefühl ein ziemlich übles ist.
Und auch wenn man überzeugt ist davon, dass man die einzig wichtige Person fürs Kind ist, und der Vater das eh nicht kann – das Kind sieht das mit Sicherheit anders. Und der Vater auch. Und zwar immer öfter. So sass ich kürzlich in einer Runde, in der getrennte Väter diskutierten. Der Tenor war eindeutig: «Wir wollen für unsere Kinder da sein. Und wir lassen uns nicht zu Bezahl-Vätern degradieren.»
«Liebe Frauen, Gleichberechtigung bedeutet nicht, am einen Ort gleiche Rechte zu fordern, aber am anderen nicht bereit zu sein, anderen diese Rechte ebenfalls einzugestehen.»
Da scheint tatsächlich eine neue Generation von Vätern im Anmarsch zu sein. Eine, die ihren Wert als Vater erkannt hat und sich nicht mehr für dumm verkaufen lässt. Gut so. Denn so, wie wir Frauen in der Wirtschaft, Gesellschaft und Politik für unsere Rechte kämpfen, sollen die Männer in der Familie für die ihren kämpfen. Und genauso wie ich bei ersterem die Unterstützung der Männer erwarte, erwarte ich bei letzterem die Unterstützung der Frauen.
Denn das muss auch mal gesagt werden: Liebe Frauen, Gleichberechtigung bedeutet nicht, am einen Ort gleiche Rechte zu fordern, aber am anderen nicht bereit zu sein, anderen diese Rechte ebenfalls einzugestehen. Und last but not least: denkt an die Kinder. Natürlich gibt es Ausnahmen, aber in den allermeisten Fällen braucht ein Kind beide Elternteile. Auch wenn man dafür vielleicht mal über den eigenen Schatten springen muss. Auch das hat übrigens noch selten jemandem geschadet. Also gebt euch einen Ruck und lasst die Männer die Väter sein, die sie sein möchten.