Was ich so mache, fragt ihr? Nun, ich würde sagen, in erster Linie bin ich in der Hotellerie tätig. Ganz kleiner Betrieb, nur zwei Zimmer, aber spezialisert auf sehr anspruchsvolle Gäste. All inclusive natürlich. Das umfasst nicht nur die Mahlzeiten, sondern auch Weck- und Wäschedienst sowie regelmässige Shuttle Services. Auch Haustiere sind erlaubt, deren Versorgung ebenfalls übernommen wird, obwohl im Vertrag etwas anderes steht. Selbstverständlich wird dafür keine Gegenleistung verlangt, das ist gegen die Hausphilosophie.
Dann bin ich auch Juristin. Spezialgebiete: Familienstreitereien schlichten und meine Klientinnen und Klienten aus Situationen rausboxen, in die sie sich selbst hineinmanövriert haben. Und dabei die Klappe halten, denn sie sind niemals schuld und haben immer recht.
Ebenfalls tätig bin ich im sozialen Bereich. Dieses Aufgabenfeld ist ein besonders spannendes, denn es ändert sich immer wieder mal. Auch die Erfolge, die ich hier verbuche, unterliegen im Laufe der Jahre grossen Schwankungen. So war ich früher zum Beispiel sehr erfolgreich in Sachen Familienintegration. Heute muss ich gestehen, dass sich meine Erfolge diesbezüglich in engen Grenzen halten. Alles, was mal funktionierte - gemeinsame Ausflüge oder Spiele-Abende - werden je länger je öfter verschmäht. Das gilt auch für die Mahlzeiten zu Hause. Da kommt dann am frühen Abend ein WhatsApp: «Was gits Znacht?» - «Gemüselasagne.» - «Ah ok, ich hol mir än Döner.»
«Auch als Gesundheitscoach war ich schon erfolgreicher wie dieser Tage. Auch wenn der Trick, Gemüse in Sauce zu raffeln, tatsächlich noch funktioniert. Gut, vielleicht sollte man als Gesundheitscoach nicht unbedingt McDonalds- und Starbucks-Gutscheine zu Weihnachten verschenken.»
Momentan bin ich gerade auch in der Berufsintegration für Fremdsprachige engagiert. Hier ist das erste Problem, dass ich nicht genau weiss, welche Sprache der Fremdsprachige spricht - ich hör immer nur «Altääääääää» - , das zweite, dass er sehr, sehr wenig Bock auf Berufsintegration hat, und das dritte, dass man nicht mal weiss, in welchen Beruf man versuchen sollte, ihn zu integrieren. Dazu kommt, dass jede erdenkliche Zwischenlösung in seinen Augen eh vollkommen für den Arsch ist. (Was das angeht, kann er sich übrigens recht gut in deutsch ausdrücken.)
Schön ist allerdings, dass ich in meiner Postition durchaus noch das Recht habe, Zwang anzuwenden, auch wenn die künftigen Sanktionen hart sein werden: Wenn mein Klient dann reich ist - was ohne Zweifel in Kürze der Fall sein wird - kauft er mir weder ein Haus noch ein Auto. Bäm! (Kann ich nachvollziehen. Würd ich auch nicht. Schon gar nicht einer Ignorantin, die sich weigerte, mir einen Tausender vorzuschiessen, damit ich ihn in Kryptowährungen anlegen kann.)
Auch als Gesundheitscoach war ich schon erfolgreicher wie dieser Tage. Auch wenn der Trick, Gemüse in Sauce zu raffeln, tatsächlich noch funktioniert. Gut, vielleicht sollte man als Gesundheitscoach nicht unbedingt McDonalds- und Starbucks-Gutscheine zu Weihnachten verschenken. Zu meiner Verteidigung: Die gibts gratis, wenn man genügend Visakarten-Punkte hat. Irgendwo muss ich ja Geld sparen. Denn verdienen tu ich mit all diesen Jobs keinen Rappen. Im Gegenteil. Warum genau wollte ich nochmal Kinder?