Ich hab irgendwie das Gefühl, dass der Zeitpunkt, zu dem wir in diese Welt gepresst (oder gezerrt) wurden, doch irgendwie in der einen oder anderen Weise eine Rolle spielen müsste. Aber vielleicht auch nicht. Kind 2 kam per geplantem Kaiserschnitt zur Welt. Ich wusste Wochen im Voraus, an welchem Tag es das Licht der Welt erblicken würde. Hätte mein Sohn keine Querlage gehabt, und wäre, wie seine Schwester, natürlich geboren worden, wäre sein Geburtstag ziemlich sicher ein anderer. Wäre dann auch er ein anderer? Sicher ist: Er hätte um einiges früher oder später geboren werden müssen, um ein anderes Sternzeichen zu haben.
Falls ihr dieser Tage Eltern werdet, liebe Leserinnen und Leser, erblickt euer Kind im Zeichen der Jungfrau das Licht der Welt. Also googelt und jubiliert, denn es wird behauptet, für Eltern sei dieses das angenehmste Sternzeichen überhaupt, im Handling .
Ich habe zwei davon, deshalb hab ich keinen Vergleich. Aber jede Menge Erfahrung, die ich euch, liebe Jungfrauen-Eltern, gern weitergebe. Das wichtigste Merkmal dieser Spezies sei Ordnungsliebe, wird behauptet. Sagen wirs mal so: Ihr Chaos hat vielleicht ein bisschen mehr System als das von anderen. Sie sortieren zwar gern Dinge, aber nur dann, wenns total unnötig ist – zum Beispiel die Pommes Frites auf dem Teller nach Länge, und sicher nicht die Legosteine nach Grösse oder Farbe. Letztere gehören dann auch mal öfter zum Plan: «Mami, wir haben aufgeräumt. Das, was noch auf dem Boden liegt, ist Dekoration.» Und wer drauftritt, ist selbst schuld.
«Kreativ sind sie hingegen beide. Am allermeisten beim Erfinden von Ausreden.»
Ein weiteres Merkmal von Jungfrauen: Sie sollen vorsichtig sein und keine Risiken eingehen. Auf Kind 1 – übrigens eine August-Jungfrau – trifft das durchaus zu. Es ist schon als Kleinkind nie irgendwo raufgestiegen, ohne sich ganz sicher zu sein, wieder runterzukommen. Kind 2 ist überall zuerst mal rauf, hat dann runtergeschaut und losgebrüllt. Auf sein Konto gehen ein Büchergestell, diverse Zimmerpflanzen und eine Kühlschranktür, und eine Zeitlang waren wir Dauergäste in der Notaufnahme. Das Kinder-Schlagzeug, das es sich zu seinem 6. Geburtstag gewünscht hatte, hat genau einen Tag überlebt, danach wars zerlegt. Im Nachhinein bin ich mir ziemlich sicher, dass es sich das Instrument auch ausschliesslich zu jenem Zweck gewünscht hat. Soviel zur sprichwörtlichen Musikalität der Jungfrauen. Wobei ich gar nicht mal glaube, dass Kind 2 unmusikalisch ist. Es hat einfach keinen Bock zum Üben.
Das gilt auch für Kind 1. Es hat einfach das Glück, dass ihm Klavierspielen und Singen ziemlich leichtfallen, und es auch sonst erst im Gymnasium erstmals in eine Situation geriet, in der es mal richtig büffeln musste. Kreativ sind sie hingegen beide. Am allermeisten beim Erfinden von Ausreden. Wie hätte man auch wissen können, dass man allergisch auf Stroh reagiert, und deshalb niemals die Kaninchen ausmisten kann, die man nur unter jener Bedingung bekommen hat? Und dies gleich im Doppelpack (sowohl die Häsli als auch die Stroh-Allergie der Kinder).
Tja, liebe Eltern, ihr seht: Es ist fast alles wahr, was man so sagt. Herzlichen Glückwunsch zu euren Jungfrauen.