Bestimmt war ich als jemand, der «Giacobbo/Müller» nie wirklich lustig fand, das falsche Publikum für deren Bühnen-Comeback: Am Samstag traten die beiden Komiker zwei Jahre nach Absetzung ihrer Sendung wieder im SRF auf. Der einmalige Auftritt hiess «Giacobbo/Müller in Therapie».
Der rote Faden der Show: Mithilfe des Publikums und eines Psychologen sollten die beiden diverse ihrer Störungen und Neurosen behandeln, unter anderem mit Konfrontationstherapie, in der das Komiker-Duo einige seiner alten Nummern wiederbeleben konnte.
Solidaritäts-Lachen
Manchmal gibt es bei mir bei Schweizer Stand-Up eine Art Schweizer-Bonus. Der geht so: Weil ich etwas entzückt bin, meine Muttersprache und Züri-Schlieren-Witze auf einer Bühne zu hören, bin ich etwas gewillter, aus Solidarität mitzulachen, beziehungsweise die Mundwinkel anzuheben. So ging es mir oft mit «Giacobbo/Müller».
Deren kleines Bühnen-Comeback war deshalb wohl vor allem für die alteingesessenen Fans gedacht. Für diejenigen, die sich wirklich den Bauch vor Lachen halten mussten, denn für Menschen wie mich, gab es nicht viel zu lachen, es gab lediglich ein paar Szenen zu lächeln.
Papa-Humor
Sie kennen den Ausdruck «Papa-Humor»? Dabei handelt es sich meist um geflickte und zusammengebastelte Wortwitze, oder auf der Hand liegende Bemerkungen. Der Ausdruck «Papa-Humor» kommt natürlich daher, dass meist Väter sich dieses Humors bedienen. Wenn auch immer ich Viktor Giacobbo, 66, und Mike Müller, 54, zuhöre, werde ich mit dieser Art Humor konfrontiert, was in mir ein pubertäres Augenrollen auslöst. Auch bei diesem einmaligen Bühnen-Auftritt fand ich, dass die Pointen zu sehr auf der Hand lagen. Die Witze waren mehrheitlich flach und vorhersehbar.
Der einstige «Giacobbo/Müller»-Bassist Dani Ziegler, 45, begleitete den Abend musikalisch und mimte den mürrischen Musiker, der sich für eine gute Gage zu dem Auftritt hat überzeugen lassen. Warum er mich amüsiert hat, verstehe ich nicht. War noch nie der Fall. Vielleicht hat die Sendung bei mir im kleinen Rahmen ausgelöst, was sie bei Fans auslösen soll: Nostalgie-Romantik.
Nach fast zwei Stunden Auftritt, als sich die Sendung dem Ende näherte, durfte das Publikum einige Fragen an die beiden Satiriker richten. Sie haben dann spontan auf der Bühne geantwortet und da war ich überrascht: Obwohl der Humor nicht tiefer ging, als bei den einstudierten Nummern, musste ich lachen. Ich verspürte wohl auch als Zuschauer einen kleinen Adrenalinkick.
Irgendwann endete die Sendung dann. War schön, die beiden wieder gesehen zu haben, Lachfurchen werde ich nach der Samstagsnacht jedoch keine mitnehmen. Es war... nett. Nett und bisschen witzig. Ganz ok. Ganz ok, bisschen nett und zwischendurch ein bisschen witzig. So.