Wie schade: Schon fast 50 Minuten um... Das dachte ich mir, als ich am Freitagabend auf SRF1 «Inshallah – Salars Reise zu seinen persischen Wurzeln» schaute. Und das denke ich äusserst selten. Was einerseits daran liegt, dass sich viele TV-Formate künstlich und krampfhaft in die Länge ziehen. Aber auch an meiner Wahrnehmung, dass es neuen Formaten oder Dokumentationen oft an Seele fehlt. Bei der Sendung mit Salar Bahrampoori, 40, wurde ich mit beidem verwöhnt: Inhalt und Persönlichkeit.
«Glanz&Gloria»-Moderator Salar Bahrampoori macht sich in einer zweiteiligen Dokureihe mit dem Auto von der Schweiz aus auf dem Weg in den Iran, um unter anderem der Frage «Wie wichtig ist Heimat?» nachzugehen.
Diese Frage stellt sich für ihn, da er sich als Sohn einer Schweizerin und eines Iraners immer zwischen den Welten gefangen fühlte. Als kleiner Bub flüchtete Salar mit seiner Familie aus dem Iran in die Schweiz und es scheint, als sei er da nie wirklich angekommen.
Der erste Teil der Sendung zeigte Salars letzte Tage vor der grossen Reise und die Durchfahrt durch den Balkan und die Türkei bis zur iranischen Grenze. An Salars Seite sein Freund und Kameramann Reto. Es ist unklar, ob die Reise als Plausch oder als TV-Projekt geplant wurde. Und das ist ein Grund, weshalb mir die Sendung so gut gefallen hat.
Während der Fahrt erzählt Salar Bahrampoori seinem Kollegen von seiner Jugend, von den Erinnerungen an seinen verstorbenen Vaters, dem er den Film widmet, und davon wie es war, als Ausländerkind in der Schweiz aufzuwachsen.
Die Erzählform war undramatisch, fast schon pragmatisch... So, wie es zum Fernsehmann passt. Authentisch und unaufgeregt. Kein einziges Mal fand ich, es sei unnötig am Dramarad gedreht worden. Die Nähe zum Protagonisten war schnell aufgebaut und rasch fieberte ich als Zuschauerin bei der Reise und bei jedem Grenzübergang mit.
So eine Erzählform funktioniert nur dann, wenn Protagonist und Kameramann sich nah genug stehen und eine solche Nähe auch dem Zuschauer vermittelt werden kann.
Leider endete der erste Teil nach der Einfahrt in den Iran. Natürlich war das so geplant, denn mein verärgertes Auf-den-Tisch-klopfen, nachdem die Worte «und nächste Woche...» fielen, ist eigentlich mein Versprechen, bei der Fortsetzung wieder einzuschalten.
Es sind Ideen wie diese, die ich als Zuschauer schätze. Was bei welcher prominenten Person im Kühlschrank steht, lässt meine Gehirnzellen hin und her schaukeln. Aber Salar Bahrampoori auf eine persönliche Reise zu begleiten, bei der ich als Zuschauer etwas zu sehen kriege, das ich sonst niemals hätte sehen können, weiss ich zu schätzen.
7000 Kilometer durch Europa bis in den Iran. Wer macht das schon? Und wer nimmt mich auf eine solche Reise schon mit? Und auch die persönlichen Fragen, die sich der Moderator stellt, sind solche, mit denen sich viele andere auch konfrontiert sehen.
Nun warte ich gespannt, ob diese Fragen in der nächsten Folge am 5. Juli befriedigend beantwortet werden.