Im Raum mit giftgrünem Teppich und weissen Tischen und Stühlen herrscht aufgeregtes Stimmengewusel. Wo sonst wohl eine strikte Sitzordnung herrscht, ist für einmal Chaos. Etwas unentschlossen gesellen sich Redaktoren, Bildredaktoren, Grafiker und Art-Directors an den Tisch. Während die einen ihre Papiere ordnen, starten die anderen ihren Laptop. Dann räuspert sich eine Männerstimme und es wird ruhig.
Gestern Mittwoch war ich noch im vertrauten Büro in Zürich Altstetten, heute bin ich in den Räumlichkeiten der «L'illustré» in Lausanne VD. Die «Schweizer Illustrierte» produziert anlässlich des Volksfest Fête des Vignerons in Vevey ein Heft ganz aus der Westschweiz. Dafür bin ich gemeinsam mit einem Dutzend Redaktionskollegen an den Genfersee gereist. Eine Woche lang berichten wir von Lausanne aus über die unbekannte Westschweiz: ihre Perlen in Wirtschaft, Kultur, Politik, Sport und Showbiz. Auf schweizer-illustrierte.ch bringen wir euch während der nächsten sieben Tage die Persönlichkeiten aus der Suisse Romande näher. Die geballte Ladung Berichte gibt es dann in der Westschweiz-SI am Freitag, 26. Juli.
Mit diesem einwöchigen Projekt will die SI eine Brücke schlagen zwischen der Deutschschweiz und der Westschweiz. Das Französisch ist eine unserer Landessprachen und das Welschland beherbergt viele Schweizer Stars. Daher sehen wir es als journalistische Pflicht, unseren Leserinnen und Leser in der Deutschschweiz die Trümpfe der Romandie zu zeigen.
Dass wir in dieser Zeit bei unserem Schwesternmagazin, der «L'illustré», nisten, ist besonders praktisch: Schliesslich kennt man sich innerhalb der Ringier-Gruppe bereits ein wenig. Nun gilt es, einander besser kennenzulernen und den redaktionellen Austausch zu intensivieren.
Genau wie bei uns im Medienpark arbeiten die Journalisten hier im Grossraumbüro. Während wir in Zürich-Altstetten weit weg von der Shopping-Meile sind, ist die Redaktion hier mitten in der Stadt. Das heisst, ein Apéro an einem lauschigen Plätzchen ist geradezu Pflicht und lässt sich wunderbar mit einem gemütlichen Feierabend-Bummel durch die Boutiquen verbinden.
Bevor wir aber zum gemütlichen Teil übergehen, ist nun erstmal Arbeiten angesagt: In Begleitung von Michel Jeanneret, Chefredaktor der «L'illustré», weibelt SI-Co-Chefredaktor Werner De Schepper durch die Redaktion. Bilder werden ausgedruckt und ausgelegt, Layouts werden gemacht und es wird eifrig am Laptop getippt. Um 14.00 Uhr schreitet Peter Rothenbühler, der frühere Chefredaktor der SI, durch die Glastüre herein. Für mich als SI-Küken ist seine Erscheinung eine Premiere – bisher kannte ich nur das Porträt aus seiner wöchentlichen Kolumne «Die Rothenbühler Kolumne».
Schon an Tag 1 wird mir klar – wir alle kommen uns näher in dieser Westschweiz-Woche. So sitzt Textchef Jan Morgenthaler für einmal nicht im separaten Kabäuschen und auch die Chefredaktion hat keine Einzelbüros. Überhaupt sind die Kommunikationswege hier kürzer: So hocken Bildredaktions-Chefin Nicole Spiess und ich dieses Mal nicht fünf Meter entfernt voneinander, sondern teilen uns den Schreibtisch.
Friedlich und entspannt werkeln wir beide vor uns hin. Im Hintergrund unterhalten sich zwei Journalistinnen der «L'illustré» bei Zimmerlautstärke. Ich bin noch keine zwölf Stunden hier, aber eines kann ich sagen: La bienvenue chez les Welsches ist geglückt!