Die Nacht zum Ostermontag war irgendwie eine traurige. Ein Club, der das Schweizer Nachtleben, wenn nicht das europäische, geprägt hatte, schloss für immer seine Pforten. Das OXA in Zürich Oerlikon rief zum letzten Tanz. Eine Erfolgsgeschichte sondergleichen fand ihr Ende, denn leider wurde auch dieser Tanzpalast ein Opfer der Zeit - wo in den 90ern und in den frühen 2000er-Jahren noch die wildesten Partys weit und breit stiegen und Raver der alten Schule bis in die Morgenstunden Sterne sahen, steppte zuletzt nicht mehr immer der Bär.
Wer nun denkt, dass einfach ein weiterer Club seine Tore schloss, unterschätzt das OXA. Dessen Publikum mag älter und nicht mehr ganz so trinkfest geworden sein, weshalb es wohl immer seltener den Weg in die charmant-kaputte Halle fand. Aber mit diesem Laden wurden mehrere Generationen gross, und viele lebten quasi mit, in und nach dem OXA. Die Tarot-Afterhours wurden auf unzähligen Heckscheiben verewigt, kein Club in Europa hat, meines Wissens, mehr CDs veröffentlicht und verkauft - das OXA war ein Lebensgefühl.
Nach fast 10-jähriger Abstinenz beschloss ich schon vor einer Weile, das Closing jenes Clubs zu besuchen, der einer der ersten war, in dem ich damals feierte, als mir als St. Galler in Zürich vor über 15 Jahren asyl gewährt wurde. Ich fand mich damals in einer neuen Welt wieder, wie so viele. Am Closing erging es mir nicht anders. Die Stimmung war schlicht einmalig - von Wehmut getränkt, dennoch ausgelassen, wie ich es noch selten erlebt hatte, in einer Nacht ohne Grenzen, ohne Scham, leider nicht ohne Ende denn, und das wussten alle, es war die Letzte.
Zum ersten Mal überkam mich in meiner doch schon beachtlich langen Nightlife-Karriere das Gefühl, dass die Party vorbei ist. Ich sah Leute, die mit Tränen in den Augen zu altbekannten Bässen und Melodien tanzten - ein Bild, das mir auch nach zwei Wochen nicht aus dem Kopf geht. Mit dem OXA stirbt ein Teil des Schweizer Nightlife. Aber wo immer sich eine Tür schliesst, geht eine andere auf, bestimmt - denn die Party kann, darf, soll, ja, muss weitergehen - denn sie tut uns gut. Goodbye OXA!