«Dort wo du Liebe findest, wirkt der Geist der Weihnacht» – so heisst es in dem einzigartigen Meisterwerk nach Charles Dickens’ «A Christmas Carol». Wusstet ihr ausserdem, dass Charles Dickens gar keine Person, sondern ein Muppet war? Genauer gesagt, ein Muppet mit dem Namen Gonzo. Und dieser hing stets mit einer Ratte namens Rizzo herum. Okay, ich gebe zu, ganz so war es dann doch nicht. Ja, Charles Dickens war ein Schriftsteller des 19. Jahrhunderts und ein Genie, während Gonzo…eben Gonzo ist. Aber eines haben sie gemeinsam: Sie sind Teil eines Meisterwerks. Denn aus «A Christmas Carol» wurde in den 1990er Jahren kurzerhand «The Muppet Christmas Carol» und damit der beste Weihnachtsfilm aller Zeiten kreiert. Denn die Marleys waren tot und damit wollen wir beginnen. Genau, bei den Muppets gab es kurzerhand einfach zwei Marleys, statt nur einen, wie Dickens es einst geschrieben hatte. Sonst sind aber alle Charaktere wahrlich auf den Punkt gebracht.
Von all den Geistern der Weihnacht, über Bob Cratchit – gespielt von Kermit, dem Frosch – bis hin zu unserem griesgrämigen Antagonisten Ebenezer Scrooge. Wer hier allerdings einen Muppet erwartet, dem habe ich nur eines zu sagen: Humbug! In die Rolle von Scrooge, der Weihnachten so verachtet und geizig bis ins geht-nicht-mehr ist, schlüpft der zweifache Oscar-Preisträger Michael Caine, der den Charakter so überzeugend darstellt, dass man beinahe nicht mehr merkt, dass es sich um einen Muppet-Film handelt. Was ist das Geheimnis? Michael Caine hat es selbst einst gelüftet und sagte, er machte von Anfang an klar, dass er die Muppets nicht als Puppen betrachten und behandeln würde, sondern in den einzelnen Szenen als vollwertige Schauspielkolleginnen und -Kollegen. Dadurch erhält Ebenezer Scrooge einen ganz besonderen Dreh und es läuft einem ein kalter Schauer über den Rücken, wenn Michael Caine in seinem schwarzen Mantel, Hut und Gehstock grimmig durchs Bild läuft.
Es gibt unzählige Verfilmungen von «A Christmas Carol», doch meiner Meinung nach hat es bisher niemand mehr so gut hinbekommen wie die Muppets. Selbst bei den Dialogen bleibt die Verfilmung zum Teil extrem nah am Buch von Charles Dickens dran. Mit Liedern, die gute Laune machen, das Herz berühren und Lust auf Weihnachten machen ist es kein Wunder, dass dieser Film jedes Jahr in meiner Familie an Heiligabend auf dem Pflichtprogramm steht. Obwohl es eher ein Privileg ist, dieses Werk immer wieder schauen zu dürfen, als eine Pflicht. Trotz Muppets ist «The Muppet Christmas Carol weit entfernt davon, albern zu sein – was durchaus auch an der Performance von Michael Caine liegt. Aber auch an der Story selbst. Natürlich lacht man Tränen, aber diese fliessen genauso aus Traurigkeit, Mitgefühl und Liebe. Wer jetzt Lust bekommen hat, es mir gleich zu tun und an Heiligabend einfach mal ins – ziemlich schmutzige – London des 19. Jahrhunderts zu reisen, um herauszufinden, ob Ebeneezer Scrooge sich zum Guten ändern kann, dem habe ich nur eines zu sagen: Kommt rein auf Disney+ und lernt ihn besser kennen, Kumpel!