Ich habe ein Geständnis zu machen: «Kevin – Allein zu Haus» und «Kevin – Allein in New York» gehören nicht zu meinen Favoriten in der Weihnachtszeit. Natürlich, sie sind Klassiker, aber im Vergleich zu manch anderen Weihnachtsfilmen sind sie ein wenig überbewertet. Viele von euch werden jetzt vielleicht verständnislos den Kopf schütteln, aber ich kann die Filme nicht geniessen, ohne mich fürchterlich aufzuregen. Über Kevins Familie, seinen Onkel, seine Eltern, die ihm immer die Schuld geben, und vor allem über seinen älteren Bruder Buzz, der er sich offenbar zur Lebensaufgabe gemacht hat, Kevin zu drangsalieren und zu demütigen – und immer, wirklich IMMER damit davon kommt. Ich weiss ja nicht, was Kevins Vater beruflich macht, aber wenn er Anwalt ist, kann ich nur sagen: Die armen Klienten. Denn Mr. McCallister scheint nicht besonders gut darin zu sein, Menschen zu durchschauen, denn sonst würde er vielleicht mal merken, was für ein Idiot sein älterer Sohn ist. Wer jetzt sagt, dass Geschwister nun mal so sind und sich eben ärgern – also Buzz ist wirklich next Level und ihr könnt mich nicht vom Gegenteil überzeugen.
Nein, der arme Kevin ist das schwarze Schaf der Familie. Beachtet man ihn, bekommt er nur Ärger. Beachtet man ihn nicht, vergisst man ihn daheim oder steigt ohne ihn ins Flugzeug. Also muss sich Kevin alleine durchschlagen. Und dann schafft er es, ganz alleine als 10-Jähriger sein Daheim vor bösen Einbrechern zu beschützen und alles, was er zum Dank bekommt, ist – genau – Ärger. Vor allem wieder mal von Buzz.
Also, ihr merkt: Ich bin kein Fan von den Filmen. Es gibt aber einen Film der «Home Alone»-Reihe, den ich tatsächlich mag: «Home Alone 3», oder auf deutsch «Wieder allein zu Haus». Eingefleischte Kevin-Fans werden mir hier bestimmt widersprechen, aber Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden.
Gleiches Gerüst, bessere Story!
Im Prinzip ist das Grundgerüst für «Home Alone 3» dasselbe wie von «Home Alone 1 + 2», aber mit einem bedeutenden Unterschied: Der Protagonist Alex wird nicht einfach von seiner Familie vergessen. Er liegt mit Windpocken zur Vorweihnachtszeit daheim im Bett, seine zwei älteren Geschwister – seine Schwester wird von Scarlett Johansson gespielt – sind in der Schule, sein Vater muss auf Geschäftsreise und seine Mutter muss wegen eines Notfalls ins Büro, obwohl sie eigentlich gesagt hat, sie bleibt daheim, um sich um Alex zu kümmern. Sie fragt allerdings die ältere Nachbarin, ob sie ein Auge auf Alex haben kann. Vergleich also: Die Familie geht ihrem Alltag nach und Alex wird von seiner Familie gemocht!
Während Alex sich zu Hause mit seiner Ratte Doris die Zeit vertreibt und die Nachbarschaft beobachtet, entdeckt er ein paar komische Gestalten, eine Bande von gut organisierten Kriminellen, die auf der Suche nach einem wertvollen Computerchip sind, der sich unbewussterweise in Alex’ Besitz befindet. Sie finden das heraus, wollen bei Alex einbrechen, doch der kleine Tüftler hat ihnen so manche Falle gestellt und – Spoiler – siegt am Ende. Und wird für sein mutiges Verhalten von allen gelobt – selbst von seinen Geschwistern, die ihn letztlich eben wirklich gern haben! Ganz anders also als bei Kevin und seiner Familie. Und für die Verbrecher muss es ganz schön frustrierend sein, denn im Gegensatz zu Marv und Harry sind sie strukturiert, organisiert und grösstenteils extrem intelligent und gerissen – werden aber am Ende doch von einem kleinen Jungen überlistet.
Manche werden vielleicht sagen, dass der Film doof ist, nachdem sie ihn geschaut haben. Fair enough. Ich sage aber: gebt ihm eine Chance und versucht, Kevin McCallister, seine Familie und seine Geschichte einmal nicht durch die nostalgische Kultbrille zu betrachten. Und ganz wichtig: achtet immer darauf, welche Tasche ihr am Flughafen mitnehmt – euer Leben könnte davon abhängen.