«Für wer isch de Vegi-Täller?» Ein Satz, mit dem viele Langzeit-Vegetarier*innen früher an Anlässen und in Restaurants plötzlich in den Mittelpunkt gerückt wurden. Unangenehm. Auch Dorrit Türck, ihres Zeichens Gemüsespezialistin, Rezeptentwicklerin, Yogalehrerin und Autorin des Kochbuchs «Gmües», erlebte oft solche Momente. Heutzutage sinkt die Hemmschwelle, fleischlos zu kochen. Mittlerweile gibt es viele Vegis – aber auch genügend Rezepte?
Style: Spezialbehandlungen und Foodshaming gegenüber Vegetarier*innen – wie gehst du persönlich damit um?
Dorrit Türck: Heute ist das fast kein Thema mehr. Vielleicht wird ja irgendwann andersrum gefragt, im Stil von «Wer hat das Gericht mit Fleisch?».
Warum würdest du eine vegetarische Ernährung weiterempfehlen?
Realistisch ist es nicht, dass irgendwann alle vegetarisch leben, aber schön wäre es. Aus ethischen und gesundheitlichen Gründen. Ich wünsche mir vor allem, dass wir wieder bewusster konsumieren und zu der Art und Weise zurückkehren, wie sich unsere Grosseltern ernährt haben: nachhaltiger und tierfreundlicher. Was jetzt gerade passiert, wird mit dem Bevölkerungswachstum irgendwann nicht mehr aufgehen. Wir machen die Erde kaputt. Warum muss man drei Mal am Tag Fleisch essen? Da muss definitiv ein Umdenken stattfinden.
Seit wann ernährst du dich fleischlos und wieso?
Seit ich 14 Jahre alt bin. Es hat sich einfach nicht mehr richtig angefühlt, dass ein Tier für mich sterben muss. Beim Yoga geht es viel um den Fluss der Lebensenergie, da wäre es falsch, etwas Totes zu essen.
Wie kreierst du deine Rezepte?
Wenn ich auf dem Markt bin, lasse ich mich vom Gemüse-Angebot inspirieren. Ich überlege erst dann, was ich damit machen könnte.
Es gibt bereits sehr viele vegetarische Kochbücher – ist irgendwann «ausgekocht»?
Nicht wirklich. Einerseits, weil der Vegetarismus immer noch voll in der Trendphase steckt und andererseits, weil sich noch viel tun muss. Wir sind gerade wieder mitten in der Wiederentdeckung von alten Gemüsesorten und lernen die Vielfalt von Gemüse zu schätzen.
Was macht dein Buch besonders?
Es zeigt die Vielfalt der verschiedenen Gemüsesorten auf eine einfache Art und Weise – mit Zutaten, die es überall gibt. Mir geht es darum, das Leben der Menschen zu bereichern. Ich versuche, die Leser*innen bei gewissen Themen an der Hand zu nehmen, beispielsweise beim Abschmecken oder bei der Zusammenstellung eines ausgewogenen Gerichts.
Wer soll es lesen?
Die Rezepte sind familientauglich und für all diejenigen gedacht, die sich in ihrem Arbeitsalltag gerne gesund ernähren. Vegetarier*innen soll es neue Inspiration bieten. Zudem gibt es auch Gerichte für Veganer, Flexetarier und die, die das Fleisch gerne weglassen wollen, aber nicht genau wissen, wie. Ich würde mich geehrt fühlen, wenn auch Fleischesser meine Rezepte ausprobieren würden. Sie sind hoffentlich so gut, dass es gar kein zusätzliches Fleisch mehr braucht.
Worauf sollte bei einer Ernährungsumstellung geachtet werden?
Damit der Körper alle Nährstoffe erhält, ist eine ausgewogene Ernährung sehr wichtig und dafür gibt es einen Leitfaden im Buch.
Wie sieht die Zukunft der Vegi-Küche aus?
Rosig! Sie ist definitiv in der Sterneküche angelangt. Das macht ihren Ruf natürlich um einiges besser: Vegetarismus schaffts aus der Verzichts- in die Genussecke!
Das neue Kochbuch «Gmües» von Dorrit Türck ist unter anderem im Landliebe Onlineshop erhältlich.