Wir altern digital. «Digital Aging». Das ist ein seit wenigen Jahren diagnostiziertes Phänomen. Denn das sogenannte Blue Light, das von Smartphones, TV, Tablets, Flatscreens und Monitoren ausgestrahlt wird, kann bis tief in die Haut eindringen und oxidativen Stress verursachen. Die Haut Altern lassen. Eben digital. Wegen zu viel Smartphone-, In-den-Laptop-, und weiterem Bildschirm-Geglotze.
Ausserdem schlafen wir schlechter, nachdem ausreichend Zeit vor dem Screen verbracht wurde. Die naheliegende und kostenlose Lösung: Weniger Smartphone-Geglotze. Das mit den Computer-Bildschirmen lässt sich jedoch berufshalber manchmal nicht so einfach eingrenzen. Dafür gibt es mittlerweile, als Schutz für die Augen zumindest, aber eine Lösung. Angeblich. Und die wäre: Brillengläser, die das Blaulicht rausfiltern. Brauchen wir das?
Und es ward Blaulicht
Blaues Licht ist jetzt nicht per se schlecht. Auch ohne elektronische Geräte gibt es davon tagsüber draussen ganz viel. Es pusht die Aufmerksamkeit hoch, macht uns wacher. Weil eben Tag. Aber wenn man so viel davon aufgenommen hat, unterdrückt es die natürliche Melanin-Produktion in der Nacht. Und davon brauchen wir wiederum genug, um schlafen zu können.
Indem die neuen Brillen das Blaulicht um bis zu 20 Prozent reduzieren, versprechen die (mittlerweile sehr zahlreichen) Herstellenden nun, dass man dadurch besser schläft und sich die Wahrscheinlichkeit einer Schädigung der Netzhaut reduziert. Unter anderem verspricht das auch Schauspielerin Drew Barrymore:
Wissenschaftler:innen sind gemäss der New York Times von der Wirkung der optischen Filter nicht überzeugt. Diverse Studien besagen: Die Gläser sind nicht notwendig. Bei einer Untersuchung wurden dabei beispielsweise insgesamt 5000 Augen nach einer Operation mit einer synthetischen Linse und Blaulichtfilter ausgestattet. Die Patient:innen haben dadurch keinerlei Vorteile verzeichnen können.
Ein Optiker aus England musste sogar eine Geldbusse von umgerechnet fast 51 000 Franken zahlen, weil er die Gläser damit bewarb, die Retina vor Schäden zu bewahren. Dass die das können, dafür gibt es keine wissenschaftliche Grundlage.
Wenn man vermindern möchte, dass das Auge durch zu viel Bildschirmarbeit ermüdet, solle man gemäss dem amerikanischen Augenarzt David Ramsey lieber ab und zu Pausen machen, alle Bildschirme aus dem Sichtfeld entfernen. Und auch für einen besseren Schlaf, solle man eher ein bis zwei Stunden vor dem ins Bett gehen alle Screen-Sichtungen eliminieren. Es liegt nämlich nicht nur am Blaulicht, dass wir nach langem Smartphone-Konsum abends nicht richtig eindösen können. Mit oder ohne Brille also.