Alles Umschreiben hilft hier nichts. Geht es um den Blick in die Kloschüssel, müssen wir Klartext reden: Unser Urin ist nicht immer einfach hellgelb. So, jetzt ist raus, was wir alle längst wussten. Die Farbskala bewegt sich von fast klar bis hin zu – na ja – Farbtönen, die wir bei unseren Körperausscheidungen so nicht vermutet hätten. Grünlich, bräunlich, orange – ist das alles noch normal? Wir haben mit einem Experten gesprochen, um diese Frage zu klären. Präventionsmediziner Dr. med. Johannes Gutwald vom Arzthaus Zürich City verrät, was die Farbe unseres Urins über unsere Gesundheit verrät.
Nicht gleich Panik schieben
Zuerst einmal geben wir Entwarnung: Dass unser Urin nicht immer ein und dieselbe Farbe hat, ist vollkommen normal: «Je nach aufgenommener Trinkmenge verfärbt sich der Urin heller oder dunkler. Das ist – insbesondere nach dem Schlafen – nicht dramatisch», beruhigt Dr. Gutwald. «Lediglich, wenn sich die dunkle Färbung auch nach viel Flüssigkeitszufuhr nicht ändert, sollte ein Arzt aufgesucht werden.» Andersherum gilt ein ähnliches Prinzip: Farbloser Urin und ein dennoch grosses Durstgefühl können laut Gutwald ein Zeichen von Diabetes mellitus sein. Ein Test beim Arzt gibt Gewissheit.
Kleine Farbenlehre
Eure Sorge ist nicht durch eine Abstufung von Gelb, sondern einer anderen Farbe bedingt? Auch hier heisst es erst einmal: ruhig bleiben. Nur schon die Ernährung könnte eine einfache Erklärung liefern. Der Experte klärt auf, dass Randen oder grosse Mengen an Brombeeren unseren Urin rötlich färben können. Ausserdem ist Vitamin B2 für eine starke Gelbfärbung verantwortlich. Dunkelbrauner, grüner oder blauer Urin kann in seltenen Fällen durch Medikamente hervorgerufen werden. Immer gilt aber: Erledigt sich die Färbung nicht von selbst, sobald die Vitamine oder Medikamente abgesetzt werden, könnte etwas anderes, nicht ganz so harmloses dahinterstecken. Kann die Randen- oder Brombeeren-Theorie bei rotem Urin ausgeschlossen werden, ist meist Blut verantwortlich. «Eine orange Färbung kann mit zu wenig Flüssigkeitszufuhr zusammenhängen, aber auch ein Zeichen für eine erhöhte Ausscheidung von Bilirubin sein. Der Stoff ist ein Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffs und in normaler Konzentration für die gelbe Farbe des Urins verantwortlich», sagt Dr. Gutwald. Hilft viel Trinken also nichts, sollte der Arztbesuch obligatorisch werden.
Achtung, Gefahr
Direkt zum Arzt sollte der Weg führen, wenn der Urin trüb erscheint, Flocken enthält oder bereits vor dem ersten Wasserlassen ein gelbliches Sekret aus der Harnröhre austritt. «Hier sollte an eine Infektion oder eine Erkrankung der Harnwege gedacht werden», so der Experte. Auch bei schäumendem Urin sollten die Alarmglocken läuten: «Das könnte ein Hinweis auf Eiweissverlust in der Niere sein und sollte bei einem Arzt abgeklärt werden, um auf Nummer sicher zu gehen.»