Die Augen jucken, die Nase läuft, der Kopf fühlt sich an wie unter einer Glocke, geniesst wird quasi im Minutentakt. Hach, Frühling …
Ja, die schönste Saison des Jahres hat für viele von uns nicht nur positive Seiten. Während die einen sich über wärmer werdende Temperaturen, spriessende Blümchen und motiviert zwitschernde Vögel freuen, sind die anderen schwer mit Nasenspray, Allergietabletten und Taschentüchern beschäftigt.
Man könnte nun meinen, dass wir dieses Jahr etwas glimpflicher durch die Pollen-Saison kommen. Schliesslich trägt man ständig brav einen Mund-Nasen-Schutz. Da sollten Heuschnupfen und Covid-19 doch den Kürzeren ziehen, oder? Eine Studie der University of Oslo unter der Leitung von Wissenschaftler*innen des Helmholtz Zentrums München und der Technischen Universität München belegt leider das exakte Gegenteil.
Geschwächte Abwehr bei erhöhter Pollenkonzentration
Allergiker oder nicht: Wabern Pollenschwaden durch die Luft, reagiert die körpereigene Abwehr in abgeschwächter Form auf Viren in den Atemwegen, die verantwortlich für Schnupfen und Erkältungen sind. Sollten mit einem Virus infizierte Zellen also normalerweise Signalproteine produzieren, die benachbarte Zellen dazu aufrufen, ihre antivirale Abwehr zu verstärken, geschieht das beim vermehrten Einatmen von Pollen tendenziell weniger. Auch die eigentlich heilsame Entzündungsreaktion des Körpers wird beeinflusst. Die Folge: Die Zahl der Atemwegserkrankungen kann ansteigen – das gilt auch für Covid-19.
Diese Analyse der Forscherinnen und Forscher beruht auf Pollendaten von 130 Stationen in 31 Ländern auf fünf verschiedenen Kontinenten und zeigt, dass luftgetragene Pollen im Durchschnitt 44 Prozent der Varianz der Infektionsraten erklären können. So kamen im Untersuchungszeitraum in manchen deutschen Städten zum Beispiel zeitweise pro Tag bis zu 500 Pollen auf einen Kubikmeter, was insgesamt zu einem Anstieg der Infektionsraten um mehr als 20 Prozent führte.
«Betrachtet man die Verbreitung des SARS-CoV-2, müssen Umweltfaktoren wie Pollen mit in die Rechnung aufgenommen werden. Das Wissen um diese Auswirkungen eröffnet neue Wege für die Prävention und Abmilderung von Covid-19.»
Athanasios Damialis, Erstautor der Studie
Besonders für Risikogruppen bedeutet das, im Frühjahr unbedingt die Pollenflugvorhersagen im Auge zu behalten. Mindestens bei einer sehr hoch angekündigten Konzentration, im besten Fall aber immer, sollten dann FFP2- und FFP3-Masken, die Pollen und den Virus gleichermassen von unseren Atemwegen fernhalten, für den nötigen Schutz sorgen.