«Du nimmst bestimmt die Pille?», fragt er kurz vorm Sex. Sein Beitrag zur Verhütung. Damit ist die Sache für viele Männer erledigt. Doch fast jede Frau kennt die Stimmungsschwankungen, die die Pille verursacht, die Gewichtszunahme, die Kopfschmerzen, das schwindende Lustempfinden. Manche lassen sich unter Schmerzen die Spirale in die Gebärmutter legen, manche setzen sich vor jedem Sex ein Diaphragma ein, einen mit Silikon überzogenen Ring. Andere lassen sich das Hormon Gestagen in den Arm spritzen oder ein Hormonstäbchen implantieren.
Studie zur Anti-Baby-Pille für den Mann
Immer mal wieder liest man etwas über die Pille für den Mann oder andere Methoden, die ihn in die Verantwortung nehmen könnten. Lange gab es dazu keine Durchbrüche. Mittlerweile gibt es eine neue Tierstudie, die einen vielversprechenden Anwärter bei der Suche nach der männlichen Form der Geburtenkontrolle präsentiert. Forschende an der Universität von Minnesota haben eine Antibabypille für männliche Mäuse entwickelt, die zu 99 Prozent wirksam eine Schwangerschaft verhindert.
Das Verhütungsmittel zielt auf ein Protein im Körper ab, das eine Form von Vitamin A aufnimmt. Das ist an der Spermienproduktion und Fruchtbarkeit beteiligt. Die Forschenden verabreichten männlichen Mäusen vier Wochen lang diesen Wirkstoff mit der Bezeichnung YCT529 – die Tiere wiesen eine drastisch niedrigere Spermienzahl auf. Vier bis sechs Wochen, nachdem das Verhütungsmittel abgesetzt wurde, konnten die Mäuse wieder eine weibliche Maus befruchten.
Warum gab es nicht schon früher eine Antibabypille für Männer?
Seit den 1970er-Jahren forschen Wissenschaftler*innen an der Entwicklung einer männlichen Antibabypille. In den Neunzigern untersuchte die Weltgesundheitsorganisation Testosteron als potenzielles Verhütungsmittel und stellte fest, dass es die Spermienzahl sehr wirksam verringert. Allerdings waren hohe Hormonspiegel erforderlich, um die Spermien wirksam zu unterdrücken. Das führte zu Nebenwirkungen: Gewichtszunahme, Akne, Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen. Entspricht eigentlich den gut dokumentierten Nebenwirkungen, die Frauen von hormonellen Antibabypillen berichten. Die für Männer setzte sich deswegen aber – im Gegensatz zu dem Pendant für Frauen – nicht durch.
Wann können wir mit einer männlichen Geburtenkontrolle rechnen?
«Ich wäre sehr skeptisch, solange ich keine Daten vom Menschen sehe», sagt Dr. Amin Herativ – ärztlicher Leiter eines Programmes zum Thema männliche Unfruchtbarkeit und Männergesundheit –, zur New York Times. Es gäbe entscheidende Unterschiede zwischen der Interaktion zwischen den Genen von Menschen und Mäusen und in den Fortpflanzungssystemen. Es dauere noch mindestens 10 Jahre, bis die Pille für den Mann auf den Markt kommen könne. Dennoch: Das Medikament gilt schon jetzt als Wegbereiter in der nicht-hormonellen Geburtenkontrolle.