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Kollagen-Hype

«Nützts nichts, schadets nichts»

Kollagen-Präparate sollen zu schöner Haut führen und gut für die Gelenke sein. So lautet zumindest das Versprechen der Hersteller. Ob das stimmt und warum sie selbst solche Präparate zu sich nimmt, erklärt Dermatologin Dr. med. Marianne Meli.

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Woman hands with a scoop with collagen or protein powder and a glass of water. Trendy beauty supplement for healthy skin and bones. Flatlay, top view.

Kollagen-Präparate werden häufig in Pulverform angeboten.

Getty Images/iStockphoto

Frau Meli, rund 20 Prozent unseres Körpers bestehen aus Kollagen. Was ist das, und woher kommt der aktuelle Hype?

Marianne Meli: Kollagen-Präparate gibt es eigentlich schon lange. Weshalb das im Moment gerade so gefragt ist, kann ich nicht beantworten. Kollagen ist das häufigste Protein, das wir im Körper haben. Es besteht aus den Aminosäuren Glycin, Prolin und Hydroxyprolin. Wir haben es am häufigsten in Knochen, Gelenken, Sehnen und in der Haut. Kollagen ist verantwortlich für die Elastizität und Stabilität unseres Körpers.

Was ist der Unterschied zwischen Kollagen in den trendigen Produkten im Vergleich zu normalem Gelatine-Pulver?

Die Menge und die Konzentration. Die hergestellten Kollagen-Präparate enthalten eine riesige Menge und eine höhere Konzentration im Vergleich zum Gelatinepulver.

Und was halten Sie von den Versprechen der Hersteller*innen, dass Kollagen auch gut für die Gelenke und nützlich für den Darm ist?

Es kann was dran haben. Aber es fehlen dazu die guten Studien.

Was meinen Sie in diesem Kontext mit «gute Studien»?

Zum Beispiel doppelblinde Studien, wo man Testpersonen nimmt, von denen die einen das Placebo nehmen und die anderen Kollagen. Auch braucht es objektive Messparameter wie zum Beispiel Hautproben oder Messgeräte, um das Ansprechen beurteilen zu können.

Warum gibt es bisher keine solchen Studien?

Kollagen ist ein Nahrungsergänzungsmittel, welches keinen wissenschaftlichen Nachweis braucht, um verkauft zu werden.

Trotz fehlenden Nachweisen ist der Absatzmarkt für Kollagen-Produkte am Boomen ...

Ja, die Versprechen der Firmen sind auch hoch. Wir wollen alle jung sein und gute Gelenke haben. Grundsätzlich klingt es super. Wir brauchen diese Kollagen-Bausteine. Die Frage ist aber: Können wir das Kollagen aus diesen Präparaten wirklich aufnehmen und einbauen? Wenn wir es mit der Nahrung zu uns nehmen, wird es zuerst gespalten in Aminosäuren. Dann kommt es in den Körper, welcher diese Aminosäuren dann wieder zusammenbauen müsste. Der Körper hat mit der Einnahme aber keinen Trigger, das Kollagen zu bilden.

Gibt es einen effektiven Weg, Kollagen zu bilden und so die Haut zu verjüngen?

Ja. Bei Therapien, welche die Kollagen-Bildung stimulieren. Zum Beispiel Lasertherapien, Ultraschalltherapien oder Micro Needling. Dort bringt man in der Haut eine Verletzung an, also einen gewünschten Reiz. Die Zellen merken dann, dass sie neues Kollagen bilden müssen.

Aktuell werden viele Nahrungsergänzungsmittel-Präparate mit Kollagen beworben. Woraus bestehen diese?

Richtiges Kollagen kann man nur tierisch gewinnen. Es wird aus Rind-, Schwein-, Huhn- oder Fischabfällen rausgefiltert. Es gibt kein veganes Kollagen. Pflanzen stellen kein Kollagen her. Durch pflanzliche Ernährung kann man lediglich die Aminosäuren einnehmen.

Was sollte man beim Kauf von Kollagen-Produkten beachten?

Wichtig ist die Haltung. Wenn man zum Beispiel ein Rinderkollagen nimmt, sollte man darauf schauen, dass es von Tieren aus Weidehaltung stammt. Wie beim Fleischkauf auch. Zudem sollte es hydrolysiertes Kollagen sein. Das heisst, die Aminosäureketten sind schon vorgespalten. So können sie vom Körper besser aufgenommen werden, und es gibt seltener allergische Reaktionen. Das Pulver sollte gut löslich und nicht klumpig sein.

Nehmen Sie selbst Kollagen?

Ja, ich probiere es seit ein paar Monaten. Aber ich kann nicht sagen, dass ich etwas merke. Ich bin schon so ein bisschen ein Marketingopfer. Ich sage immer: «Nützts nüt, schadts nüt.» Schaden tut es sicher nicht. Ich bin gespannt auf den objektiven Nachweis, also die Studien.

Ihre Tipps für junge Haut?

Genügend Sonnenschutz auftragen und nicht rauchen! Die UV-Strahlung treibt den Kollagen-Abbau stark voran. Gesunde Ernährung, viel Bewegung und alles, was uns länger leben lässt, ist auch gut für die Haut. Natürlich gibt es Faktoren, die wir nicht beeinflussen können, wie unsere Genetik.

Von Aline Spescha am 14. November 2023 - 09:00 Uhr