Zwei Fragen.
1.) Wart ihr schon mal so richtig, richtig verknallt?
2.) Hat entsprechender Crush sich schon mal mit einer einzigen Geste oder Äusserung komplett ins Liebes-Aus katapultiert?
Falls ihr beide Fragen mit ja beantworten könnt, habt ihr «the Ick» erlebt. Der Begriff leitet sich vom englischen «icky», also «eklig», ab. Euch hat in besagter Situation also plötzlich … der Ekel gepackt. Ja, das ist etwas drastisch formuliert. Trotzdem ist der Grat zwischen «OMG, wie cute bist du denn?!» und «Ähm … WTF is denn mit dir los!?» offensichtlich ein ziemlich schmaler. So können uns zum Beispiel Mundgeruch, spröde Lippen oder zu grosse Schweissflecken von jetzt auf gleich die rosarote Brille von der Nase fetzen. Wo eben noch die zurecht-idealisierte Person der Träume stand, steht dann nur noch ein random Wesen, mit dem wir eigentlich lieber nichts mehr zu tun haben möchten.
«Ekel kann in irrationalen Ausformungen auftreten. So können zum Beispiel durch (unbewusste) Erinnerungen an frühere Situationen bestimmte Gerüche oder auch Geräusche starken Ekel erzeugen. Der/die Partner/in erinnert uns (unterbewusst) durch einen Geruch oder eine Handlung an etwas oder jemanden, das oder den wir in der Vergangenheit abstossend fanden. Dann ekeln wir uns plötzlich, obwohl dieses Gefühl vielleicht gar nichts mit der aktuellen Person zu tun hat», erklärt sich Diplom-Psychologin Nicole Engel das seltsame Phänomen.
Nun ist diese Reaktion ja rational betrachtet alles andere als fair. Ist es also überhaupt vertretbar, eine junge Liebe wegen «the Ick» gleich wieder im Keim zu ersticken? Oder einen treuen Partner wegen «the Ick» plötzlich weniger wertzuschätzen?
«Das Gefühl Ekel tritt generell auf, wenn wir mit ‹schmutzigen› Dingen in Berührung kommen, also mit Dingen, die für uns möglicherweise giftig, ansteckend oder schädlich sind. Evolutionär hat Ekel den Sinn, uns vor ‹Gefährlichem› zu warnen»,
weiss Nicole Engel. Allerdings auch, dass es helfen kann, sich aktiv und bewusst mit dem Gefühl auseinanderzusetzen – gegebenenfalls sogar mit der Unterstützung eines Experten.
«Hat es mit Vergangenem zu tun, oder finde ich tatsächlich mein jetziges Gegenüber ‹ekelerregend›? Die Wertschätzung der eigenen Geschmacksgrenzen ist aber generell ein guter Schutz, gerade im sexuellen Bereich bei Partnerschaften. Niemand sollte sich, nur um dem Partner oder der Partnerin einen Gefallen zu tun, auf Dinge einlassen, die das eigene Schamgefühl verletzen.»
Wenn euch das nächste Mal «the Ick» überfällt, atmet also erst mal tief durch – und lasst euch die klassische Phrase «Es liegt nicht an dir, es liegt an mir» durch den Kopf gehen. Ist jetzt wirklich so unentschuldbar gewesen, was das Gegenüber getan hat? Oder liegt das Problem nicht vielleicht doch etwas tiefer? Packt es an der Wurzel – so ein Schweissfleck macht schliesslich noch keinen schlechten Menschen.
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