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«Sorry, finde Treffen gerade etwas heikel»

Immerhin taugt Corona als Absagegrund

Physische Treffen können nach wie vor stattfinden. Im äussersten Fall mit Abstand, unter freiem Himmel. Sofern wir die Begegnung wollen. Wenn nicht, gibts eine plausible Notlüge: Corona. Wie praktisch.

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Frau am Handy

Welche Ausrede solls denn sein: «Habe Bauchschmerzen», «Schon was vor», «Muss leider arbeiten»? Oder «Sorry, finde Treffen wegen Corona gerade etwas heikel».

Getty Images

Krumme Sachen haben einen schlechten Ruf. Die Vergiftung von Kreml-Kritiker Alexej Nawalny war krumm. Ebenso Trumps anfängliche Verharmlosung des Coronavirus. Krumme Sitzpositionen bestrafen mit Rückenschmerzen und krumme Rüebli gelten als weniger schön.

Wir streben nach der Geraden. Suchen während einer Achterbahn der Gefühle die Konstante. Den ebenen Boden. Auch, was die Corona-Kurve betrifft. «Flatten the Curve» lautet der Schlachtruf im Kampf gegen das Virus. Und die Kontaktbeschränkung ist Teil der Strategie.

Es gab keine Fussball EM, keinen Festival-Sommer. Jegliche Begegnungen wurden ins Internet verlegt. Plötzlich war das Feierabendbier ein Anstossen gegen den Bildschirm, die Geburtstagsparty ein Anlass im kleinen Rahmen und Tanzen im Stammclub ein Wochenendplan der Utopie. New Normal. 

Leben in Zeiten von... gänzlicher Benachteiligung? 

Nein. Corona hat auch Vorteile. Nie war es einfacher höflich ein Treffen zu umgehen. Jemanden nicht sehen zu wollen, zeugt 2020 von Verantwortung. Beweist, dass die Krise ernst genommen wird und wir uns um die Gesundheit der Mitmenschen scheren. Die Corona-Ausrede ist ein Universal-Alibi. Besser als vermeintliche Regelschmerzen und definitiv sympathischer als die Null-Bock-Wahrheit. Hier eine Kostprobe zur Veranschaulichung:

Date

Date
Getty Images

Das Dating-Leben ist toll. Bis es anstrengend wird. Was es eigentlich nicht sein müsste, hielte man sich artig an das oberste Gebot: Ehrlichkeit. Entpuppt sich eine Begegnung als vergeudete Lebenszeit, die ohne ein klares Signal länger andauern könnte, beendets. Im besten Fall mit der Wahrheit. Nur im schlimmsten mit Ghosting. Aktuell funktioniert aber auch: «Sorry, mir ist während Corona nicht wohl dabei, zusätzlich Menschen zu treffen. Verstehst du sicher.» 

Weihnachten

Mann mit Lichterkette
Getty Images/Vetta

«Wer seine Familie liebt, fährt einfach nicht zu ihr», heisst es in einem Kommentar von Zeit Online. Was in der Vorstellung so fröhlich und selig sein könnte, endet in der Realität manchmal mit Stress und Streit. Dieses Jahr Weihnachten sausen lassen? Falls sich das scheinbar besinnlichste aller Feste die letzten Jahre als hübsch dekorierte Horror-Fete erwies, warum auch nicht. Wenn nicht in diesem Jahr, wann dann?

Silvester

Wake me up in 2021
Getty Images

Das neue Jahr gebürtig zu zelebrieren, hat Tradition. Und der dazugehörige W-Fragen-Katalog rund um die Silvester-Party ein lästiges Image. Wo feiern? Was anziehen? Wie anstossen? Feiert den Jahresbeginn dieses mal bewusst ruhig – ihr könnt also alle Einladungen ohne schlechtes Gewissen ablehnen.

Treffen mit Freunden

Jungs auf dem Sofa
Getty Images

Samstag Abend: Bett oder Bar? Jogginghose oder Jeans? Im Warmen bleiben oder ins Kalte gehen? Es gibt Abende, an denen hat man keine Lust auf Freunde. Kein Bedürfnis nach Gesellschaft und keinen Drang nach Deep Talk. Zuhause zu bleiben ist legitim. Wars schon vor Corona. Mit dem Unterschied, dass euch die Freunde davor um jeden Preis aus dem Bett prügeln wollten und ihr mit dem Corona-Argument nun das letzte Wort habt. 

Gym-Session

Frau auf Spinning Bike
Getty Images

Sport hilft gegen Stress, hebt schlechte Laune. Wisst ihr alles – deshalb habt ihr euch längst an einen Fitness-Buddy gebunden, der euch mehrmals wöchentlich mitschleift. Keine Motivation? Keine Ausrede. Oder zumindest eine schlechte. Treibt weiterhin fleissig Sport (weil: wichtig), aber verwendet getrost Corona als Ausrede (weil: gerade sehr nachvollziehbar und nicht die blödeste Idee). 

Nutzt die Vorteile der Pandemie solange ihr könnt – schliesslich ist Corona nur ein Ausredegrund mit Ablaufdatum. Habt ihr diesen überhaupt schon mal benutzt? Und wenn ja, in welchem Szenario? 

Von Vanessa Vodermayer am 16. Dezember 2020 - 18:50 Uhr