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Downloads gegen das Down

Was können Mental-Health-Apps?

Verhaltensmuster erkennen, Dampf ablassen, Emotionen festhalten – sind Mental-Health-Apps die Tagebücher unserer Zeit?

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Simon Upton / Trunk Archive

Zeit ohne Handy ist Wellness für den Kopf. Wie es uns trotzdem helfen kann?

Simon Upton / Trunk Archive

Social-Media-Neid, dauernde Erreichbarkeit, schlafraubendes Scrollen auf Instagram – manchmal scheint es, als hätte das Smartphone nur Schlechtes mit sich gebracht. Der Effekt auf unsere mentale Gesundheit? Negativ, darauf deuten mehrere Studien hin. Dass jetzt ausgerechnet Apps positiv auf unsere Stimmung wirken sollen, strotzt vor Ironie. Tatsächlich ist es einfach eine natürliche Entwicklung: Einen grossen Teil unseres Lebens kontrollieren wir inzwischen über das rechteckige Portal in unserer Hand – wieso nicht auch die mentale Gesundheit?

Ganz wichtig: Überhöhte Erwartungen sind hier fehl am Platz.

Eine Mental-Health-App wird keine Therapie ersetzen, wer unter Depressionen leidet, braucht professionelle, persönliche Hilfe. Aber auch für Therapeuten könnten die neuartigen Stimmungstagebücher eine interessante Möglichkeit sein, ihre Klienten noch besser kennenzulernen. Per Knopfdruck lassen sich damit nämlich zu jeder Tages- und Nachtzeit Emotionen festhalten, werden von den schlauen IT-Konstrukten in Wörter oder Musik übersetzt. Das digitale Logbuch kann so helfen, die Fäden des komplexen Kopfknäuels zu entwirren. Erstens, weil wir damit die Übersicht über Höhen und Tiefen behalten, vielleicht sogar Zusammenhänge erkennen können: Haben unsere Down-Days einen gemeinsamen Nenner? Wann fühlen wir uns jeweils am zufriedensten? Zweitens, weil die Hemmschwelle zum virtuellen Teilen niedrig ist. Wer seine Sorgen (noch) nicht einer realen Person mitteilen mag, fühlt sich eventuell bereit, bedrückende Emotionen einer App anzuvertrauen. Eben genauso, wie wir das früher mit dem Tagebuch gemacht haben.

Belastende Gedanken niederschreiben, teilen, loswerden

Natürlich sind die neuen Logbücher auf einem anderen Level: Je nach Künstliche-Intelligenz-Quotient der digitalen Helfer erkennen sie Warnzeichen und schlagen Bewältigungsstrategien wie Atemübungen oder Visualisierungen vor. Eigentlich profitieren wir aber schon alleine dadurch, dass wir die belastenden Gedanken niederschreiben, teilen, loswerden. Diffuse Gefühle werden fassbarer und können besser bewältigt werden. Haben wir das Smartphone und seine Mental-Health-Wirkung also vorschnell verurteilt? Nicht unbedingt. Trotz hilfreicher Instrumente mögen wir keine Lobeshymne singen. Wahrscheinlich wird es noch Jahre dauern, bis unsere mentale Gesundheit bereit ist, problemlos mit Smartphone-Einflüssen umzugehen. Willkommen in der digitalen Evolution.

3 Apps, die helfen

Stoic
Die englische App im minimalistischen Design ermutigt einen morgens und abends, je eine kurze Übung durchzuführen. Je nach Stimmung schlägt das schlaue Launentagebuch eine Meditation, eine Visualisierung oder eine Atemübung vor. Eine Wochenübersicht hilft, die Kontrolle über seine mentale Gesundheit zu bewahren und Krisen zu erkennen.
Für iPhone und Android, Basic-Version gratis, Premium-Version Fr. 32.– pro Jahr.

Moodpath
Während vierzehn Tagen stellt die App morgens, nach- mittags und abends drei Fragen und findet so heraus, wie es um unsere Mental Health steht. «Haben Sie einen schwächeren Appetit als sonst?», steht da, oder: «Finden Sie tägliche Aufgaben übermässig anstrengend?» Genau wie bei der Stoic-App erhält man so eine hilfreiche Stimmungsübersicht.
Für iPhone und Android, Basic-Version gratis, Premium-Version Fr. 25.– pro Quartal.

Cove
Diese vom britischen National Health Service (NHS) finanzierte Mental-Health-App tanzt aus der Reihe. Sie setzt auf Musik, um Emotionen auszudrücken. So entsteht nach und nach so etwas wie ein musikalisches Stimmungsjournal. Wer sich mit Tönen wohler fühlt als mit Wörtern, findet damit eine gute Ausdrucksmöglichkeit. Pluspunkt: das hübsche, moderne Design der App.
Für iPhone und Android, gratis, keine Premium-Version erhältlich.

Von Carla Reinhard am 9. März 2020 - 08:30 Uhr