Wenn die Schulen voraussichtlich am 11. Mai wieder öffnen, haben wir zwei Monate mit unseren Kindern daheim verbracht. Viele von uns mussten Homeoffice und Homeschooling unter einen Hut bringen – keine einfache Sache. Die Arbeit von zu Hause aus hat aber auch einige Vorteile. Fünf davon haben wir für euch zusammengetragen:
Wir erinnern uns: Aufstehen, die Kinder wecken, Frühstück auftischen (bestenfalls selber etwas essen), sich und die Kinder anziehen oder letztere mindestens 13 Mal ermahnen, dass sie es selbst tun sollen, kontrollieren, dass alle Zähne geputzt sind, an 1378 Dinge denken, die unbedingt mit müssen in Kindergarten, Schule und zur Arbeit, dann Kinderfüsse in Schuhe und Kinderarme in Jacken zwängen und nassgeschwitzt das Haus verlassen. Und das noch vor der Fahrt im übervollen ÖV. Stress pur!
Jetzt geht es morgens deutlich gemütlicher zu und her, es fliessen keine oder weniger Tränen, die Tage werden auch mal im Pyjama verbracht, niemand muss sich beeilen, um rechtzeitig aus der Tür zu sein oder den Bus zu erwischen. Traumhaft!
Wer Kinder hat, weiss, wie viel Schmutzwäsche jede Woche (jeden Tag!) anfällt. Doch – Homeoffice sei Dank – haben wir das Problem aktuell besser im Griff. Was wir vor dem Lockdown nämlich abends oder an freien Tagen machen mussten, können wir jetzt jederzeit tun: Die Ladungen dreckiger Wäsche zwischen Zoom-Meetings und Mittagessen kochen in die Maschine werfen. Zwar müssen wir die Berge danach selbst zusammenlegen und verräumen, aber trotzdem: Welch unglaubliches Gefühl!
Das Telefon klingelt, die Schule des Sohnes ist dran: Man möge Klein-Joshua bitte abholen, er habe Fieber und Halsweh. Also lassen wir auf der Arbeit alles stehen und liegen und eilen so schnell wir können dahin. Danach gehts ab nach Hause, im Wissen, dass wir uns mit Sicherheit in den ersten sieben Minuten mit krankem Kind anstecken und die kommenden Tage schniefend, hustend und fiebrig durchs Leben gehen werden. Natürlich werden Kinder auch jetzt krank, aber wir müssen aus Betreuungsgründen nicht sieben wichtige Job-Termine schieben – Entlastung pur!
Kindergeburtstage, Fussballturniere, Kinderkonzerte: Die Pre-Corona-Lockdown-Wochenenden bleiben vollgestopft in Erinnerung. Seit Wochen nun chauffieren Mütter und Väter im ganzen Land ihren Nachwuchs nicht mehr von A nach B, um sie dann rechtzeitig wieder abzuholen, weil abends ja noch ein Familienfest ansteht. Was auf den ersten Blick total öde erscheinen mag, ist einfach nur wunderbar. Durchatmen, Langeweile aushalten, langsam machen, den Moment geniessen. Und das alles ohne Stress. Davon profitieren Kinder und Eltern.
Fertig arbeiten, Kinder abholen, zusammen nach Hause stressen, Abendessen kochen (welches kaum ein Kind wirklich essen will), übermüdete Halbwüchsige vor Dummheiten und Unfällen bewahren, sie in Schlafanzüge manövrieren, ihnen die Zähne putzen, Geschichten vorlesen und dabei die eigenen Augen irgendwie offenhalten, dann ab in die Küche und putzen, die Wohnung aufräumen, schliesslich K. o. auf Sofa sinken – und das alles in einer Zeitspanne von zwei Stunden. So sahen typische Abende vor Corona aus. Jetzt gehen die letzten Stunden des Tages deutlich gemütlicher vonstatten. Immens, wie viele elterliche Nervenfäden so heil geblieben sind.