Eine Paarbeziehung erfordert ein beständiges Investieren in das gemeinsame Projekt Liebe. Am besten stellt man sich zwei Menschen in einem Boot auf dem Fluss vor, die von einem Ufer ans andere rudern wollen. Nur wenn beide beständig rudern, haben sie eine Chance, ans andere Ufer zu gelangen.
Jeder soll in einer Beziehung eigenständige Freiräume haben dürfen. Frauen treffen sich regelmässig mit ihren Freundinnen. Doch vier von fünf Männern haben nach vier Jahren Ehe keinen Freund mehr. Paare, die glücklich sind, geben sich Freiräume, denn eine gelungene Beziehung ist kein Synchronschwimmen.
In jeder Liebesbeziehung kommt es zu Ungleichgewichten. Sie übernimmt stillschweigend alle sozialen Kontakte, sein Job ist die Organisation der Ferien. Glückliche Paare machen von Zeit zu Zeit eine Fairness-Bilanz und bringen ihre Liebe wieder ins Lot.
Es ist leider unvermeidlich, dass wir uns beim Zusammenleben hie und da verletzen. Lernen Sie, Verletzungen wiedergutzumachen. Wichtig: Wenn Sie sich verletzt fühlen, müssen Sie es melden. Darauf antwortet Ihr Gegenüber: «Ich sehe, mein Verhalten hat dich verletzt, das tut mir leid. Was brauchst du, um mir verzeihen zu können?» Anschliessend soll das auch umgesetzt werden. Schon das Eingeständnis, dass ein ungewolltes Verhalten verletzt hat, sorgt für Erleichterung.
Das durchschnittliche Paar in der Schweiz redet täglich sieben Minuten zusammen. Das ist zu wenig, um ein Gefühl von Geborgenheit und Intimität zu entwickeln. Glückliche Paare pflegen regelmässige Paarinseln: Sie sitzen durchschnittlich 14 Minuten zusammen, hören sich je sechs Minuten zu und geben anschliessend Rückmeldung, was sie gehört haben. Einmal im Jahr gehen sie gemeinsam eine Woche ohne Kinder in die Ferien, und zwei Abende im Monat organisieren sie ein Date. Natürlich soll auch die Sexualität im strengen Alltag nicht zu kurz kommen. Planen Sie einen gemeinsamen Liebesabend, wechseln Sie ab mit der Initiative. Denken Sie daran: Kinder erleiden keinen Schaden, wenn die Eltern es zusammen lustig haben.
Nervt euch etwas an eurem Partner? Fragt ruhig: «Ist dieses Verhalten für dich lösbar? Oder ist es für dich unlösbar?» Letztlich regen wir uns vor allem über Dinge im Alltag auf, von denen wir den Eindruck haben, der andere könnte das unsinnige Verhalten uns zuliebe aufgeben. Doch jeder hat das Recht zu sagen: «Schatz, dieses Verhalten ist für mich unlösbar.» In diesem Fall bleibt nichts anderes übrig, als es aus Liebe zum Partner zu schlucken. Paare, die akzeptieren können, dass sie unlösbare Probleme haben, sind langfristig glücklicher. Das hat die Forschung gezeigt.
Kleine Aufmerksamkeiten halten die Liebe im Alltag frisch. Gebt euch gegenseitig Rückmeldung - auch für kleine Dinge. Regelmässige Überraschungen sind wirksame Höhepunkte, die auch eine alte Liebe wieder zum Strahlen bringen.
Henri Guttmann, Paartherapeut aus Winterthur ZH, hat diese Tipps für euch zusammengestellt.