Nachdem eine Frau ein Kind zur Welt gebracht hat, sinkt ihr Östrogenspiegel rapide ab. Das kann unter anderem verstärkten Haarausfall zur Folge haben. Nun haben frischgebackene Mütter nach einer Geburt natürlich allerhand zu tun. Sie müssen sich zuerst in den Familienalltag einfinden und – sofern es dem Baby und ihnen selbst gutgeht – sollte natürlich die Freude über das kleine Geschöpf im Zentrum stehen.
Dennoch verunsichert es, wenn in der Bürste oder im Abfluss plötzlich ganze Haarbüschel hängen. Allerdings ist das in der Regel weder gefährlich noch ungewöhnlich. In der Fachsprache wird das lästige Phänomen «postpartales Effluvium» genannt. Meist setzt es einige Wochen nach der Entbindung ein, bei stillenden Frauen oft etwas später, da sich der Hormonspiegel bei ihnen langsamer verändert. Besonders auffallend ist der Haarausfall für Frauen, die sich während der Schwangerschaft über eine viel vollere Haarpracht freuten.
Längere Wachstumsphase während der Schwangerschaft
Um zu verstehen, was auf dem Kopf passiert, muss man wissen, dass das Haarwachstum in drei Phasen verläuft: Wachstum, Ruhe und Ausfallen. Der höhere Östrogenspiegel während der Schwangerschaft sorgt dafür, dass die Haare länger in der Wachstumsphase bleiben und kaum ausfallen. Deshalb haben Schwangere oft volles Haar. Sinkt der Östrogenspiegel nach der Geburt oder nach der Stillzeit, gelangen viele Haare gleichzeitig zuerst in die Ruhephase und fallen dann allmählich aus. Bei einem Grossteil der Haare in der Bürste handelt es sich also um solche, die ohne eine Schwangerschaft schon längst ausgefallen wären. Kommen dann noch Stress, Schlafmangel oder ein hoher Blutverlust während der Geburt hinzu, können diese Faktoren den Haarausfall verstärken.
Meist kein Grund zur Sorge
Eine Fachperson muss deswegen nicht aufgesucht werden. Empfehlenswert ist es jedoch dann, wenn die betroffene Frau einen Eisenmangel vermutet, der ebenfalls zu Haarausfall führen kann, oder wenn der Haarausfall so stark ist, dass sich kahle Stellen bilden und sich der Haarausfall nur auf einen Bereich auf der Kopfhaut konzentriert. Eisenmangel kann sich unter anderem durch eine ausgeprägte Müdigkeit zeigen (die nach einer Geburt natürlich meist vorhanden ist), mit Blässe, Kurzatmigkeit und brüchigen Nägeln.
Wissenschaftlich erwiesene Mittel, die dem schwangerschaftsbedingten Haarausfall präventiv entgegenwirken oder die ihn stoppen können, gibt es leider nicht. Mit einer ausgewogenen, vitaminreichen Ernährung und einem achtsamen Lebensstil kann man aber immerhin dafür sorgen, dass der Haarausfall nicht noch begünstigt wird. Ausserdem sollte man aufs Färben der Haare verzichten und sich keine Dauerwelle verpassen lassen, da beides zu brüchigen Haaren führen kann. Im Grunde hilft jedoch nur Geduld: In der Regel verschwindet der übermässige Haarausfall nach maximal einem Jahr von selbst wieder, sobald sich der Östrogenspiegel wieder eingependelt hat.