Ein Satz, den wohl schon jede Mutter und jeder Vater einst gesagt hat – und sich dabei nichts Böses dachte. Wie die Familientherapeutin Edith Gätjen gegenüber eltern.de sagt, ist dies aber eine schlimme Aussage. Sie führe dazu, dass Kinder ihr Sättigungsgefühl nicht kennenlernen. Gemäss der Expertin sollten Kinder deshalb nie zum Aufessen aufgefordert werden. Sie würden mit der Zeit von selbst lernen, wieviel sie wovon benötigen, um satt zu werden.
Ebenfalls ein beliebter Satz am Familientisch. Gemäss Gätjen ist er aber «indiskutabel». Sie findet, Eltern können zwar sehr wohl entscheiden, was wann in welcher Form auf den Tisch kommt, ob und wieviel das Kind davon isst, sollte es aber selbst bestimmen.
Eine Erpressung, die zudem keinen Sinn macht, findet die Familientherapeutin. Sie beinhalte keine logische Folge, was die Kinder durchschauen würden.
Dieser Satz ist nichts anderes als Body Shaming. Und was unter Erwachsenen tabu ist, sollten Kinder erst recht nicht erleben müssen. Gätjen meint zudem: «Das Kind wird einen Grund haben, weshalb es mehr oder weniger isst.» Sollte ein Kind tatsächlich an Über- oder Untergewicht leiden, müssen die Eltern gemeinsam mit ihm daran arbeiten. Etwa, indem die Ernährung umgestellt wird oder man zusammen Sport treibt. Die Schuld aber nur dem Kind zuzuschieben, ist nicht richtig.
Auch mit diesem Satz werden Kinder erpresst. Ausserdem werde so «das gesunde Essen verteufelt und das Dessert als magischer Preis für etwas verstanden, das man nicht tun will», sagt Psychotherapeutin Susie Orbach gegenüber rundschau-online.de. Edith Gätjen meint zudem, ein solcher Satz könne dazu führen, dass Kinder das Süsse viel zu hoch bewerten.
Anstatt das Kind mit diesem Kommentar zurecht zu weisen, sollten Eltern besser überlegen, warum das Kind nicht stillsitzt. Hat es keinen Hunger mehr oder empfindet es die Stimmung am Tisch als unangenehm?
Auch dies ist eine Erpressung, die im Familienleben nichts zu suchen hat. Abgesehen davon, sollte gemäss Familientherapeutin Gätjen Essen nicht als Bestrafung und Belohnung eingesetzt werden. Weiter wird mit einer solchen Aussage das Thema «Schlafen» negativ behaftet.
Eine Regel, die wohl in fast allen Haushalten gilt. Die Expertin ist davon wenig begeistert. Sie findet, es sei für die Kleinen sogar wichtig, das Essen zu erleben. Und wenn es darum geht, das Essen zu erkunden, dürfen es die Kinder aus ihrer Sicht «mit allen Sinnen erfahren». Allerdings räumt sie ein, dass dieses Erkunden schon auch dem Zweck dienen sollte, das Lebensmittel besser kennenzulernen und zu probieren.
Natürlich sind Vitamine wichtig und natürlich sollten sich Kinder nicht ausschliesslich von Süssigkeiten ernähren. Diese zu verteufeln, macht sie jedoch nur interessant. Sind Süssigkeiten zuhause komplett verboten, werden sich Kinder spätestens mit dem ersten Sackgeld selber welche kaufen.
Diese bekannte Überredungs-Taktik impliziert Kindern, dass sie ihren Liebsten nur gefallen, wenn sie aufessen – und dabei ihr eigenes Sättigungsgefühl ignorieren. Besser wäre es, den Kindern zu erklären, warum es wichtig ist, dass sie noch ein wenig essen. Beispielsweise, weil sie den ganzen Tag herum gerannt sind und viel Energie verbraucht haben.
Nebst all den Kommentaren, die das Essverhalten von Kindern negativ beeinflussen können, gibt es natürlich auch einfache Massnahmen, die zu einem gesunden Essverhalten beitragen können.
Wichtig ist etwa, dass die täglichen Mahlzeiten immer ungefähr zur selben Zeit eingenommen werden und sich die Kinder so an einen Rhythmus gewöhnen. Auch eine feste Sitzordnung schafft Stabilität. Ausserdem sollte die Atmosphäre am Esstisch möglichst ruhig und entspannt sein. Stress und Streit verderben nämlich die Freude am Essen.
Der Esstisch ist ein Ort des Zusammenseins und des Austauschs. Kinder sollen nicht stumm das Essen herunterschlingen, sondern dürfen auch aus ihrem Alltag und von ihren Freuden und Sorgen berichten. Schaltet deshalb während des Essens den Fernseher aus und legt das Smartphone beiseite. So konzentriert ihr euch nicht bloss stärker auf die Familie, sondern sowohl Eltern als auch Kinder achten besser darauf, was und wie viel gegessen wird.
Ihr wollt, dass eure Kinder gute Tischmanieren entwickeln? Dann lebt ihnen diese vor. Schliesslich seid ihr die Vorbilder eurer Kinder. Also: Sagt «Bitte» und «Danke», wenn geschöpft oder eingeschenkt wird, wartet mit dem Essen, bis jede und jeder am Tisch vor einem vollen Teller sitzt, sprecht nicht mit vollem Mund und geht in der Regel erst dann weg vom Tisch, wenn alle fertig sind. Das sind Basics, die eure Kinder von euch übernehmen.