Das Ziel ist ehrgeizig: Rund 13'000 Teilnehmerinnen wären am Samstag 7. September nötig, um den Frauenkreis rund um den Sempachersee zu schliessen. Die Aktion «Perlenkette» will damit ein Zeichen setzen für mehr Solidarität und Gleichberechtigung.
«Der Leidensdruck für Frauen, insbesondere für berufstätige Mütter, ist in den letzten Jahren stark angestiegen», sagt Initiantin Amanda Jud, 59. Gemeinsam mit weiteren Frauen aus der Gegend Sempach gründete die Kinesiologin und Erwachsenenbildnerin vor rund fünf Wochen den Verein «The female collective».
Zweck des Vereins ist es, sich gegenseitig zu unterstützen und zu zeigen, was Frauen alles leisten. «Wir wollen uns vernetzen und alle unsere Fähigkeiten und Ressourcen nutzen», sagt Jud.
Sie ergänzt: «In meiner Praxis erlebe ich täglich, wie schwierig es für Eltern geworden ist, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen. Das ist in erster Linie ein Systemfehler. Wir fordern ein Umdenken und wünschen uns eine Gesellschaft, die geprägt ist von Gleichwertigkeit, Solidarität und Gemeinschaft.»
Alle Frauen sind eingeladen, sich ab 11 Uhr um den Sempachersee zu verteilen. Sogenannte Ankerwomen in gelben T-Shirts sorgen dafür, dass alle Teilnehmerinnen ihren Platz finden. Punkt 12 Uhr ertönt ein Signal und die Frauen geben sich die Hand. Gemeinsam schweigen sie.
Ob die Kette wirklich geschlossen wird oder nicht, ist zweitrangig. «Es funktioniert auch mit Lücken. Was zählt, ist die Anwesenheit jeder einzelnen Frau und ihre Absicht, ein Zeichen zu setzen», erklärt Jud.
Um 12:05 ertönt ein zweites Signal und alle stimmen gemeinsam ein Lied an. Ein drittes Signal folgt um 12:10. Die Kette wird aufgelöst und jede Frau wirft einen Kieselstein in den See, symbolisch für eine Perle, welche durch die verursachte Wellenbewegung das gemeinsame Ritual in die Welt hinausträgt.
Die Perlenkette bekommt dabei prominente Unterstützung: Die israelisch-kanadische Sängerin und Friedensaktivistin Yael Deckelbaum, 40, wird am Ritual selbst teilnehmen und im Anschluss danach zusammen mit regionalen Talenten ein Konzert geben.
Internationale Bekanntheit erlangte Deckelbaum im Oktober 2016 durch die Teilnahme am «March for Peace». Mehr als 3000 israelische und palästinensische Frauen marschierten dabei gemeinsam nach Jerusalem und forderten ein Ende der Kriegskonflikte zwischen Israel und Palästina. Das Musikvideo mit dem Lied «Prayers of the Mothers», das diesen Marsch zeigt, wurde seither auf Youtube sechs Millionen mal geklickt.