Einzelkind. Es tönt fast schon wie ein Schimpfwort, wenn man all die Vorurteile bedenkt, mit denen Ein-Kind-Familien sich konfrontiert sehen. Einzelkinder seien Egoisten, heisst es, weil sie nie lernen müssen, zu teilen. Auch dass sie altklug seien, sagt man ihnen nach, weil sie zu viel Zeit in erwachsener Gesellschaft verbringen. Einzelkinder seien auch eigenbrötlerisch und unfähg, jemanden wirklich selbstlos zu lieben.
Mit der Wahrheit haben diese Vorurteile – Überraschung! – überhaupt nichts zu tun.
Schauen wir uns die Vorurteile, die auf Einzelkindern lasten, doch im Detail an. Mittlerweile konnten ForscherInnen rund um die Welt nämlich die negativen Einzelkind-Klischees nämlich als unwahr und ungerecht enttarnen.
Einzelkinder haben ein überzogenes Selbstbild: Weil Einzelkinder der Augapfel ihrer Eltern sind, halten sie sich für etwas Besseres. Diese Behauptung ist falsch. US-Forschern ist es in den 90-er-Jahren gelungen, nachzuweisen, dass Einzelkinder nicht selbstsüchtiger sind als Kinder, die mit Geschwistern aufwachsen. Im Gegenteil sie schätzen ihr Können, ihre Beliebtheit sowie ihr Äusseres sogar weniger gut ein als Geschwisterkinder.
Einzelkinder sind verhätschelt: Dass Eltern, die nur ein Kind haben, diesem mehr uneingeschränkte Aufmerksamkeit schenken können, ist eine Tatsache. Es ist auch erwiesen, dass Ein-Kind-Eltern ihre Babys mehr streicheln, tragen und baden als Eltern mit mehreren Kindern. Aber Verhätscheln ist das noch lange nicht.
Einzelkinder sind unselbständig: Auch hier ist das genaue Gegenteil der Fall. Tatsächlich konnten Studien nachweisen, dass Einzelkinder früher selbständig werden als Geschwisterkinder. Warum das so ist, bleibt ein Rätsel. Manche Forschende vermuten, dass Einzelkinder früher und häufiger fremdbetreut werden und deswegen schneller lernen müssen, ausserhalb der Familie für sich einzustehen.
Einzelkinder sind Eigenbrötler: Es gibt keine Studien, das belegen können, dass Einzelkinder sich generell damit schwer tun, Freundschaften zu schliessen oder Empathie zu zeigen.
Einzelkinder können nicht teilen: Das müssen alle Kinder lernen. Es gibt Untersuchungen, die aufzeigen, dass Einzelkinder etwas später mit diesem Lernschritt konfrontiert sind als Geschwisterkinder. Aber dass er ihnen schwerer fällt, das konnte noch niemand nachweisen.
Was hingegen kein Mythos ist: Ein Einzelkind zu haben, bringt viele Vorteile. Prominente Eltern, die sich für diese Familienform entschieden haben, bereuen dies auf jeden Fall nicht.
Katie Holmes
Schauspielerin Katie Holmes hat zwar darüber nachgedacht, irgendwann mehr Kinder zu wollen, aber sich dann dagegen entschieden, weil sie ihre volle Aufmerksamkeit ihrer mittlerweile 16-jährigen Tochter Suri schenken wollte. «Ich bin die jüngste in meiner Familie. Mich trennen fünf, beziehungsweise neun Jahre Altersunterschied zu meinen Schwestern. Ich war also eine Art Einzelkind in meiner Altersklasse – und ich mochte das! Ich habe die Aufmerksamkeit meiner Mutter genossen.»
Kate Beckinsale
Schauspielerin Kate Beckinsale hat sich nicht aus vollem Herzen dafür entschieden, nach einem Kind mit der Familienplanung aufzuhören. Wie viele Ein-Kind-Eltern tat sie es mit gemischten Gefühlen. Allerdings ist ihr jetzt, da ihre Tochter Lily erwachsen und sie sowohl vom Vater Michael Sheen wie auch von ihrem neuen Ehemann getrennt ist, sieht sie es als Vorteil, nur ein Kind zu haben. Denn schon so waren die Herausforderungen, die sich ihr als Mutter stellten, gross genug. «Ich habe wirklich Glück, dass ich mit Lily die holprigen Situationen in meinem Leben gemeistert habe und es ihr damit gut geht.»
Sofia Vergara
Auch Schauspielerin Sofia Vergara entschied sich gegen ein zweites Kind. Als sie ihre zweite Ehe mit Joe Manganiellao einging, hatte sie bereits einen erwachsenen Sohn. Manolo ist mittlerweile 30 Jahre alt und hat nie ein Geschwisterchen gekriegt. Den Grund dafür nennt die Schauspielerin in einem Interview mit Harper's Bazaar: «Ich war lange alleinerziehend», erklärt sie. Diese Aufgabe ist zehrend und beanspruchend. {Was es wirklich bedeutet, alleinerziehend zu sein, erfahrt ihr unter diesem Link.) Als also ihr Sohn endlich erwachsen war, hatte das Kinderkriegen für Sofia Vergara keine Priorität mehr. «Ich war froh, dass ich endlich frei war, das zu tun, was ich wollte.»