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Tipps für verzweifelte Eltern

Hilfe, mein Baby schreit und schreit!

Manche Babys schreien täglich mehrere Stunden lang und lassen sich kaum beruhigen. Wann gilt ein Kind als Schreibaby und was kann man tun? Wir haben für euch Tipps zusammengetragen, darunter auch eine Liste mit Anlaufstellen.

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Schreibaby und Mutter Juli 2020

Kaum etwas stresst und verunsichert Eltern so wie das Weinen eines Babys.

Getty Images

Das Quäken eines Neugeborenen geht durch Mark und Bein. Sogar bei Aussenstehenden weckt es den Beschützerinstinkt – erst recht bei den betroffenen Eltern. Weinen ist zu Beginn die einzige Form, mit der ein Säugling seine Bedürfnisse kommunizieren kann. Hat mein Baby Hunger, friert es, ist es müde oder braucht  es einfach Nähe und Geborgenheit?

Mit etwas Übung lässt sich das Weinen in der Regel rasch deuten. Was aber, wenn das Baby einfach nicht aufhört mit Schreien? Sich der winzige Körper stundenlang im Gebrüll windet? Und egal was man tut, es einfach nichts nützt? Was tun, wenn man irgendwann am Ende seiner Kräfte ist? Wir haben uns erkundigt. Das wichtigste gleich vorweg: Es gibt Hilfe!

Was ist ein Schreibaby?

Von einem Schreibaby ist die Rede, wenn ein körperlich gesunder Säuglinge ohne ersichtlichen Grund viel schreit. Doch was heisst viel? Der amerikanische Kinderarzt Morris Wessel hat 1954 folgende Dreierregel aufgestellt: Ein Schreibaby ist ein Kind, das mehr als drei Stunden pro Tag (innerhalb 24 Stunden), an mehr als drei Tagen pro Woche, während mehr als drei aufeinander folgenden Wochen schreit.

​Es handelt sich dabei um einen ungefähren Richtwert, der Eltern helfen soll, einzuschätzen, ob sie ein Schreibaby haben oder nicht. Selbstverständlich kann ein Säugling, der auch etwas weniger weint, seine Eltern zur Verzweiflung treiben.

Schreibaby Juli 2020

Dreierregel: Ein Kind, das mehr als drei Stunden pro Tag, an mehr als drei Tagen pro Woche, während mehr als drei aufeinander folgenden Wochen schreit, gilt als Schreibaby.

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Fühlt euch nicht schuldig!

Rasch plagen Eltern wachsende Schuldgefühle: «Was mache ich falsch? Bin ich eine schlechte Mutter?», vor allem Frauen plagen solche Fragen. Schliesslich wollen alle nur das Beste für ihr Baby. Doch der Dauerstress, den das viele Weinen verursacht, zehrt an ihren Kräften und verunsichert zutiefst. 

Ein wichtiger Schritt, um die Situation zu entschärfen, ist zu akzeptieren, dass es nun mal so ist: «Ich habe ein Schreibaby und trage keine Schuld daran.» Wer sich diesen Satz verinnerlicht, trägt schon viel zur eigenen Entspannung bei.

Raus aus der Erschöpfungsspirale

Wenn Eltern sich gar nicht mehr entspannen können, droht ihnen rasch eine Erschöpfungsspirale. Das Baby weint, stresst dadurch die Eltern, die gestresst, dem Baby keine Ruhe schenken können. Es entsteht ein klassischer Teufelskreis.

Ein hilfreicher Ansatz bietet die Emotionelle Erste Hilfe, kurz EEH. Dabei handelt es sich um eine körperorientierte Kurzzeit-Therapie, die von der Ärztin Eva Reich und dem Psychologen Thomas Harms entwickelt wurde. Die EEH basiert auf der modernen Körperpsychotherapie sowie der Gehirn- und Bindungsforschung.

Angeleitet von einer Fachperson lernen Eltern beispielsweise, wie sie ihren Körper einsetzen können, um stress- und spannungsvolle Situationen mit ihrem Kind besser bewältigen und begleiten zu können. Einfache Atem- und Vorstellungsübungen helfen dabei, auch bei schwierigen Situationen mit dem Kind in einen Zustand von Beruhigung und Offenheit zurückzukehren.

Mutter mit Säugling in Tragetuch Juli 2020

Säuglinge sind Traglinge: Viel Körpernähe wirkt beruhigend.

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Tipps von Eltern für Eltern

Wertvolle Tipps, die auf der Erfahrung von Betroffenen beruhen, liefert auch der Verein Schreibabyhilfe. Hier sieben Sofortmassnahmen, die sich leicht umsetzen lassen:

  1. Säuglinge sind Traglinge. Tragt euer Kind möglichst oft herum. Die körperliche Nähe und die Gehbewegungen wirken auf den Säugling beruhigend.
  2. Konzentriert euch auf den eigenen Atem. Wenn ihr zur Ruhe kommt, kann sich auch euer Kind besser beruhigen.
  3. Erstellt einen Notfallplan: Wann sind meine Grenzen erreicht? Wie und woran merke ich das? Was mache ich dann? Wer unterstützt mich dabei?
  4. Das Baby darf nie geschüttelt werden! Wenn ihr merkt, dass Wut oder Aggression aufkommen, legt das Baby an einen sicheren Ort, zum Beispiel in sein Bettchen, geht in einen anderen Raum und trinkt ein Glas kaltes Wasser. Holt euch Hilfe beim Elternnotruf unter 0848 35 45 55 (24h).
  5. Lasst euch helfen. Fragt Verwandte, Nachbarn und Freunde, ob sie für eine Stunde auf das Baby aufpassen könnten, damit ihr in Ruhe duschen, schlafen oder essen könnt. 
  6. Schlaft, wann immer es möglich ist.
  7. Sucht Kontakt zu Menschen, die euch verstehen und euch gut tun. Alles andere raubt euch zusätzlich Kraft.
Hier findet ihr Hilfe:
Von Maria Ryser am 13. Juli 2020 - 17:47 Uhr