Die verrotzte Nase mal kurz mit dem Taschentuch geputzt oder ein paar kullernde Tränchen tröstend abgewischt – schon ist es geschehen. Die Kleinen haben einen mal wieder angesteckt. Denn mit jedem Niesen oder Husten katapultieren die Kinder unzählige Tröpfchen mit Millionen von Virenpartikeln in die Luft.
Doch nicht nur eine triefende Nase oder der fies bellende Husten, auch der von der Kita eingeschleppte Norovirus kann es in sich haben. Denn genauso wie Erkältungen und Grippe hat die heimtückische Magen-Darm-Erkrankung ebenfalls während der kalten Jahreszeit Hochsaison. Dann nämlich ist unser Immunsystem oft angeschlagen, die Schleimhäute weniger gegen Krankheitserreger geschützt. So kommt es besonders während der Wintermonate gehäuft auch zu Norovirus-Ausbrüchen.
Doch nicht nur in der Luft, auch auf Gegenständen wie Türgriffen, Smartphones oder Fernbedienungen können Erreger lauern und so ihren Weg zu einem neuen Wirten finden. Es ist ein Teufelskreis, hat es einmal ein Kind erwischt, geht es nicht lange, bis auch das zweite flach liegt. Und durch den andauernden und intensiven Kontakt mit den Kindern, erwischt es nicht selten auch noch die Eltern. Am Schluss ächzt die ganze Familie und ersehnt sich den Frühling schon im Dezember wieder herbei. Doch was kann man tun, um sich gegen die Bazillen zu wappnen? Worauf muss man achten, damit es nicht jedes Mal gleich die ganze Familie erwischt?
«Das Vermeiden von Kontakt ist schwierig»
Prof. Dr. med. Christoph Berger
Christoph Berger, Arzt und Abteilungsleiter Infektiologie und Spitalhygiene am Universitäts-Kinderspital Zürich, rät denn auch, einer Grippe schon von Anbeginn an wenig Chance zu geben. «Am besten ist es, sich gleich zu Beginn der Winterzeit gegen die Grippe impfen zu lassen», so der Mediziner. «Die Grippeimpfung wird vor allem älteren Personen und Personen mit chronischen Krankheiten empfohlen und jenen, die in engem Kontakt mit ihnen stehen und sich um sie sorgen. Grundsätzlich können sich aber auch Gesunde, die sich vor der Grippe schützen wollen, impfen lassen. Selbst Kleinkinder, die älter sind als sechs Monate, können dies tun.» Jetzt, Mitte November sei dafür noch ausreichend Zeit.
Hat es dann allerdings doch mal ein Familienmitglied erwischt, kann eigentlich nur eins getan werden: Den Kontakt zum Patienten (bzw. den ausgeschiedenen, in den Tröpfchen enthaltenen Viren) möglichst zu meiden. Doch gerade hier liegt der Hund begraben. Welcher Vater oder welche Mutter kann sich schon von seinen kranken Kindern fern halten? «In der Familie, im Haushalt ist das nur sehr schlecht und nur unvollständig möglich. Das Vermeiden von Kontakt ist schwierig, da ja auch Küche, Esstisch und Badezimmer geteilt werden und persönliche und pflegerische Kontakte bestehen», sagt Berger.
Deshalb gilt: Hand vor Mund und Nase beim Niesen, Papiertaschentücher verwenden und diese nicht rumliegen lassen, sondern sofort entsorgen und vor allem, Hände waschen. Gleiches gilt auch bei den ersten Anzeichen einer sich anbahnenden Erkältung oder Grippe. Also dann, wenn das Kind noch nicht bettlägrig ist, sondern einfach ein bisschen «rumkränkelt» aber eigentlich noch mit den Geschwistern oder Gspändli gerne spielen möchte.
Wer schon mal in Asien unterwegs war, weiss, dass man dort bei den kleinsten Anzeichen einer Erkrankung sofort zum Mundschutz greift. Wäre das auch eine Möglichkeit in Schweizer Schulen und Kindergärten? Denn eine Ansteckung liesse sich so auf ein Minimum reduzieren. Der Infektiologe ist skeptisch: «Klar, ein Mundschutz fängt viele dieser Tröpfchen auf. Dennoch ist er eine Massnahmen im Spital, weil das Personal dort von Patient zu Patient geht und keine zusätzlichen Krankheiten übertragen soll. Wird ein Mundschutz im privaten getragen, dann nur kurzzeitig und bei nahem Kontakt mit einem Grippepatienten. Sonst rate ich eher davon ab.»
Um ohne Probleme die kalte Jahreszeit zu überstehen, sei eines viel wichtiger: «Gute Ernährung, ausreichend Bewegung und genug gesunden Schlaf, das sind die besten Voraussetzungen um fit und gesund durch den Winter zu kommen», sagt Berger.