Spätestens mit der Einschulung feiern viele Kinder ihren Geburtstag nicht nur im Kreis der Familie, sondern auch mit einer Party mit Freunden. Doch je nach Jahreszeit, in der ein Kind zur Welt kam, variieren die Möglichkeiten stark. Während im Sommer scheinbar alles möglich ist, wirkt kaltes Winterwetter eher abschreckend. Kommt dazu, dass bei Winterkindern die Geschenkeflut nicht optimal übers Jahr verteilt ist. Das stellt viele Eltern vor die Frage: Wie wichtig ist es eigentlich, den Geburtstag am Geburtstag selbst zu feiern?
Wir haben zwei Mütter gefragt, die unterschiedlicher Meinung sind. Eine findet: «Verschieben ist ein No-Go», die andere widerspricht ihr. Hier kommen die Pro- und Kontra-Argumente direkt aus betroffenen Familien:
Pro: «Meine Schwester fand ihre Winter-Partys nie cool»
«Ich selber bin ein Juli-Kind, mein Sohn ein Juni-Kind. Wir haben also beide das Glück, unsere Geburtstage im Sommer feiern zu dürfen. Ein Fakt, der mir mindestens so viel Spass macht wie meinem Sohn. Wir haben einen Garten. Und ein aufblasbares Bassin. Dazu eine XL-Krabbe, die stehend fast zwei Meter gross ist und aus verschiedenen Öffnungen Wasser spritzen kann. Da durchzurennen ist genau so lustig wie der Fakt, dass so Jahr für Jahr Regenbogen entstehen, und das ganz ohne dass es regnet. Weniger Glück hatte meine Schwester, ein Februar-Kind. Sie ist alles andere als ein Winterkind. Ganz allgemein stammen wir aus einer Familie, die vieles ist – outdoor -, wald- und naturerprobt gehört leider gar nicht dazu.
Im Herzen sind wir alle Sommer-Kinder. Auch meine Schwester. Schon als Kind fand sie Geburipartys im Winter doof. Genau wie meine Eltern, die irgendwelche Hallen mieteten, auf Indoorspielplätze setzten, die meine Schwester nie cool fand. Als ihr zehnter Geburtstag bevorstand, sagte sie, sie wolle nicht feiern. Sie sei hässig, weil es so kalt und verschneit ist und sowieso und überhaupt. Meine Eltern schlugen vor, aus der Geburiparty eine Sommerparty zu machen. Einfach nachfeiern. Im grossen Stil. Badi, Glacé, Sirup, all in. Das Gesicht der Schwester leuchtete. Im Februar kriegte sie Geschenke und eine kleine, herzige intime Runde. Im Sommer dann noch mehr Geschenke und eine noch grössere Runde unter freiem Himmel. Sie wird dieses Jahr übrigens 50. Und wird die Party dazu, wie sie es nun schon seit 40 Jahren mit viel Freude macht, im Sommer feiern.»
Marie (45), Mutter eines Sohnes im Kindergartenalter
Kontra: «Die Party zu verschieben, kann Kinder belasten»
«Eine unserer schönsten Familientraditionen ist aus dem Wintergeburtstag meines Ältesten entstanden. Er kam Anfang Januar zur Welt. Seit dem ersten Kindergarten feiert er seine Party mit Freunden am Feuer im Wald. Zu diesem Anlass verbrennen wir jedes Jahr unseren Weihnachtsbaum: Die grünen Nadelzweige heben wir uns bis zum Schluss auf – sie ergeben eine fantastische Rauchbombe. Das ist vielleicht nicht besonders umweltfreundlich, aber dafür fliegen wir nur alle paar Jahre mal mit dem Flugzeug. Der Wald, in dem wir feiern, liegt auf einem Hügel. Wenn die Schneelage es zulässt, rodeln wir danach alle gemeinsam hinunter in die Stadt. Mein Sohn wächst im Wissen auf, dass sein Wintergeburtstag für seine Freunde ein Highlight des Jahres ist. Denn tatsächlich erleben viele Stadtkinder kaum je einen ganzen Nachmittag im Winterwald – genau das macht seine Party einzigartig. Manchmal schneit es dicke Flocken, manchmal ist es matschig und pampig, manchmal fast frühlingshaft – aber mit der richtigen Kleidung kann uns das Wetter den Spass nicht verderben.
Manche Kinder in unserem Umfeld feiern ihren Wintergeburtstag im Sommer nach. Ich finde das irgendwie uncool – im wahrsten Sinne des Wortes. Was ich dabei beobachte, ist, dass diese Kinder glauben, ihr Geburtsdatum sei irgendwie weniger gut als das von anderen. Sie sagen, sie hätten halt Pech gehabt, dass sie im Winter zur Welt gekommen seien. Das berührt mich. Kein Kind kann etwas für sein Geburtsdatum, und niemand kann sein Geburtsdatum ändern. Deshalb finde ich es essenziell, dass wir unseren Kindern nicht das Gefühl geben, diesbezüglich irgendwie schlechter gestellt zu sein als andere. Der Winter hat einiges zu bieten für Geburtstagspartys: Ein Pyjama-Kinoabend macht viel mehr Spass, wenn es draußen dunkel ist. Eine Schneespuren-Schnitzeljagd ist im Sommer auch nicht möglich. Und eben der Waldgeburtstag im Winter ist ein echtes Highlight. Wir haben mittlerweile zehn davon hinter uns und können das nur wärmstens empfehlen. Im Sommer auch mal eine Sommerparty zu feiern, dagegen spricht ja nichts – auch wenns dann halt keine Geburtstagsfeier ist.»
Sandrine (43), Mutter von zwei Teenagern