Mit ungefragten Ratschlägen ist es so eine Sache. Die können ganz schön nerven, da sind wir uns wohl alle einig. Jene von den Eltern ganz besonders. Doch wenn sie von einem Vater kommen, der es im Leben als Unternehmer wie als Musiker geschafft hat, hören wir vielleicht gern selbst mal hin.
In der SRF3-Gesprächsendung Focus erzählt Marc Trauffer, 41, was ihn als Chef zum Explodieren bringt, warum er versteht, dass ein Hip Hopper nicht mit einem «Schlageraffen» wie ihm zusammenarbeiten will, und wieso er nun auch noch das Wirtepatent gemacht hat. Und eben: Was er seinen Kindern mit auf den Weg geben will.
«Ich verstehe, dass ein Hip Hopper nicht mit einem Schlageraffen wie mir zusammenarbeiten will.»
Trauffers Tochter Lani ist 16 Jahre alt und besucht das Gymnasium, sein Sohn Lars, 18, macht eine Lehre als Sanitärinstallateur. Mutter der beiden ist Trauffers erste Ehefrau, die schon sein Schulschatz war. «Wir wollten beide früh eine Familie gründen.» Sie trennten sich dann aber, als die Kinder noch klein waren. «Rückwirkend scheint mir das logisch: Ich hatte meinen Kopf noch viel zu fest bei der Musik, wollte da durchstarten», sagt der gelernte Maurer im Interview, und gibt zu: «Damals war ich weder ein Mustervater noch ein Musterehemann.»
Doch mit seiner Exfrau blieb er freundschaftlich verbunden, und mit seinen Kindern verbrachte er in all den Jahren so viel Zeit wie möglich. Sie pendelten hin und her zwischen dem Haus von Papa in Hofstetten bei Brienz BE und Mama, die im Nachbardorf wohnt. «Wo sie mit 30, 40 Jahren stehen, weiss der Himmel, das kann man nicht voraussehen. Ich hoffe für sie, dass sie etwas finden, das sie unglaublich zufrieden macht», sagt Vater Trauffer, der im vergangenen Sommer zum zweiten Mal geheiratet hat. Er selbst habe erst in der vergangenen Zeit so richtig gelernt, zufrieden zu sein. «Zufrieden zu sein mit dem, was man hat, und dem, was man ist, ist etwas vom wichtigsten, damit sich das Glück einstellt.»
Sein Rat an seine Kinder ist deshalb, dass sie ihre Leidenschaft suchen. «Das ist für mich das Wichtigste.» Und er verrät im Interview auch, was es dafür braucht, diese Leidenschaft zu finden.
«Leidenschaft ohne Risiko gibt es nicht»
«Eine Leidenschaft kann sich erst entwickeln, wenn man etwas wagt», sagt Trauffer. «Risiko gehört dazu – wenn man sich wirklich entscheidet und zum Beispiel Opernsänger werden will, muss man einer <normalen> Lehre den Rücken kehren und alles auf eine Karte setzen.»
Wenn seine Kinder so einen Wunsch hätten und zum Beispiel auf die Bühne gehen wollten, wäre es ihm aber wichtig, dass sie zuerst ihre Ausbildung abschliessen, bevor er sie nach seinen Möglichkeiten unterstützen würde. «So wie ich es selbst mit meiner Maurerlehre gemacht habe.» Das habe ihm nicht immer Freude gemacht, gibt er zu. «Doch ich wusste, meine Eltern wären so enttäuscht, darum habe ich es durchgezogen.»
Die zweite Lehre hat er dann allerdings abgebrochen: «Wir waren damals mit Airbag auf Platz 50 der Hitparade und ich dachte, ich werde Popstar …»
«Meine Mutter fand, ich sei nicht ganz gebacken»
Nach dem Erfolg mit Airbag zog es seine Bandkollegen zurück in ihre Berufe, doch er hat als Solokünstler weiter gemacht. Und als «Alpentainer» durchgestartet. Trauffer bezeichnet seine Musikkarriere aber immer noch als «intensives Hobby». Hauptberuflich leitet er die Trauffer Holzspielwaren AG, die seit Generationen die berühmten Holzkühe zum Spielen herstellt. Dass seine Kinder den Betrieb einst übernehmen sollten, ist für ihn übrigens gar nicht so klar.
Zwar würde er nicht grad so reagieren wie seine Mutter damals: «Sie fand, ich sei nicht ganz gebacken, als ich meinen guten Job aufgab und in den Betrieb zurückkam», erzählt er. «Logisch wäre ich stolz und hätte Freude, aber gleichzeitig weiss ich, was es alles braucht, und wieviel man chrampfen muss», sagt er dazu. Heute und morgen sei die Übernahme der Firma durch seine Kinder ohnehin noch kein Thema, «jetzt sollen sie zuerst mal ihr Leben leben.»
Und eben: ihre Leidenschaft finden.