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  4. Charlène von Monaco: So können Eltern eine längere Trennung von ihren Kindern meistern
Familientherapeut über Monaco-Zwillinge

«Eine Trennung ist nicht zwangsläufig schädlich»

Eine längere Trennung, wie sie gerade die monegassische Fürstenfamilie erlebt, ist eine grosse Herausforderung. Familien-Coach Felix Hof erklärt, wie Eltern das Beste aus solchen Situationen machen können.

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Fürstenfamilie Monaco

Fürstin Charlène von Monaco sitzt in Südafrika fest. Sie hält per Videocall kontakt zu ihren Kindern.

Corbis via Getty Images

Es ist eine Situation, wie sie viele Familien kennen. Ein Elternteil ist für längere Zeit abwesend, sei es aus beruflichen, gesundheitlichen oder persönlichen Gründen. Aktuellstes Beispiel: Fürstin Charlene von Monaco lebt seit mehreren Monaten getrennt von ihrer Familie in Südafrika. Im Mai reiste die Mutter der Zwillinge Gabriella und Jacques, 6,  in ihre alte Heimat Kapstadt, um sich dort für den Artenschutz einzusetzen. Nun sitzt sie aufgrund gesundheitlicher Komplikatinoen dort fest und kann laut eigenen Aussagen wohl erst im Oktober nach Monaco zu ihrer Familie zurückkehren.

Wie können Eltern längere Trennungssituation meistern, ohne dass die Kinder darunter leiden? Familientherapeut Felix Hof beantwortet die wichtigsten Fragen.

Felix Hof, wenn ein Elternteil mehrere Wochen oder sogar Monate von einem Kind getrennt ist, wirkt sich dies zwangsläufig negativ auf das Kind aus?
Nein, eine Trennung zwischen Eltern und Kind muss nicht zwangsläufig schädlich sein. Eine solche Situation bedarf aber einer besondren Elternsorgfalt und Aufmerksamkeit dem Kind gegenüber. Und eines bejahenden und bindenden Beziehungsverhaltens. Erfährt das Kind eine verlässliche, bestätigende Bindung zum abwesenden Elternteil, helfen ihm diese Bindungsspuren, die Trennungssituation zu meistern.

Wie können Eltern eine gesunde Bindung fördern?
Indem sie ihr Kind in seiner Einzigartigkeit annehmen. Das bedeutet, dass man Freude zeigt an dem, was das Kind tut und ist. Sein Verhalten nicht verurteilt. Bindung wird dann stark, wenn das Kind sich darauf verlassen kann dass ein Elternteil immer wieder präsent ist.

Wie kann man diese Nähe auch aus der Distanz schaffen?
Erinnerungsgegenstände und regelmässiger Kontakt bestätigen dem Kind die vorhandenen Bindungsspuren und geben ihm Sicherheit. Das Kind hat so die Möglichkeit, den abwesenden Elternteil immer wieder zu verinnerlichen. Sein Bild, seine Stimme, das Verbindende.

«Grundsätzlich sind Kinder unheimlich resilient. Sie entwicklen viele Stärken und lernen mit schwierigen Situationen umzugehen.»

Familientherapeut Felix Hof

Manche Eltern fürchten sich, regelmässiger Kontakt sei kontraproduktiv, weil er immer von Neuem starkes Vermissen auslöst beim Kind.
Die Vermissensgefühle sind sowieso da. Wenn das Kind durch den Kontakt immer wieder Linderung erfährt, kann es seine Gefühle besser verarbeiten und bewältigen. Grundsätzlich sind Kinder unheimlich resilient. Sie entwicklen viele Stärken und lernen mit schwierigen Situationen umzugehen, wenn eine gute Eltern-Kind-Bindung vorhanden ist.

Welche Faktoren erleichtern Kindern die Trennung?
Ehrlichkeit ist wichtig. Erklären wir einem Kind eine Trennungssituation offen und altersgerecht, kann es damit umgehen. Tun wir das nicht, verletzen wir unsere Loyalität dem Kind gegenüber. Das erlebe ich viel bei definitiven Trennungen und Scheidungen: Wenn ein Elternteil plötzlich auszieht und man dem Kind erzählt, Papa und Mama bräuchten im Moment einfach Distanz. Erst später stellen die Kinder fest, dass die Trennung permanenter Natur ist. Wichtig ist auch die Rolle des Elternteils, der beim Kind bleibt: Er oder sie sollte nach besten Möglichkeiten die Präsenzzeiten des Abwesenden Elternteils füllen und mit dem Kind das Gespräch über den abwesenden Elternteil pflegen.

Welches Verhalten kann die Eltern-Kind-Bindung während einer Trennung schwächen?
Kinder reagieren sehr feinfühlig auf Ausreden. Oft lesen sie uns Erwachsene viel genauer, als uns lieb ist. Deswegen ist eine offene und ehrliche Kommunikation so wichtig. Wenn allerdings eine schwierige Geschichte die Trennung ausgelöst hat, durch die das Kind traumatisiert werden könnte, gilt es, die Informationen wohlüberlegt zu kommunizieren. Bei einer Operationsabwesenheit beispielsweise könnte ein Kind neben der Trennungs- plötzlich auch mit einer Verlustangst konfrontiert sein.

 
Felix Hof ist selbständiger Psychotherapeut in eigener Praxis und arbeitet unter anderem mit Familien in allen Lebensfragen. 
Von KMY am 5. August 2021 - 17:45 Uhr