Der Wind weht, die Sonne scheint, blauer Himmel... und irgendwo auf den Felsen klettert die hochschwangere Lauriane Sallin, 27, rum. Sie ist mit einer befreundeten Fotografin unterwegs, um die letzten Momente ihrer Schwangerschaft festzuhalten. Aber nicht nur. Die Bilder haben eine Botschaft: «Uns geht es darum, mit diesen Fotos eine neue Sicht auf schwangere Frauen zu ermöglichen. Stark in ihrer Natur und in ihrem Körper. Bereit, Leben zu schenken. So fühle ich mich.»
Die Bilder entanden vor wenigen Tagen auf der Kykladeninsel Tinos. Hier lebt die ehemalige Miss Schweiz mit ihrem Ehemann, dem griechischen Bildhauer Giorgos Palamaris, 34, und ihrer zweijährigen Tochter Madeleine. Nun verlässt die Familie die Insel allerdings. Denn die Fribourgerin plant die Geburt ihres zweiten Kindes in der Schweiz. Am Dienstag ist sie in ihrer Heimat angekommen.
«Ich empfand die erste Geburt als starkes und schönes Erlebnis. Es wäre schön, wenn sich das wiederholen würde.»
Lauriane Sallin
Lauriane Sallin, warum ist es Ihnen wichtig, dass Ihr zweites Kind in der Schweiz zur Welt kommt?
Bereits Madeleine kam in einem Geburtshaus in der Schweiz zur Welt. Ich empfand meine erste Geburt als so starkes und schönes Erlebnis, dass wir es beim zweiten Kind möglichst gleich machen wollen. Ich wünsche mir sehr, dass vieles ähnlich ablaufen wird. Nach der ersten Geburt fühlte ich mich sofort wieder fit und wir haben unser Gleichgewicht als Familie schnell gefunden. Es wäre schön, wenn sich das wiederholen würde.
Wie erleben Sie die zweite Schwangerschaft im Vergleich zur ersten?
Madeleine ist da, das verändert alles! Sie stellt mir die ganze Zeit Fragen und beobachtet meinen Bauch. Wie alle Eltern versuchen wir, ihre Fragen kindgerecht zu beantworten und sie gut auf die Ankunft ihres Geschwisterchens vorzubereiten. Gesundheitlich fühle ich mich bestens. Ein wenig müder als in der ersten Schwangerschaft, weil unsere Madeleine so viel Energie hat und den ganzen Tag spielt und rumtobt.
Das zweite Kind verändert viel – manche sagen, mehr als das erste. Worauf freuen Sie sich?
Auf die Geschwisterbeziehung. Ich bin sehr gespannt, wie Madeleine und das Baby miteinander umgehen werden.
Was macht Ihnen Angst?
Ich mache mir selten Sorgen oder Stress. Jetzt warte ich erst einmal geduldig darauf, wann das Baby entscheidet, auf die Welt zu kommen. Giorgos und ich sind bereit. Die Geburt ist die erste Begegnung zwischen uns und unserem Kind. Dann werden wir unser neues Familienmitglied erst einmal kennenlernen. Wie es mit Begegnungen immer ist, macht es keinen Sinn, Erwartungen zu haben. Lieber lässt man sie zu und nimmt an, wie sie passieren.
«Mutter zu sein ist für mich die vollständigste Erfahrung, die möglich ist.»
Lauriane Sallin
Hat die Mutterschaft Sie verändert?
Eine Mutter zu sein, ist für mich die vollständigste Erfahrung, die möglich ist. Sie durchläuft alle Ebenen des Seins. Ich habe eine neue Sicht auf die Welt und zwischenmenschliche Beziehungen erhalten. Ein Neugeborenes muss alles von Grund auf lernen, selbst sein eigener Körper ist für ein Baby völlig neu – und mit ihm erlernen wir Eltern ebenfalls Vieles neu. Ich beobachte Madeleine gerne bei diesem Entdeckungs- und Lernprozess. Durch ihre Neugierde und ihre Wahrnehmung wird die Welt auch zum Wunder für mich.
Wie hat sich Ihre Liebe zu Ihrem Mann verändert durch die Elternschaft?
Wir zwei haben ja eine völlig verrückte Geschichte. Wie wir uns mitten auf den Kykladen auf einer kleinen Insel zum ersten Mal getroffen haben – und nun sind wir verheiratet und erwarten das zweite Kind. All unsere Wünsche sind wahr geworden. Das Leben hat uns sogar mehr geschenkt, als wir uns jemals erträumen konnten. Kurz gesagt: Wir sind zwei sehr glückliche Menschen geworden. Und liebevolle Eltern.
Werden Sie als vierköpfige Familie lange in der Schweiz bleiben?
Auch hier versteife ich mich ungern auf ein Datum in meinem Kopf. Wir lassen es geschehen und werden sicher eine Weile hier sein. Es kommt auch stark darauf an, wie sich die Situation um das Coronavirus entwickelt.