Racha, du bist zum zweiten Mal schwanger. Gratuliere, wann ist es denn so weit?
Ende April, ich bin jetzt also Anfang des sechsten Monats.
Es ist dein zweites Kind mit einem zweiten Mann. War es ein Wunschkind?
Absolut! Geplant, gewünscht und herzlich willkommen.
Hat es so leicht geklappt wie beim ersten?
Erstaunlicherweise noch schneller. Bei Max dauerte es drei Monate und dieses Mal auf Anhieb. Es kam wie bestellt (lacht).
Wie ist es, neun Jahre später nochmals schwanger zu sein?
Es fühlt sich wie ein zweites erstes Mal an. Die erste Schwangerschaft ist so weit weg, dass ich das meiste wieder vergessen habe. Zudem bin ich heute ein ganz anderer Mensch. Ich stehe anders im Leben als mit 26 Jahren.
Was heisst das konkret?
Ich bin viel mehr bei mir selbst und habe mein Gleichgewicht, meine innere Ruhe gefunden. Ich spüre auch eine grosse Dankbarkeit für diese Schwangerschaft und kann mich viel bewusster darauf einlassen.
«Beim ersten Mal dachte ich, es sei ein Manko, wenn ich mich sensibler und verletzlicher fühle. Heute erlebe ich das als Stärke.»
Racha Fajjari
Was nimmst du bewusster wahr?
Meinen Körper und meine Kurven (lacht). Ich geniesse meine Weiblichkeit, die grossen Brüste, der wachsende Bauch, mehr Po. Und ich geniesse diese runde Zufriedenheit, die von Innen her kommt.
War das beim ersten Mal anders?
Ja. Ich wollte die neun Monate möglichst schnell hinter mich bringen und konnte die Geburt kaum erwarten. Vor neun Jahren haben mich auch die zusätzlichen Kilos gestört. Das ist mir heute schnurzegal. Ich habe bis jetzt schon zehn Kilo zugenommen und es ist völlig okay. Ich fühle mich schöner denn je.
Das strahlst du auch aus.
Danke. Ich bin auch wirklich gern schwanger.
Wie sieht es auf emotionaler Ebene aus? Siehst du da Unterschiede?
Beim ersten Mal dachte ich, es sei ein Manko, wenn ich mich sensibler und verletzlicher fühle. Heute erlebe ich das als Stärke. Ich erlaube mir schwach und müde zu sein, ohne es zu werten.
«Ich esse wieder Fleisch. Mein Körper gibt mir klare Signale, dass er das jetzt braucht.»
Racha Fajjari
Worauf verzichtest du ganz bewusst?
Ich verzichte aufs Schminken, Beautyprodukte und auf Parfum. Ich will diese kostbare Zeit chemiefrei erleben. So natürlich wie möglich.
Gibt es etwas, das du vermisst?
Manchmal vermisse ich einen Gin Tonic, weil ich das gern ab und zu trinke. Aber wirklich vermissen tue ich auch das nicht.
Vor der Schwangerschaft hast du dich vegetarisch ernährt und warst auf dem Weg zur Veganerin. Ziehst du das durch?
Nein, ich esse wieder Fleisch. Mein Körper gibt mir klare Signale, dass er das jetzt braucht. Da ich noch zu wenig vertraut bin mit einer konsequent veganen Ernährung, traute ich mich nicht, in der Schwangerschaft diesen Weg einzuschlagen.
Wollt ihr das Geschlecht vorher schon wissen?
Noch wissen wir es nicht. In einem Monat werden wir es jedoch erfahren und das wünschen wir uns auch. Ich möchte unser Kind baldmöglichst bei seinem Namen nennen können.
Ihr habt die Namen also schon ausgesucht?
Ja. Wir haben bereits einen Buben- und einen Mädchennamen. Die verraten wir natürlich nicht. Nur so viel: Der Bubenname stammt von meinem Sohn Max. Er wünscht sich einen Bruder.
Wie bereitest du dich auf die Geburt vor?
Mit einer erfahrenen Geburtshelferin. Ich gehe zweimal pro Woche zu ihr ins Schwangerschaftsyoga und sie unterstützt mich bei jeglichen Fragen rund um die Geburt. Sie arbeitet zudem mit Hypnose. Ich plane mit Hypnose zu gebären anstatt mit PDA wie beim ersten Kind.
Kannst du diese Methode kurz erklären?
Es geht darum, Entspannungs- und Atemtechniken zu erlernen, die während der Geburt eingesetzt werden. Damit können Ängste und Zweifel vor der Geburt gezielt abgebaut werden. Denn Angst erzeugt Spannung und Spannung erzeugt Schmerz.
Ich bin gespannt, was du später darüber zu erzählen hast.
Das bin ich auch. Ich freue mich – egal, wie es am Ende herauskommt – sehr auf diese neue Erfahrung.
Sag, ist das Babyzimmer schon bereit?
Nein, das hat letzte Priorität. Das Baby schläft sowieso im ersten Jahr bei uns im Zimmer. Das eilt überhaupt nicht.
Du hast bereits neun Jahre Erfahrungen als Mutter. Was wirst du beim zweiten Kind anders machen?
In der Erziehung eigentlich nichts, weil ich sehe, dass der Boden, den ich bei Max gelegt habe, stabil ist. Ich werde mit mir als Mutter sicher achtsamer umgehen. Ich weiss, dass ich auch Fehler machen darf und ich werde meinen Partner mehr in die Erziehung und Arbeit, die ein Kind mit sich bringt, miteinbeziehen.
Habt ihr euch schon Gedanken gemacht, wie ihr Beruf und Familie aufteilt?
Mein Partner nimmt sicher vier Wochen Vaterschaftsurlaub und wird einen fixen Papitag übernehmen. Wir werden uns auch die Hausarbeit aufteilen und Wochenende ist klar Familienzeit.
Du betreibst seit zehn Jahren die Mütter-Community Mamalicious. Was heisst das für dich als bald wieder Säuglingsmama?
Ich kann endlich wieder bei allen Themen mitreden (lacht). Und ich bin froh, dass ich dort alles fragen darf. Denn genau darum geht es bei Mamalicious: Dass Mütter sich gegenseitig unterstützen.
Wenn du deinem ungeborenen Baby heute etwas sagen könntest, was wäre das?
Danke, dass du mich und deinen Papa für dein Leben ausgesucht hast.
Mamalicious zählt mittlerweile 50'000 Mitglieder. Täglich tauschen sich Mütter in diversen Interessengruppen auf Facebook zu Themen rund ums Muttersein aus. Alle Gruppen sind geschlossen und jede Anfrage wird von den Administratoren persönlich geprüft. Gegründet wurde das Netzwerk 2010 von Racha Fajjari.