Eines vorweg: Verena (75) und René Ast (76) sind wahnsinnig stolz auf ihren Sohn. Zu Recht – über eine Million verkaufte Tonträger in 30 Jahren Karriere sprechen für sich. Ganz unbeteiligt sind die Eltern von Florian Ast (49) nicht an dessen Erfolg. Der Papa opfert seine Garage im Familienheim in Kräiligen BE für den Übungskeller der ersten Band seiner Söhne Florian und Maik und steuert den Bandbus. Die Eltern strecken das Geld für die ersten CD-Aufnahmen vor – «1000 CDs. Auf 900 blieb ich sitzen, den Rest hab ich mehrheitlich verschenkt», so Florian Ast lachend beim Kafi mit den Eltern in deren Garten.
Dass er Musiker werden will, weiss Florian bereits im Alter von zwölf Jahren. Für die Eltern erst mal ein Segen: «Er war lieber im Übungskeller als im Ausgang», erzählt Verena Ast. Eine anständige Ausbildung finden die Eltern aber wichtig. Da beginnts zu hapern. Das Lehrerseminar bricht Florian ab, die Wirtschaftsmittelschule ebenfalls. Ein KV in einem Musikgeschäft scheint ideal – bis der Junior aus der Berufsschule fliegt, weil er den Unterricht stört. Man einigt sich darauf, dass er die Lehre weiterführt und die Prüfung am Ende ohne den regulären Schulbesuch ablegt. Er schaffts. Notendurchschnitt 5,5. Im Lehrbetrieb hat Florian regelmässig einen Musikmanager der Plattenfirma BMG Ariola am Draht, der seinen Chef sprechen will. Ihm schickt Florian einen seiner Songs: «Daneli». Tags darauf sitzt Florian Ast im Zürcher Büro der Plattenfirma. Er ist 17 Jahre alt.
Die Mama ist entsetzt über «Sex»
Ein knappes Jahr später folgt das Debütalbum «Florenstein». Bis heute ist Ast der jüngste Schweizer Interpret und Songwriter, der für ein Album eine Platin-Auszeichnung erhielt. Es folgen weitere Alben, noch mehr Platin, Gold, Charts-Platzierungen. Im Jahr 2000 singt die ganze Schweiz «I wott Sex, vom Morge bis am Abe». Nur eine schämt sich in Grund und Boden: Verena Ast. «Ich war entsetzt über den Song! Wie sollte ich mich da noch im Dorf blicken lassen?» Inzwischen finde sie ihn nicht mehr ganz so schlimm.
Dem Höhenflug folgt der Fall. «Zu viel Alkohol, zu wenig Schlaf, eine Tour, die ein finanzielles Desaster war», resümiert Florian. Lichtblick: die folgende «Astrein»-Tour, die gut läuft. Dann das Duett «Träne» mit Francine Jordi , das ein Hit wird und sich 73 Wochen in den Charts hält. Die Begegnung mit dem Schlagerstar ist schicksalhaft. Jahre später nehmen sie eine gemeinsame Platte auf und verlieben sich, ihre jeweiligen Ehen gehen in die Brüche. Das Paar wird Schritt auf Tritt von Paparazzi verfolgt. Als Florian sich ein Jahr später in eine andere Frau verliebt, beginnt eine mediale Schlammschlacht sondergleichen. Eine schwere Zeit auch für René und Verena Ast. «All die Schlagzeilen … wir fühlten uns hilflos», sagt Verena. «Aber Florian war stets offen zu uns, wir haben nichts aus den Medien erfahren, sondern von ihm. Er sagte immer, es komme schon gut.»
Es folgt der Karriereknick. «Das mag mich bis heute. Ich gestehe, dass ich als Privatmensch nicht alles richtig gemacht habe – aber das macht mich doch nicht zu einem schlechteren Musiker.» Die Schlagzeilen reissen nicht ab. Florian Ast versucht, sein Privatleben zu schützen, doch je mehr er schweigt, umso mehr wird spekuliert – in erster Linie über die drei Mütter seiner drei Kinder, heute neun, sieben und vier Jahre alt. «Ich hab mir das nicht so vorgestellt. Mir wäre ein intaktes Familienleben lieber gewesen», sagt Ast – was seine Mama mit einem Seufzer kommentiert.
Im Gefühlstrubel schreibt er Songs, stempelt sie als «unerträgliches Gejammer» ab, das er so nicht veröffentlichen will. Neun Jahre lang. Dann löst sich der Knopf. Zumindest die beiden jüngeren Kinder sieht er regelmässig, geniesst die Zeit als Papa. Ist frisch verliebt. «Aber das ist noch nicht spruchreif.» Und findet wieder zu sich selbst, auch musikalisch. «Ast A La Vista» ist das langersehnte Wiedersehen mit dem talentierten Mister Ast, der ganz hoch geflogen und tief gefallen ist und sich dabei ein bisschen verloren hat. «Aber er hat nie aufgegeben», sagt Vater René. «Und das macht uns als Eltern stolzer als jede Auszeichnung, die er bekommen hat.»