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Olivier Borer verteidigt seine Familie gegen Hater

«Wir haben kein Kind gekauft, sondern die Möglichkeit Eltern zu werden»

Seit einem halben Jahr ist TV-Moderator Olivier Borer nun Papa. Zeit, Bilanz zu ziehen und mit Vorurteilen aufzuräumen.

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Olivier Borer

Olivier Borer nutzt seine Bekanntheit als TV-Moderator, um das Tabu rund um das Thema «Leihmutterschaft» zu brechen. 

SRF/Oscar Alessio

Mitte November 2022 erfüllte sich für SRF-Sport-Moderator Olivier Borer (41) sein Wunsch nach einer eigenen Familie: Eine Leihmutter in den USA schenkte ihm und seinem Mann den Sohn Naël Yunus.

Ein Geschenk, um das die beiden Väter lange kämpfen mussten. «Vom Entscheid, dass wir es mit einer Leihmutterschaft versuchen wollen, bis zur Geburt von Naël vergingen fünf Jahre», sagt Borer.

Vom ersten Gespräch über den Kinderwunsch, welches das Paar bereits bei seinem ersten Treffen führte, bis zur Erfüllung des Traums hat es sogar 21 Jahre gedauert. Beim Besuch der Schweizer Illustrierten erzählt Olivier Borer offen vom langen Weg zur Traumfamilie.

Nun ist Naël Yunus bereits seit sechs Monaten da. Olivier Borer blickt in einem Interview mit bluewin.ch, das in zwei Teilen erscheint, zurück auf sein erstes Halbjahr als Papa. 

Olivier Borer schwärmt vom Familienleben

Sowohl er, wie auch sein Mann, arbeiten aktuell Teilzeit, um für ihr Baby da sein zu können. «Das heisst, es ist immer mindestens einer von uns zu Hause mit Naël», erklärt Borer im Gespräch.

Die Zeit mit ihrem Sohn geniessen die beiden Papas sehr. Olivier Borer schwärmt, der kleine Naël sei ein guter Schläfer und mache seinen Eltern viel Freude. Mit einem einzigen Lächeln könne er alle Alltagssorgen verschwinden lassen. 

Aber der Kleine beschäftigt seine Papas auch ziemlich stark. «Seit der Geburt von Naël hat sich unser Leben auf den Kopf gestellt. Mein Mann und ich haben uns beide schon mehrmals die Frage gestellt: Was haben wir mit unserer Zeit gemacht vor der Geburt unseres Sohnes? Naël hat uns als Paar emotional noch mehr zusammengeschweisst. Und wir merken immer mehr, wir sind dafür gemacht, eine Familie zu haben.»

Olivier Borer kontert Hasskommentare schlagfertig

Doch seit Olivier Borer und sein Mann die Familiengründung mittels Leihmutterschaft öffentlich machten, haben sie es auch mit Hatern zu tun. Im Interview beleuchtet Olivier Borer auch diese Schattenseite seines Familienlebens. «Man warf uns auch schon vor, wir hätten uns ein Kind gekauft», erzählt er zum Beispiel. Zu diesem Vorwurf stellt Borer klar: «Wir haben kein Kind gekauft, sondern die Möglichkeit Eltern zu werden.»

Solchen Kommentaren könnte das Paar ausweichen, hielte es sein Familienleben geheim. Diesen Weg haben Olivier Borer und sein Mann jedoch bewusst nicht gewählt.

Im September 2022 machten sie im «Zurich Pride»-Podcast ihre Familiengründung öffentlich. «Wir wollten das Eis brechen beim Tabuthema Leihmutterschaft. Ich denke, wir konnten einiges erreichen – auch wenn ich mich eine Zeit lang gefragt habe: Muss ich das wirklich machen?»

Hier gehts zum Interview «Wir sind dafür gemacht, eine Familie zu haben.»

Doch er sei froh darüber, sich für einen offenen Umgang entschieden zu haben, sagt Borer. «So konnte ich das Thema setzen und hatte es mehr oder weniger im Griff, wie darüber berichtet wird. Natürlich gab es auch Gegenwind und teils ganz heftige Kommentare, aber das war zu erwarten.»

Olivier Borers Kind kennt seine Herkunft

In den zwei Interviews gibt Olivier Borer sehr offen Auskunft über Fragen wie die Kosten einer Leihmutterschaft – ein tiefer sechsstelliger Betrag, den das Paar über Jahre zusammensparen musste – sowie die Auswahl der beiden Mamas, die sein Sohn hat: Die Leihmutter und die biologische Mutter, welche die Eizelle spendete. «Naël weiss von Anfang an, wer sein Bauchmami ist und auch wer die Frau ist, die die Eizelle gespendet hat, also seine leibliche Mutter.»  

Hier gehts zum Interview: «Man warf uns vor, wir hätten ein Kind gekauft.»

Olivier Borer und sein Mann haben die Leihmutterschaft nicht leichtfertig gewählt

Borer bestätigt auch, dass sein Mann eigentlich kein Fan von einer Leihmutterschaft in den USA war. «Das ist korrekt – er wäre lieber den Weg über Co-Parenting oder eine Adoption gegangen.» Mittlerweile sei er jedoch ebenfalls überzeugt, den richtigen Weg gegangen zu sein. Denn das Väterpaar hat diesen Weg nicht leichtfertig gewählt.

«Wir konnten Naël nicht vorab befragen, was er von unserer Idee hält, Eltern zu werden.»

Olivier Borer

«Mein Mann und ich haben uns im Vorfeld intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt und einige Bücher dazu gelesen. Unsere Überlegungen waren unter anderem: Ist die Gesellschaft parat für ein Leihmutterschaftskind? Können und wollen wir unserem Kind das zumuten?» 

Ihm sei klar: «Ein Ja zu einer Leihmutterschaft ist ein egoistischer Entscheid. Wir konnten Naël nicht vorab befragen, was er von unserer Idee hält, Eltern zu werden.» Jedoch haben sie sich bewusst für einen ehrlichen Umgang entschieden. «Wichtig waren zudem die Fragen: Ist eine Leihmutterschaft medizinisch vertretbar? Und was geschieht mit der Frau, die unser Kind austrägt?»

So haben Olivier Borer und sein Mann die Eizellenspenderin ausgewählt

Die Wahl der Eizellenspenderin fiel den beiden Vätern anfangs schwer. «Diese Frau macht Naël zu 50 Prozent aus. Dabei war uns weniger das Aussehen der Frau wichtig, sondern vielmehr, ob sie uns sympathisch ist. Wir bedingten uns auch aus, dass wir mit der Frau Kontakt aufnehmen können.»

Zu beiden Frauen hält das Väter-Paar Kontakt, ganz besonders zum «Bauchmami», «weil wir zu ihr eine emotional stärkere Bindung haben. Während unseres mehrwöchigen Aufenthalts in den USA verbrachten wir viel Zeit mit ihr und ihrer Familie.»

Olivier Borer zieht Bilanz über Schwangerschaft und Babyzeit

Wenn Olivier Borer auf die vergangenen eineinhalb Jahre zurückblickt, welche die Schwangerschaft der Leihmutter, den Gang an die Öffentlichkeit und die Babyzeit beinhalten, zieht er eine positive Bilanz. Die Zeit habe viel Kraft gebraucht. Sehr viel sogar. «Es ist aber auch viel zurückgekommen in den letzten Monaten. Ich habe das Gefühl, meine Reserven sind jetzt wieder aufgefüllt, obwohl es ein komplizierter Weg war.»

«Mein Mann und ich sind nach wie vor zu 1000 Prozent überzeugt davon, dass wir das Richtige getan haben.»

Olivier Borer

Zu den gefüllten Reserven trägt massgeblich der kleine Naël bei. «Mein Mann und ich sind nach wie vor zu 1000 Prozent überzeugt davon, dass wir das Richtige getan haben. Denn egal, wie müde wir von der Arbeit heimkommen oder wie schlaflos die Nacht war, kaum lächelt Naël uns an, ist alles andere vergessen.»

Von KMY am 9. Mai 2023 - 11:48 Uhr