Wer den Ausdruck «Doula» googelt, landet rasch beim Ursprung und der Bedeutung des Wortes. So stammt «Doula» aus dem Altgriechischen und wird mit «Dienerin», «Leibeigene», «Sklavin» oder «Magd» übersetzt.
Im Zusammenhang mit der Doula-Tätigkeit passt die Übersetzung «Dienerin der Frau» wohl am besten. Doulas, so schreibt Wikipedia, verstehen sich als Schwangerschafts-, Geburts- und Wochenbettbegleiterinnen. Sie kümmern sich vor, unter und nach der Geburt eines Kindes um die Frau, unterstützen den Partner und helfen der ganzen Familie, emotional in der neuen Konstellation anzukommen.
Wir wollten das detaillierter wissen und haben bei der Zürcher Doula Nadja Brenneisen nachgefragt.
Liebe Nadja, was genau ist eine Doula?
Eine Doula ist eine nicht medizinische Fachperson rund um Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett. Wir versuchen als Doulas Frauen in den physiologischen Übergängen zu unterstützen. Wir schauen, was die Frau braucht, um die Zeit der Kinderkriegens positiv zu erleben. Wir sind als eine Art Coach an ihrer Seite. Uns ist wichtig, dass eine Frau selbstbestimmt durch ihre Schwangerschaft und in die Geburt kann. Wir sind der Meinung dass es mehr braucht als die medizinische Vorsorge. Vor allem auch weil die ganzen Prozesse rund um Schwangerschaft in den meisten Fälle gar nichts Medizinisches brauchen, sondern ein Teil davon ist, was der weibliche Körper selber zyklisch und natürlich selber schafft.
Was ist der Unterschied zwischen einer Doula und einer Hebamme?
Die Hebamme ist eine medizinische Fachperson. Sie ist studiert und hilft Frauen bei einer physiologischen Geburt. Im Unterschied zu Hebammen sind wir als Doulas aber von der Frau angestellt. Wir sind nicht krankenkassenanerkannt und haben deswegen viel mehr Zeit, uns im direkten Kontakt um die Frau zu kümmern. Eigentlich so, wie es eine Hebamme im Idealfall könnte, das System lässt das aber leider nicht zu.
Wie viel kostet eine Doula für wie lange?
Das ist sehr unterschiedlich. Je nach Region kostet eine Doula in der Regel zwischen 1200 und 2000 Franken. Im Preis inbegriffen sind sicher zwei vorgeburtliche Termine, ein Pikett-Dienst über vier Wochen, die ganze Geburt und sicher ein Termin nach der Geburt. Ich persönlich mache gerne vor der Geburt einmal im Monat Coachings, um die Frau auf die Geburt vorzubereiten. Je nachdem biete ich ihr dann ein massgeschneidertes Package und Angebot.
In welchen Stadium der Schwangerschaft soll ich mich an eine Doula wenden?
Das darf die werdende Mutter ganz alleine für sich entscheiden. Ich begleite viele Frauen schon ganz früh in ihrer Schwangerschaft. Oft haben Frauen in der ersten Zeit nicht viel Support und sind unsicher. Wann soll der Arbeitgeber informiert werden und was kann man machen, wenn man unter Schwangerschaftsübelkeit leidet? Ich versuche schon hier, die werdenden Mütter zu unterstützen und für sie da zu sein. Ganz wichtig ist mir auch in schwierigen Situationen hier zu sein. Zum Beispiel wenn die werdenden Eltern das Ungeborene verlieren und sich einsam und hilflos fühlen. Natürlich aber kann man auch eine Doula erst später engagieren, zum Beispiel für die letzten paar Wochen oder einfach für die Geburt. Eine Doula aber muss aber nicht unbedingt bei einer Geburt dabei sein. Man kann sich auch einfach prä- oder postnatal begleiten lassen.
Wie und wo finde ich meine passende Doula?
Vor allem überTipps von anderen. Ich würde sicher im Freundeskreis und im erweiterten Freundeskreis rumfragen. Eine persönlich empfohlene Doula ist meist die bessere Variante als wildes drauflosgoogeln. Wenn man aber niemanden findet und doch auf Google zurückgreifen muss, rate ich, die Doula genau zu prüfen. Am besten in einem persönlichen Gespräch oder in einem Call.
Darf eine Doula mit in den Gebärsaal und wenn ja, was sind ihre Aufgaben?
Eine Doula darf mit in den Kreissaal oder ins Geburtszimmer. In der Schweiz darf jede Schwangere selber entscheiden, wen sie bei der Geburt dabeihaben will. Sie darf auch mehr als eine Person mitnehmen. Bei einem Kaiserschnitt sieht es anders aus. Aus Platz- und Hygienegründen darf nur eine Person mit in den Operationssaal. Das kann aber durchaus eine Doula sein. Was für einen werdenden Vater übrigens eine grosse Entlastung sein kann. Die Aufgabe einer Doula unter der Geburt sind sehr vielfältig. Primär geht es aber darum, der Gebärenden einen sicheren Raum zu halten. Ich bin dabei, habe keine Angst vor dem Geburtsprozess und kann genau darum der Gebärenden Sicherheit vermitteln. Ich helfe ihr auch mit Bodywork. Ich kann eine Kreuzbandmassage machen, Akupressurpunkte stimulieren oder sie mittels Hypnose in einen tranceähnlichen Zustand bringen. Ich rede ihr gut zu, wenn sie das will und braucht und bin da um ihr zu helfen, wenn sie unter Geburt unvorhergesehene rasche Entscheidungen treffen muss. Mir ist stets wichtig, dass sich die Frau wohl und unterstützt fühlt und ihre Selbstbestimmtheit nie verliert. Oft aber bin ich auch einfach für die begleitende Person, meistens ist das werdende Vater, da. Ich erinnere ihn, dass er mal was essen und Pause machen soll und versichere ihm, dass ich ihn dieser Zeit die Stellung halte.
Ersetzt eine Doula eine Hebamme?
Nein, es braucht eine medizinische Fachperson. Es gibt einen kleinen Trend von Alleingeburten, aber zum Glück ist das nicht sehr häufig. Ich persönlich rate davon ab. Auch bei einer Hausgeburt rate ich zu einer Hebamme, die sich durchaus im Hintergrund aufhalten kann, aber da ist, falls was ist. In den allermeisten Fällen ist eine Geburt eine sichere Sache und es wird selten von einem Augenblick auf den anderen dramatisch. Dennoch halte ich es für sinnvoll und gut, dass eine medizinische Fachperson da ist, wenn es zu Komplikationen kommt.
Kommt eine Doula auch nach der Geburt zu uns nach Hause und hilft uns bei Fragen rund ums Baby, so wie eine normale Hebamme?
Eine Doula kann durchaus, je nach Engagement, nach der Geburt Hausbesuche machen. Im Unterschied zu normalen Hausbesuchen einer Hebamme, die sich um die körperliche Nachsorge von Baby und Mutter kümmert, ist die Doula für die ganze Familie da. Natürlich steht die Frau und ihre Seele im Fokus. Wir helfen hier auch mit Bodywork, hören zu und schauen, dass es ihr und ihrer Seele im Wochenbett gut geht und sie sich fallen lassen kann. Doulas helfen auch mal tatkräftig im Haushalt mit oder kochen für die Familie eine Kraftbrühe und begleiten die ganze Familie ins neue Leben mit einem Baby und natürlich einem Geschwisterkind, wenn schon ein älteres Kind da ist.
Bezieht eine Doula auch den werdenden Vater in ihre Arbeit ein?
Ja, absolut. Ich zum Beispiel sehe mich viel mehr als Doula für das ganze Familiensystem. Ich coache auch Väter und bereite sie auf die Geburt vor. Ich gebe ihnen Tipps und bin genau so wie für ihre Partnerinnen auch für sie da.
Machen Doulas auch Hausgeburten?
Ja, absolut. Ich habe in den letzten Jahren vermehrt Hausgeburten begleiten dürfen. Ich finde es gut, wenn auch eine Hebamme dabei ist. Hausgeburten unterscheiden sich gar nicht mehr so sehr von Spitalgeburten ausser dass ich die Erfahrung gemacht habe, dass Spitalgeburten oft herausfordernder sind. Am wohlsten fühlt man sich in den heimischen vier Wänden in einem intimen Rahmen, wo einem nicht reingeredet wird und man die Anwesenden gut kennt und ihnen vertraut.