Ha! Da haben einem die Eltern jahrelang gepredigt, man solle an Ostern nicht alle Hasen gleichzeitig aufessen. Es werde einem schlecht, und überhaupt! Dann hat man sie gehortet, bis sie irgendwann in der Sommerhitze dahinschmolzen. Und jetzt das! Die beste Schokolademacherin der Schweiz, Géraldine Müller Maras, bestätigt, was wir längst ahnten: dass ihr die Schoggi direkt nach dem Giessen und Abkalten am besten schmeckt.
«Wir könnten uns von Schokolade jeglicher Gattung ernähren.»
Frauen der Familie Fritschi
Aber so weit sind Mia, 7, Miro, 1, und Malin, 8, noch nicht. Sie lassen sich im Atelier du Chocolat im Maison Cailler bei Broc FR gerade braune Hausschürzen umbinden (die sie später behalten dürfen). Gemeinsam mit ihren Eltern, Marco und Marion Fritschi, sind die drei extra aus der Ostschweiz angereist. Denn: «Wenn Schoggi, dann die Milchschoggi von Cailler», sagt der Papa. Die Frauen der Familie sind weniger heikel: «Wir könnten uns von Schokolade jeglicher Gattung ernähren.»
Das tut die Familie heute auch. Bevor Fritschis im Atelier eigene Schoggihasen giessen, besuchen sie die Erlebnisausstellung in der altehrwürdigen Schokoladenfabrik am Ufer des Jaunbachs. Hunderte von Jahren nachdem die Azteken in Mittelamerika den Kakao als belebendes Getränk entdeckt hatten, legte François Louis Cailler vor knapp 200 Jahren einen der Grundsteine, auf denen sich die Schweiz als Schoggiland etablieren konnte. Sein Schwiegersohn war es, der wenig später die Milchschokolade erfand, indem er Kakao und Kondensmilch mischte. Das alles erfährt die Familie Fritschi in einem interaktiven Rundgang.
Dabei gibts Schokolade für alle Sinne – auch den Geschmack: Die Kinder dürfen an den noch rohen Kakaobohnen riechen und hineinbeissen. «Uii», meint Mia und kann gar nicht glauben, dass aus der herb-bitteren Frucht tatsächlich ihre Lieblings-Süssigkeit entsteht. Malin schmiert sich derweil die Hände mit Kakaobutter ein, und Miro ist fasziniert von der Maschine, die innerhalb weniger Minuten Branchli-Schoggistängeli giesst und verpackt. In der Degustationshalle wartet ein wahres Schlaraffenland: 15 Pralinensorten gibts zu probieren. Von ganz weiss bis ganz dunkel. «Jetzt ist mir klar, wieso das Maison Cailler das zweitbeliebteste Museum der Schweiz ist», sagt Marion lachend.
Für Familien sind allerdings noch weitere Punkte ausschlaggebend: der finanzielle Aspekt zum Beispiel. Für Kinder bis 16 ist der Eintritt gratis, Erwachsene zahlen nur 12 Franken. Die Region rund um das wunderhübsche Städtchen Greyerz bietet ausserdem noch einige weitere Attraktionen, sodass sich ein Wochenendausflug mehrfach lohnt: die Schaukäserei Maison du Gruyère etwa. Oder das Château de Gruyère.
Aber erst müssen jetzt mal die Schoggihasen in die Form. Jedes Kind darf sich einen Hohlhasen aussuchen und mit flüssiger Schoggi auspinseln. Mia tunkt ihren in weisse Schoggi und verpasst ihrem Osterhäsli ein paar weisse Ohren. Malin füllt eine halbe Form komplett mit Milchschoggi und verziert das Werk liebevoll mit Smarties. Dann gehts ab in den Kühlschrank. 15 Minuten, bei minus 5 Grad. «Hoffentlich sind die Wände genug dick», sagt Géraldine Müller Maras. 3 bis 5 Millimeter brauchts schon, damit so ein Hase hält. Wobei eben – lange halten müssen sie ja nicht: Frisch schmecken sie am besten! ?