Sandra Schaub, ab welchem Altern können Kinder wandern?
Mein Zwillinge waren mit dabei seit sie gehen können. Mit drei Jahren hat es so richtig angefangen. Am Anfang hatte ich natürlich immer den Kinderwagen als Taxi mit dabei. Die Erlebniswanderwege sind ein guter Einstieg, um mit Kindern das Wandern zu üben. Sie fördren die Kondition und wecken die Freude der Kinder am Gehen.
Wie wussten Sie, dass die Wege kinderwagentauglich sind?
Tatsächlich war es sehr schwierig, dazu Informationen zu finden. Deswegen habe ich angefangen, familienfreundliche Wanderwege zu sammeln und aufzulisten.
Vor zwei Jahren ist ihr erster Wanderführer erschienen «157 Erlebniswanderwege für die ganze Familie». Und gerade haben Sie das zweite Buch «161 Erlebnis-Kinderwanderwege für die ganze Familie» herausgegeben. Zusammen 318 Wanderwege, die sich für Familien mit Kindern eignen. Welche Kriterien muss so ein Weg erfüllen?
Auf den Wegen muss es immer etwas zu entdecken geben. Holztiere, Klang-Installationen, Kugelbahnen... Manche der Wege sind kinderwagentauglich, aber nicht alle. Im Buch habe ich sie entsprechend markiert. Ebenfalls habe ich bei allen Wegen folgende Angaben gemacht: Saison, Länge in Kilometern, reine Wanderzeit, Höhenmeter, empfohlenes Schuhwerk, wo der Weg startet und wo das Ziel sich befindet inklusive der nächstgelegenen ÖV-Haltestellen und Parkplätze, welche Verpflegungsmöglichkeiten sich unterwegs finden, vom Restaurant bis zur Feuerstelle, sowie die vorhandenen Rastplätze und ob sie mit Spielplatz oder Unterstand ausgestattet sind.
Wieso keine Altersempfehlung?
Weil man weder Kinder noch deren Eltern in ein Raster pressen kann. Es gibt Fünfjährige, die bereit bei Gletscherwanderungen dabei sind und Zehnjährige, die noch nie gewandert sind. Es ist unmöglich, generell zu sagen, wann ein Kind eine Wanderung schafft. Anhand der Angaben im Buch sollte es Eltern jedoch möglich sein, passende Routen für sich und ihre Kinder zu finden. Lieber mit kürzeren Wegen beginnen und als Tipp, Rundwege mögen Kinder viel lieber als den gleichen Weg wieder zurück zu wandern. Wenn möglich auf kleine Wanderwege ausweichen, Forstwege sind meistens für Kinder langweilig.
Wie motivieren Eltern ihre Kinder für längere Wanderungen?
Diese Frage ist für mich gar nicht so leicht zu beantworten, da meine Kinder immer gerne mitgewandert sind. Aber ich kann empfehlen, die Wanderung mit den Kindern zu besprechen und die Highlights auf der Strecke für die Kinder hervorzuheben. Schau, da kommen wir zu einer Feuerstelle, was möchtest du da bräteln? Und hier wird es einen Spielplatz haben. So haben die Kinder immer wieder etwas, wofür es sich zu marschieren lohnt.
«Überfordern ist das Schlimmste, damit verdirbt man seinen Kindern die Lust aufs Wandern»
Sandra Schaub, Wanderbuch-Autorin
Welche weiteren Tipps fürs Wandern mit Kindern haben Sie auf Lager?
Ich denke, es lohnt sich, klein anzufangen. Erst einmal ein einfacher Themenweg, dann ein zweiter, damit die Kondition und die Wanderlust sich aufbauen. Überfordern ist das Schlimmste, damit verdirbt man seinen Kindern die Lust aufs Wandern. Diesen Fehler sollten wanderlustige Eltern vermeiden. Ebenfalls wichtig ist es, den Weg aus Kinderaugen zu betrachten. Vielen Kindern ist die Aussicht noch egal, sie wollen unterwegs kleine Schätze entdecken oder ihren Spieltrieb ausleben.
Kennen Sie Spiele, die man im Gehen spielen kann?
Klar! Schattenfangis zum Beispiel. Da jagt man den Schatten der Mitwanderer. Oder Ausschau halten nach Tieren. Wer als erstes ein Tier entdeckt, hat gewonnen. Man staunt, wie viel da krabbelt, wenn man nur mal genau hinschaut. Bei unseren Zwillingen hat der «Skilift» bei einer längeren steilen Stelle geholfen. Da halten sich die Kinder an einem Seil oder Stock fest und lassen sich von Mami oder Papi ziehen.
Was gehört in einen Kinderrucksack? Beziehungsweise: Sollten Kinder überhaupt selber einen Rücksack schleppen müssen?
Unbedingt! Es macht doch Spass, wenn man seine Sachen selber mit dabei hat. So gewöhnen sich die Kinder auch von Anfang an daran, einen Rucksack zu tragen. Unsere Kinder haben immer eine Trinkflasche, ein paar Snacks, eine Fleece-Jacke und eine Regenjacke im Rucksack. Sind die Kinder sehr klein, können natürlich die Eltern die Flasche zu sich nehmen, da die am schwersten ist. In den Bergen kann die Temperatur sehr schnell extrem schwanken, deswegen besitzen wir mittlerweile auch für die ganze Familie Wanderhosen, die sich per Reissverschluss in kurze Hosen verwandeln lassen.
Haben Sie einen Lieblingswanderweg?
Das kann ich so gar nicht sagen. Für mich ist es ein guter Weg, wenn die Kinder am Abend fragen: Machen wir den wieder mal?