Herzogin Meghan musste offenbar in letzter Minute ihre Pläne für eine Hausgeburt streichen. Gebären in der Schweiz viele Frauen daheim?
Nein. Von 87'000 Geburten jährlich findet hierzulande weniger als 1 Prozent zu Hause statt. Das ist eine verschwindend kleine Zahl. In Holland ist die Zahl bedeutend höher. Da werden rund 25 Prozent der Babys in den eigenen vier Wänden geboren.
Wie bereitet man sich denn auf eine Hausgeburt vor?
Jede Geburt – egal ob im Spital oder daheim – ist vor allem eine mentale Sache. Eine positive Grundeinstellung und das Vertrauen in die eigenen Kräfte sind sehr wichtig. Yoga ist auch eine gute Sache, aber ein Garant für eine komplikationslose Geburt ist es nicht. Man muss auch nicht unbedingt ein Bassin oder andere spezielle Vorrichtungen mieten. Babys brauchen das alles nicht, um zur Welt zu kommen.
Was unterscheidet Hausgeburten von Geburten im Krankenhaus?
Wenn eine Frau daheim gebären möchte, muss sie wissen, dass sie keine PDA oder andere starke Medikamente verabreicht bekommt. Hebammen, die Hausgeburten begleiten, arbeiten vorwiegend mit Traditioneller Chinesischer Medizin oder verschiedenen homöopathischen Methoden. Wichtige Untersuchungen, z.B. der Herztöne, können Hebammen auch zu Hause bei der werdenden Mutter machen. Komplikationen zeichnen sich in der Regel ab, eine Verlegung ins Spital ist also jederzeit möglich.
In welchen Fällen kommt eine Hausgeburt nicht in Frage?
Wer Zwillinge erwartet oder wessen Ungeborenes in Beckenendlage liegt, muss für die Geburt auf jeden Fall ins Spital. Gesunde Frauen können grundsätzlich eine Hausgeburt als Option in Betracht ziehen.
Woran liegt es denn, dass die meisten Frauen trotzdem im Spital gebären?
Ich denke, es liegt daran, dass wir in der Schweiz den Luxus der ärztlichen Versorgung haben. Hinzu kommt, dass wir nicht mehr gewohnt sind, tiefgreifende und herausfordernde Prozesse wie eine Geburt ohne moderne Hilfsmittel durchzustehen.