Da denkt man nichts Böses, will eigentlich nach «Die Bachelorette» gerade den TV ausmachen und dann springen einem plötzlich sechs Schwänze ins Gesicht! Entschuldigen Sie bitte die vulgäre Ausdrucksweise. Doch das Wort Penis wird dem, was ich am Montagabend gesehen habe, nicht ganz gerecht. Grosse, dicke, dünne, lange, schrumplige, behaarte Glieder, voll draufgezoomt. Auf meinem Gerät macht das pro Glied rund 50 Zentimeter aus. Ungefiltert, ungepixelt, ungeschönt.
Schnell wird klar, was ich mir da eigentlich anschaue. Eine neue Dating-Show, «Naked Attraction» heisst sie, in der eine Frau bzw. ein Mann die zur Auswahl stehenden Kandidaten unbekleidet zu Gesicht bekommt. Man startet mit dem Penis oder der Vagina und arbeitet sich dann hoch, Hintern, Brust/Brüste, Gesicht, am Ende dürfen die Kandidaten auch noch was sagen. Bei jeder Etappe fliegt einer raus. Und der Fairness halber muss sich dann auch noch der Selektor entblössen. Zu gewinnen gibts ein Date. Angezogen. Fertig.
Während der Sendung fallen Sätze wie «Sie ist nicht zu zart gebaut im Genitalbereich». Soll heissen, nicht wie eine Barbie-Puppe. Auch schön: «Schau mal, der (Penis) zittert ein bisschen.» - «Ja, der ist aufgeregt.» Ich starre auf den TV und bin einfach nur fassungslos!
Zum Glück ist das Internet mit mir. Die einen können kaum hinsehen:
Andere machen sich über die Folgen einer solchen Dating-Show lustig:
Was mich an dieser Sendung aufregt, sind weniger die vielen zur Schau gestellten Genitalien. Es stört mich, dass die Normalität von Nacktheit so sehr propagiert und fast schon zelebriert wird, dass es einfach nur noch verklemmt wirkt. Dass man dann noch mit Begriffen wie «Gleichberechtigung» hantiert, hat schon fast etwas Ironisches.
Hinzu kommen dieser neutrale Tonfall der Moderatorin und das sterile Studio. «Dann schauen wir uns jetzt mal die Brüste an.» Es ist ein bisschen wie beim Gynäkologen - einfach ohne anfassen.
Es wird noch absurder: Alle sind so zufrieden mit ihrem Körper und haben kein Problem, ihn vor einem Fremden - und Millionen Zuschauern - zu zeigen. Dabei sind alle gemäss eigener Aussage ja eigentlich ganz fest schüchtern. Auch intressant: Alle finden am Ende das Gesicht das Wichtigste bei einer Person. Nur: Wieso schauen wir uns dann stundenlang eingehend Penisse und Vaginas an? Ich verstehe es nicht.
Die Krönung sind die super informativen Fakten über das männliche und das weibliche Geschlecht (Niveau: Biologie 1. Sek). Es ist schlicht lächerlich.
Am Ende gewann übrigens die Frau mit den Modelmassen und der Mann mit dem grössten Penis. Man muss eigentlich wirklich nicht mehr dazu sagen.
Aber ja, ich habe eine Stunde lang hingeschaut, war entsetzt, fasziniert, empört, erstaunt, verärgert und habe somit zur Einschaltquote beigetragen. Aber ich helfe ja gerne. Hier noch ein Input, liebes RTL II: Kombiniert doch das Nacktdaten mit der Eltern-Kennenlern-Show von RTL. «Meet the naked parents» könnte das heissen.
Die nächste Folge «Naked Attraction» sehen Sie am Montag, 15. Mai, um 22.15 Uhr auf RTL II.