Der Gang in den Supermarkt scheint unmöglich. Ein Besuch im Theater wäre die reinste Tortur, und lieber steigt man 100 Treppenstufen hoch, als sich in einen Lift zu zwängen. Angststörungen sind oft so schwer, dass sie die Betroffenen komplett vom sozialen Leben ausschliessen und sie im eigentlichen Sinne behindern.
800 000 Menschen in der Schweiz leiden unter Angststörungen und Panikattacken. Die neue Kampagne von Pro Infirmis möchte auf diese Krankheiten aufmerksam machen. «Die soziale Phobie ist die häufigste Angsterkrankung», sagt Dr. Joe Hättenschwiler, Chefarzt am Zentrum für Angstund Depressionsbehandlung Zürich. «Danach folgen spezifische Ängste wie die vor Spinnen, Spritzen oder Tunnels.»
Angststörungen sind noch immer ein Tabu, die wenigsten Betroffenen sprechen darüber oder lassen sich gar behandeln: Nur jeder Vierte sucht professionelle Hilfe. Dabei stehen die Chancen für eine erfolgreiche Behandlung sehr gut. «Den allermeisten Patienten kann man helfen», sagt Dr. Hättenschwiler.
Die Therapie beim Psychiater beinhaltet folgende Punkte: 1. Aufklärung über die Mechanismen von Angst. «Grundsätzlich ist diese Emotion lebenswichtig. Wir brauchen die Angst, um zu überleben und uns neuen Herausforderungen zu stellen. Wird sie aber krankhaft, also nicht angemessen, unerklärbar oder nicht kontrollierbar, muss man etwas dagegen tun», erklärt Dr. Hättenschwiler. 2. Den Lebensstil anpassen. Das heisst: eine gesunde Ernährung, wenig Alkohol und Drogen, regelmässiger Schlafrhythmus und viel Bewegung. Das baut den Stress ab. 3. Psychotherapie und 4. Medikamente wie kurzfristig Benzodiazepine und längerfristig Antidepressiva.
Wichtig ist, den Unterschied zu kennen: Neben der sozialen Phobie treten auch häufig die Panikstörung (charakterisiert durch wiederholte Panikattacken, die plötzlich ohne äussere Umstände auftreten) auf sowie die generalisierte Angststörung (lang anhaltende Angst, die als ängstlich-sorgenvolle Daueranspannung bezeichnet werden kann).
Hier gehts zum Pro-Infirmis-Kampagnenfilm: https://youtu.be/vSSdn9mTFPM.
Mehr Infos und Hilfe unter www.proinfirmis.ch, www.sgad.ch, www.aphs.ch