Wenige Schritte hinter dem Berner Hauptbahnhof liegt das charmante Atelier von Urs Stooss, 67. Ein dicker, lichtdurchlässiger Glasboden trennt das Erdgeschoss vom Soussol, eine Innentreppe verbindet die beiden Arbeitsräume.
Tausend Kleinigkeiten zeugen vom Wirken des Künstlers: Skizzen, Japanmesser, Farbtöpfe, Stifte, Marderhaarpinsel, Schachteln. An den Wänden Entwürfe, sorgfältig auf Kartonrollen gewickelte Bilder, an Stangen hängend grundierte Leinwände in Gold, Silber oder Perlmutt. «Keine anderen Farben geben so viel Tiefe», erklärt Urs Stooss die Wahl der edlen Pigmente, die an Ikonen und Renaissance-Bilder erinnern. Entdeckt hat er sie während seines Aufenthaltes am Schweizer Institut in Rom (1974–1978). Damals suchte er nach einer Hintergrundfarbe für seine Werke, begegnete in der ewigen Stadt überall dem Gold und entschied sich schliesslich dafür. «Wie Picasso, der, wo er kein Rot hatte, halt Blau nahm», erklärt Urs Stooss. Seit jener Zeit lässt der Berner seine Figuren über die kostbaren Oberflächen gleiten.
Den Maler Urs Stooss beschäftigen vor allem zwei Themen: urbane Begebenheiten und Strandszenen. Er stellt sie als räumliche Fragmente dar, als Ausschnitte, die eine ungeahnte Dynamik entwickeln. Da laufen Menschen ins Bild, verlassen es wieder, schliessen sich zu kleinen Gruppen zusammen, fahren Velo, bauen Sandburgen, spielen mit dem Ball. Kein Horizont weit und breit, nur die flirrende Hitze über dem Sand. Und der Schatten als ständiger Begleiter. «Einzelne Figuren, die mir besonders sympathisch sind, verwende ich mehrmals.»
Die Gestalten auf den Bildern sind nicht gemalt. Es sind Fotografien von Menschen, zu 90 Prozent von Urs Stooss selber aufgenommen, mit einem Bildbearbeitungsprogramm auf dem Computer verfremdet, auf das Wesentliche reduziert und in einem aufwendigen Verfahren auf die Leinwand fixiert.
Wie ein Magier jongliert Urs Stooss mit seinen Gestalten. Ein Heer von unbekannten Menschen, die er trennt und wieder zusammenfügt, harmonisch orchestrierend. Denen er eine Seele einhaucht und die er bisweilen einsam in der Geschäftigkeit der Grossstadt zurücklässt. KATI MOSER
Galerie Martin Krebs, Bern
Bis 3. 3. Di–Fr 14.30–18.30, Sa 10–14 Uhr, Tel. 031 - 311 73 70, www.martinkrebs.artgalleries.ch
www.ursstoossarbeiten.tumblr.com