Heute vor 125 Jahren starb Kaiserin Elisabeth von Österreich–Ungarn, auch als «Sisi» bekannt, im Alter von 60 Jahren einen tragischen Tod. Als die Kaiserin am 10. September 1898 zur Mittagszeit an der Genfer Seepromenade entlanglief, stürzte sich der Anarchist Luigi Lucheni auf sie und stiess ihr eine spitz zugeschliffene Feile mitten ins Herz. Rund eine Stunde später verstarb Sisi im Hotel Beau–Rivage. Auch über ein Jahrhundert später ist Elisabeth eine der faszinierendsten und meistverehrten historischen Figuren Europas. Der «Sisi»–Mythos – ihre Schönheit, ihr Lebensstil und ihre rebellische Natur – lebt weiter und hat bis heute grossen Einfluss auf die Popkultur.
Ein Leben voller Widersprüche
Elisabeth Amalie Eugenie von Wittelsbach, Herzogin von Bayern, wurde 1837 in München geboren. Die Tochter von Herzog Max Joseph in Bayern (1808–1888) und Prinzessin Ludovika (1808–1892) wuchs mit vielen Geschwistern in Possenhofen am Starnberger See auf. Im Alter von 16 Jahren heiratete «Sisi» Kaiser Franz Joseph I. von Österreich–Ungarn (1830–1916) und zog an den Wiener Hof. Sie galt als eine der schönsten Frauen ihrer Zeit und setzte Mode– und Schönheitstrends, die noch heute Bewunderung hervorrufen.
Elisabeths Leben war jedoch nicht nur von Glamour geprägt. In der strengen, zeremoniellen Welt des Habsburgerreichs fühlte sie sich nie wirklich wohl. Sie sehnte sich nach der Freiheit, die sie als Kind genossen hatte. Mit ihrer Rolle als Monarchin und den damit verbundenen Verpflichtungen wurde Sisi, wie sie von ihren Geschwistern genannt wurde, nie eins. Oft entfloh sie dem Hofleben und unternahm lange Reisen nach Madeira, England oder Ungarn. Weit weg von der Wiener Hofburg fühlte sie sich am wohlsten. Ausgedehnte Aufenthalte sind auch von ihrer Lieblingsinsel Korfu überliefert, wo sie sich einen pompejischen Palast namens Achilleion bauen liess.
Das Leben der Kaiserin war darüber hinaus von persönlichen Tragödien geprägt: Ihre erste Tochter, Sophie (1855–1857), starb im Alter von zwei Jahren auf einer Reise durch Ungarn. Ihr 1859 geborener Sohn Rudolf nahm sich 1889 das Leben. Elisabeth trug von diesem Zeitpunkt an nur noch Schwarz.
Nicht nur in Geschichtsbüchern: Der «Sisi»–Mythos bleibt
Der «Sisi»–Mythos übt bis heute eine anhaltende Faszination aus. Sogar Nicht–Fans kennen die Gemälde und Fotos von Kaiserin Elisabeth – etwa das Porträt von Franz Xaver Winterhalter (1805–1873) aus dem Jahr 1965, das sie mit ihrem berühmten Stern–Haarschmuck zeigt. Ausserdem sind ihr unkonventionelles Verhalten, ihre exzentrischen Gewohnheiten und die Flucht vor den Pflichten einer Kaiserin in gewisser Weise ein frühes Beispiel für die moderne Vorstellung weiblicher Emanzipation. Auch einem heute populären Trend folgte die Kaiserin bereits – sie war tätowiert: In einer Hafenkneipe liess sie sich einen Anker auf die Schulter stechen und an ihrem Steiss prangte ein Adler.
Die Popularität Kaiserin Elisabeths spiegelt sich in zahlreichen Büchern, Filmen, Musicals und der Tourismusindustrie wider. Die Schlösser, in denen sie lebte, werden jährlich von Tausenden Besuchern aus aller Welt bestaunt, die mehr über das Leben und die Legende der rebellischen Kaiserin erfahren möchten.
Zahlreiche Filme, allen voran die «Sissi»–Filmtrilogie des österreichischen Regisseurs Ernst Marischka (1893–1963) aus den 1950er und 1960er Jahren, die Romy Schneider (1938–1982) in der Rolle der Kaiserin zeigten, manifestieren bis heute Sisis Ikonen–Status. Gleiches gilt für neuere Produktionen. RTL widmete ihr 2021 die Serie «Sisi» mit Dominique Devenport (27) in der Titelrolle. Im selben Jahr drehte Netflix die Serie «Die Kaiserin» mit Devrim Lingnau (24) als Sisi.