«Wir waren bei der ‹Formel Eins› wie eine grosse Familie», schwärmt Peter Illmann (64), der die legendäre Musiksendung der 80er Jahre zu Beginn moderierte, im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news. Gemeinsam mit seinen Nachfolgern Ingolf Lück (65) und Kai Böcking (59) blickt er auf viele Promigäste und auch manche Pannen zurück.
Auf Zeitreise geht das Moderatoren–Trio auch am 14. Dezember in der Jubiläumssendung «40 Jahre Formel Eins», die ab 20:15 Uhr bei kabel eins gezeigt wird. Mit dabei sind Stars wie Matthias Schweighöfer (42), Thomas Anders (60) und Nilz Bokelberg (47). Die ehemalige «Formel Eins»–Moderatorin Stefanie Tücking (1962–2018) fehlt bei dem Jubiläum leider, sie starb vor fünf Jahren an einer Lungenembolie.
Was ist Ihnen aus Ihrer «Formel Eins»–Zeit besonders in Erinnerung geblieben?
Ingolf Lück: Man sagt ja, wer in den 80ern gelebt hat und sich erinnern kann, ist nicht dabei gewesen (lacht). Insofern erwarte ich die tätige Mitarbeit von Peter und Kai, um meine Erinnerungslücken zu füllen. Ich bin gespannt.
Peter Illmann: Also ich erinnere mich zumindest noch dunkel (lacht). Wir waren bei der «Formel Eins» wie eine grosse Familie und alle waren sehr jung, sehr engagiert und wollten etwas Besonderes machen. Wobei ich am Anfang schon überrascht war, dass in der Halle, in der wir gedreht haben, diese Atmosphäre eines Schrottplatzes vorherrschte. Und es auch manchmal stank ...
Kai Böcking: Mir ist aus der ganzen «Formel Eins»–Zeit vor allem diese Lockerheit der 80er Jahre im Kopf geblieben. Wir durften damals Sachen machen, das ginge heute alles gar nicht mehr. Auch sowas wie Shitstorms gab es nicht. Wenn sich bei uns jemand beschweren wollte, dann musste er einen Brief schreiben oder eine Postkarte schicken. Diese Freiheit hat uns und der Sendung sehr gutgetan.
Inwiefern hat die Sendung Sie, Ihr Leben und Ihren Musikgeschmack geprägt?
Illmann: «Formel Eins» hat mich und mein Leben absolut geprägt. Auch musikalisch. Durch die Sendung hatte ich zum Beispiel meine erste Berührung mit Rapmusik. Ich bin heute kein grosser Fan von deutschem Rap, aber Grandmaster Flash & The Furious Five, das fand ich schon sehr, sehr gut. Eine andere Erkenntnis war, dass Schlager nicht immer schlecht sein muss. Ich erinnere mich an einen Auftritt von Mary Roos, die «Aufrecht geh'n» gesungen hat. Und ich habe sie bewundert. Für ihre Ausstrahlung und absolute Professionalität, aber auch für den Song, der richtig gut war.
Lück: Ich habe Modern Talking entdeckt ... Ich weiss, das kann ich mein Leben lang nicht wiedergutmachen. Ich hoffe dereinst auf Petrus am Himmelstor und, dass er ein Modern–Talking–Fan ist. Denn dann lässt er mich freudig ein. Wenn nicht, schickt er mich runter in den Hades. Aber auch okay, denn da treffe ich dann ja wenigstens Diether Bohlen wieder (lacht).
Böcking: Ich bin der Einzige, der vom Fan zum Moderator wurde: Ich habe Peter, Ingolf und Steffi im Fernsehen geguckt und auf einmal stand ich da und bin ihr Nachfolger geworden. Das war schon heftig. Vor allem, weil ich immer so ein Hitparadentyp war und auch heute noch bin. Ich glaube, ich war der Einzige der Moderatoren, der nicht aus einem Riesenfundus von Musikwissen geschöpft hat, sondern der einfach jede Woche gesagt hat: Cool, geiler neuer Song, kommt bei mir in die Sendung.
Was waren die lustigsten Pannen und Anekdoten?
Illmann: Ach, es passierten diverse Pannen. Ich wurde zum Beispiel bei einer Moderation von einer Statistin mit dem Fahrrad umgefahren... (lacht)
Böcking: Ich habe ganz viele Interviews mit prominenten Musikern versemmelt. Das war aber alles nicht so schlimm, weil wir immer viel Spass gehabt haben, auch wenn mal eine Frage nicht richtig sass. Das Peinlichste war aber wahrscheinlich, dass ich Annie Lennox gefragt habe, ob sie was mit Michael Jackson hat. Das war damals eine ganz grosse Geschichte in der «Bravo». Immerhin hat sie mir keine runtergehauen, sie wird es also verkraftet haben (lacht).
Lück: Ich habe Stevie Wonder in meiner ersten Sendung vor Aufregung gefragt, was er sich Weihnachten im Fernsehen anschaut. Das war auch nicht besser (lacht). Aber er hat sehr gelacht und mich spontan umarmt.
Welche Promibegegnung werden Sie nie vergessen?
Böcking: Gerade kommt ja der «Milli Vanilli»–Film in die Kinos. Die Jungs sind bei mir in der Sendung gross geworden. Ich kannte die beiden schon aus dem «P1» und eines Tages standen sie vor mir und haben gesagt: Hey Kai, wir sind jetzt Milli Vanilli und wir haben einen Song: «Girl you know it's true». Den haben wir dann aufgezeichnet und eine Woche später waren Milli Vanilli Nummer eins in Deutschland ...
Lück: Falco war oft bei mir zu Gast. Ein ungeheuer freundlicher, empathischer und zuvorkommender Mensch. Und ein wahrer Star.
Illmann: Ich erinnere mich noch gut daran, als Madonna in die Sendung kam. Damals war sie noch kein grosser Star und niemand konnte ahnen, dass aus dieser Frau mal die Madonna werden würde. Für ihren Song hat sie in einem sehr merkwürdigen Bühnenbild gestanden – es war Spitzwegs «Der arme Poet» nachempfunden. Ich glaube, der schläfrige Mann im Hintergrund sollte ein bisschen der Kontrast zu ihrem doch sehr beschwingten Tanztitel sein. Hat sie aber gar nicht gestört. Sie war so professionell, dass sie den Dreh zehnmal gemacht hat, bis alles richtig war und alles stimmte. Und dann hat sie sich artig bedankt und ist wieder gegangen.
Würden Sie sich noch einmal ein Comeback der Show wünschen?
Lück: Wir feiern ja gerade eines bei kabel eins. Es ist ein herrliches Klassentreffen, und wenn es Interesse an drei wahnsinnig gutaussehenden, jung gebliebenen alten Säcken gibt, bin ich sofort dabei. Versprochen.
Böcking: Ich glaube ehrlich gesagt, die Zeit von «Formel Eins» ist vorbei. Wir sind ja damals auch eingestellt worden, weil es dann Viva und MTV gab, die die Videos komplett ausgespielt haben.
Illmann: Das sehe ich anders. Nach dem grossen Boom durch MTV und Viva, wo ja viele Videos gezeigt wurden, gab es auf einmal gar nichts Vergleichbares mehr im Fernsehen. Im Radio gibt es doch auch Chartsendungen. Warum nicht im Fernsehen, vielleicht in abgewandelter Form? Ich würde mir das ansehen.