Es war eine Trauerfeier, die der Grösse des verstorbenen CDU–Politikers Wolfgang Schäuble (1942–2023) einen würdigen und angemessenen Rahmen verlieh. An dem Trauergottesdienst in der evangelischen Stadtkirche seiner Heimat Offenburg nahmen am Freitagmittag insgesamt 400 Gäste teil. Darunter zahlreiche Politiker mehrerer Parteien dieses Landes. Im Gottesdienst nannte seine Tochter Christine Strobl (52) in einer rührenden Rede das Leben von Wolfgang Schäuble ein «Gesamtkunstwerk».
«Papilein, jetzt ist alles erledigt», sagte die bewegte aber gefasste Tochter, «wir lassen Dich jetzt gehen, dankbar für unsere gemeinsame Zeit.» Es sei alles gut, nur ein merkwürdiger Gedanke, dass ihr Vater nicht mehr da sei. Er habe der ganzen Familie gezeigt, wie man mit sich im Reinen und würdevoll sterben könne. Ausserdem habe er ihnen beigebracht, wie man sich selbst nicht so wichtig nehme und was mit Wille alles möglich sei.
Gleichzeitig übte sie sich in Humor. So sei die Familie oft in «gemeinschaftlicher Sorge um ihn» gewesen. Das sei Alltag geworden. Nur in diesem Jahr hätte die Mama, Ingeborg Schäuble (80), diese «Sorgenrangliste» dank «Zwischensprints» durcheinander gebracht. Ingeborg Schäuble verletzte sich bei einem Fahrradunfall im Juni schwer und musste anschliessend in die Reha. Seine beiden bereits verstorbenen Brüder würden im Himmel bereits warten, so Strobl weiter, denen fehle noch der dritte Mann zum Skatspielen. Zudem müssten auch dort weltpolitische Probleme gelöst werden.
Auch Winfried Kretschmann und Friedrich Merz ergriffen das Wort
Als weiterer Redner trat unter anderem auch der baden–württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (75, Bündnis 90/Die Grünen) ans Mikrofon. In einer bewegenden Rede nannte Kretschmann Schäuble eine «grosse politische Persönlichkeit», die das Land verloren habe. Immer wieder brach dem sichtlich bewegten Grünen–Politiker bei seinen Worten die Stimme.
Auch CDU–Chef Friedrich Merz (68), der mehrfach mit den Tränen kämpfte, ergriff das Wort: «Ohne ihn stände ich heute nicht hier.» Trotz seiner Grösse seien Schäuble hohe Staatsämter verwehrt geblieben, die er «ohne Zweifel ausgefüllt hätte». Er sei jetzt aber nicht von uns gegangen: «Er ist uns vorausgegangen.» Der Verstorbene hätte wahrscheinlich gesagt: «Jetzt seid doch nicht so traurig, ich bin schliesslich 83 Jahre geworden – drei Jahre länger als der Durchschnitt.» Ausserdem hätten die Jahre im Rollstuhl doppelt gezählt, somit sei Schäuble eigentlich weit über 100 Jahre geworden.
Neben Merz und Kretschmann, waren unter den Trauergästen auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (53, SPD), der ehemalige CDU–Kanzlerkandidat Armin Laschet (62), sowie der Ex–Präsident der Europäischen Kommission, Jean–Claude Juncker (69). Nach der Trauerfeier setzte sich ein Trauerzug durch Offenburg in Bewegung. Der in eine Deutschland–Fahne gehüllte Sarg von Schäuble wurde dabei von einem Spielmannszug und einem Heeresmusikkorps zum historischen Waldbachfriedhof begleitet, wo Schäuble in einem Ehrengrab am Nachmittag seine letzte Ruhestätte finden wird.