Vom fast ersten bis zum beinahe letzten Tag des scheidenden Jahres durften sich Kino–Fans rund um den Globus über herausragende Filmkost freuen. Egal ob dramatisch, märchenhaft, familienfreundlich oder tiefsinnig – im Jahr 2023 wussten zahlreiche Werke zu überzeugen. Bei den folgenden Streifen war dies besonders der Fall.
«The Banshees of Inisherin»
Bei den Oscars hatte das aussergewöhnliche Drama «The Banshees of Inisherin» zwar das Nachsehen. Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, was für ein Meisterwerk Martin McDonagh (53) mit dem Film gelungen ist. Colin Farrell (47) und Brendan Gleeson (68) als ziemlich beste Freunde, die sich aus einer Laune heraus zu Todfeinden entwickeln, spielen sich ein ums andere Mal gegenseitig an die Wand. Was auf dem Papier ungemein banal klingt, entwickelt sich dank viel Verve aller Beteiligten zu einem tragischen, zuweilen urkomischen, beinahe märchenhaften Filmerlebnis.
«Creed III: Rocky's Legacy»
Kann der dritte Teil eines «Rocky»–Ablegers wirklich auf eigenen Beinen stehen, oder ist der Knockout unausweichlich? Mit «Creed III: Rocky's Legacy» feierte Hauptdarsteller Michael B. Jordan (36) nicht nur sein Regie–Debüt. Er musste im Gegensatz zu den ersten beiden Teilen auch auf Zugpferd Sylvester Stallone (77) verzichten, der sich nach «Creed II» nun wirklich in Box–Rente verabschiedet haben will. Zwar vermag «Creed III» das Rad nicht neu zu erfinden. Der Streifen weiss aber gekonnt, die altbekannten Spannungsbögen des Genres neu zu spannen.
«Der Super Mario Bros. Film»
Während Klempner Mario seit Jahrzehnten nicht aus der Videospielwelt wegzudenken ist, hielten sich seine Kino–Abenteuer (die skurrile Realverfilmung «Super Mario Bros.» von 1993 darf gerne verdrängt werden) sehr im Zaum. Das dürfte sich nach dem unfassbaren Erfolg von «Der Super Mario Bros. Film» in Zukunft ändern: Mit über 1,3 Milliarden US–Dollar spielte der Animationsfilm nicht nur einen gewaltigen Batzen ein. Er wusste mit der perfekten Mischung aus Nostalgie und frischen Ideen auch alte wie junge Mario–Fans an die Leinwand zu fesseln.
«Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben»
Wer bei «Dungeons & Dragons» sofort an den grauenvollen Film aus dem Jahr 2000 mit Jeremy Irons (75) denkt, der traut nun wohl seinen Augen nicht. Denn fast ein Vierteljahrhundert später gelang mit «Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben» in der Tat ein Fantasyfilm, der mit viel Witz und Charme das berühmte «Pen & Paper»–Rollenspiel auf die Leinwand zu zaubern vermochte. Chris Pine (43) als Blender–Barde, unzählige Easter Eggs für «D&D»–Fans und dennoch genug eigenständige Handlung, um auch Neulinge mit ins Boot zu holen – diese Mischung wusste bestens zu unterhalten.
«The Whale»
Mit «The Whale» feierte Schauspieler Brendan Fraser (55) seine Hollywood–Renaissance – die prompt mit einem Oscar als bester Hauptdarsteller gewürdigt wurde. Der Film von Darren Aronofsky (54) ist jedoch keine voyeuristische Darstellung eines gescheiterten Menschen geworden, über den sich das Publikum erhaben fühlt. Vielmehr zeigt der Film auf, wie selbst ein so positives Gefühl wie die Liebe negative Folgen für Beteiligte haben und sich zu einem Teufelskreis entwickeln kann. Gemeinsam mit dem weiteren grossartigen Cast sorgte Fraser dafür, dass die Zuschauer sowohl über das eigene sowie über das Leben der Liebsten reflektieren. Das fällt nicht leicht – das tun wichtige Dinge selten.
«Oppenheimer»
Der Funke bei «Oppenheimer» mag spät zünden, er tut dies aber gewaltig. Trotz diverser stilistischer Spielereien ist es ein recht stringenter Film geworden, kein Vergleich also zu Christopher Nolans (53) zuletzt arg überbordenden «Tenet». Die Biografie über J. Robert Oppenheimer (Cillian Murphy, 47), den «Vater der Atombombe», fiel dadurch allerdings wesentlich dokumentarischer aus, als es wohl viele Kinogänger erwartet hatten. «Oppenheimer» errichtet einer der prägendsten Figuren der Menschheitsgeschichte gekonnt ein filmisches Denkmal. Eines, das so paradox wie jene Person erscheint, der es gewidmet ist.
«Barbie»
Regisseurin Greta Gerwig (40) hat bereits in «Lady Bird» (2017) und «Little Women» (2019) ihr Talent dafür unter Beweis gestellt, komplexe, multidimensionale weibliche Figuren mit Tiefe, Humor und Authentizität auf die Leinwand zu zaubern. Der Erfolg ihres Films «Barbie», den sie mit diesem Rezept feierte, war dennoch schier unfassbar: Über 1,4 Milliarden US–Dollar spielte der Streifen weltweit ein und wurde damit zum erfolgreichsten Film des Jahres. Das lag nicht nur, aber doch stark an den Hauptrollen: In Person von Margot Robbie (33) wurde die perfekte Besetzung für die Titelrolle gefunden. Ryan Gosling (43) als Ken wusste dennoch ein ums andere Mal, ihr die Szenen zu stehlen.
«Asteroid City»
Bei «The French Dispatch» hatte sich Kultregisseur Wes Anderson (54) zuletzt doch glatt ein wenig verkünstelt. Mit dem für ihn typisch schrägen, bewusst artifiziell aussehenden und ungemein charmanten «Asteroid City» schaffte er 2023 aber wieder die Kurve und knüpfte an das an, was er 2014 in «Grand Budapest Hotel» perfektioniert hatte. Über jeden Zweifel erhaben, aber das muss man bei einem Anderson eigentlich nicht erwähnen, ist der stargespickte Ensemble–Cast von «Asteroid City».
«Killers of the Flower Moon»
Mit «Killers of the Flower Moon» durften sich Filmfans wahrlich auf einen waschechten «Scorsese» freuen: Hochspannung, Gewaltspitzen und fein ausgearbeitete Charaktere, die dieses Mal sogar auf wahren Personen beruhen und unter anderem von Scorseses Allzweckwaffen Leonardo DiCaprio (49) und Robert De Niro (80) verkörpert werden. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Sachbuch über die Osage–Morde, die zwischen 1910 bis 1930 verübt wurden – was ihn zu einem stargespickten, über 200 Minuten langen und bitter nötigen Geschichtsunterricht macht.
«Napoleon»
Ihr persönliches Waterloo erleben Joaquin Phoenix (49) und Ridley Scott (86) mit «Napoleon» nicht. Dafür beherrschen beide Männer ihr Handwerk zu gut: Der Schauspieler vermag die krassen Gegensätze der Titelfigur meisterlich darzubieten. Und der Regisseur zeigt gerade bei den Schlachten real anmutende Schauwerte, die in Zeiten der Computereffekte–Inflationen beinahe ungewohnt geworden sind. Einzig das stramme Tempo, mit der zumindest die Kino–Version des Films Napoleons Werdegang herunterrattert, stösst sauer auf – hierfür dürfte der geplante und deutlich umfangreichere Director's Cut dann Abhilfe schaffen.
«Wonka»
«Wonka», die Vorgeschichte zu «Charlie und die Schokoladenfabrik», entführt das Publikum in die magische Welt von Willy Wonka und malt ein ganz neues Bild des exzentrischen Chocolatiers. Hauptdarsteller Timothée Chalamet (27) beweist darin erneut seine Vielseitigkeit und schafft den perfekten Spagat zwischen kindlicher Naivität und schauspielerischem Talent. Der Film sprüht vor Zauber, Vorfreude und Hoffnung und ist damit der perfekte Familienfilm für die aktuelle und alle kommenden Vorweihnachtszeiten geworden.