Gegen Boris Becker (54) ist vom Southwark Crown Court das Strafmass im Prozess der Insolvenzverschleppung verkündet worden: Die als besonders streng geltende Richterin Deborah Taylor verurteilte ihn am Freitag gegen 17 Uhr zu zwei Jahren und sechs Monaten Haft. Becker und sein Team können gegen den Schuldspruch und das Strafmass Berufung einlegen.
Vor Gericht wurden die Anklagepunkte zuvor noch einmal von beiden Seiten beleuchtet. Laut «Bild» soll die Staatsanwältin in ihrer rund 40 Minuten langen Abschlussrede Becker eines «schlechten Charakters» beschuldigt haben. Die Verteidigung bestand laut «RTL» dagegen darauf, dass Becker nicht bewusst gewesen sei, dass er keine Überweisungen tätigen durfte, etwa für überfällige Unterhaltszahlungen. In seinen Schlussworten sagte Beckers Verteidiger, Becker sei in einer verzweifelten finanziellen Lage gewesen und warb für Mitleid: «Boris Becker hat nichts mehr. Nichts. Es ist eine Tragödie», so Jonathan Laidlaw.
Vor drei Wochen war Becker in seiner Wahlheimat London von einem Geschworenengericht in vier von 24 Anklagepunkten schuldig gesprochen worden.
Die Anklagepunkte
Der ehemalige Tennisprofi soll Millionenwerte seines Vermögens verschleiert haben, nachdem er von einem Londoner Gericht 2017 für insolvent erklärt worden war. Dabei ging es um Überweisungen von fast 427.000 Euro an Dritte, um eine Immobilie in seinem Heimatort Leimen, ein verschleiertes Darlehen in Höhe von 825.000 Euro bei einer Bank in Liechtenstein und Aktienbesitze. Becker bestreitet die Vorwürfe.
Boris Becker war gesetzlich verpflichtet, sein gesamtes Vermögen offenzulegen, damit sein Treuhänder verfügbare Gelder an seine Gläubiger verteilen konnte. Der Hauptgeschäftsführer des Insolvenzdienstes, Dean Beale, sagte schon vor drei Wochen: «Diese Verurteilung dient als klare Warnung für diejenigen, die glauben, sie könnten ihr Vermögen verbergen und damit davonkommen. Sie werden ermittelt und strafrechtlich verfolgt.»
Becker war am Morgen noch in der Kirche
Am Freitagmorgen war der gläubige Becker noch vor einer Kirche gesehen worden. Vor der Verkündung des Urteils zeigte sich der Ex-Sportler trotz des drohenden Gefängnisses noch betont entspannt, liess bei seiner Ankunft sogar ein Lächeln aufblitzen. Zu der Verurteilung begleiteten ihn sein Sohn Noah (28) sowie seine Partnerin Lilian.