In der neuen Dokumentation «Todesrätsel mit Liefers und Tsokos - Der Fall Whitney Houston» (ab 7. Juli auf RTL+) gehen Schauspieler Jan Josef Liefers (57) und der Rechtsmediziner Prof. Dr. Michael Tsokos (55) dem Tod von Whitney Houston (1963-2012) nach. Die Sängerin war am 11. Februar 2012 leblos in der Badewanne ihrer Hotelsuite gefunden worden.
Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news erklärt Michael Tsokos, Leiter der Berliner Rechtsmedizin, warum er in rund 30 Jahren seines Berufslebens noch keinen vergleichbaren Fall erlebt hat und wie er an die Recherchen herangegangen ist. Zudem verrät er, warum er mit Jan Joses Liefers, mit dem er bereits für die True-Crime-Doku «Obduktion - Echte Fälle mit Tsokos und Liefers» zusammenarbeitete, ein gutes Team bildet.
Wie kam die Idee auf, sich dem Fall Whitney Houston zu widmen?
Michael Tsokos: Jeder aus meiner Generation kennt Whitney Houston, die Lieder haben einen während der eigenen Jugend begleitet. Schon vor zehn Jahren, als die begnadete Sängerin starb, kamen in mir mehr Fragen als Antworten aufgrund des Lesens der Nachrichten zu ihrem Tod auf.
Was ist für Sie das Besondere an dem Fall?
Tsokos: Das Besondere an diesem Fall ist, dass ich in knapp 30 Jahren Rechtsmedizin und einigen hundert Toten, die in einer Badewanne gefunden wurden, noch nie einen vergleichbaren Fall hatte, bei dem nämlich der Tote in der Badewanne in Bauchlage aufgefunden wurde.
Sie widmen sich in der Doku den Recherchen, die das bisherige Obduktionsergebnis stark anzweifeln. Welche Ergebnisse sind Ihnen besonders ins Auge gestochen?
Tsokos: Weder die in dem Obduktionsbefund aufgeführte Herzerkrankung konnte unter dem Mikroskop bestätigt werden, noch fand sich eine relevante Drogenintoxikation, die das letztlich todesursächliche Ertrinken hinlänglich erklären kann.
Gibt es grosse Unterschiede zwischen der amerikanischen und deutschen Rechtsmedizin?
Tsokos: Definitiv. Ohne den amerikanischen Kollegen zu nahe treten zu wollen: Die Rechtsmedizin hat ihre Wiege in Deutschland und die Qualität der deutschen Facharztausbildung ist weltweit einzigartig. Kein anderes Land kann auf solche Koryphäen im Fach Rechtsmedizin zurückblicken wie Deutschland. Ein prominentes Beispiel ist Otto Prokop, einer meiner Vorgänger auf dem Lehrstuhl für Rechtsmedizin an der Charité.
Wie sind Sie an die Recherchen herangegangen, mit wem haben Sie gesprochen?
Tsokos: Zunächst habe ich mich in die Obduktionsunterlagen eingelesen und alles an Ermittlungsergebnissen, was verfügbar war, studiert. Besonders hilfreich war in Los Angeles das Treffen mit einem Privatermittler, der seit zehn Jahren an der Unfalltheorie zweifelt und mir und Liefers sehr interessante Hintergrundinformationen liefern konnte.
Wie war die erneute Zusammenarbeit mit Jan Josef Liefers, warum sind Sie ein gutes Team?
Tsokos: Jan und ich kennen uns mittlerweile seit über zehn Jahren. Und wir kennen uns nicht nur, wir sind uns freundschaftlich eng verbunden. Das macht es leichter, offen und auch kritischer miteinander und der Meinung des anderen umzugehen. So etwas tut natürlich einem Doku-Format immer gut. Wir haben beide, vielleicht weil wir auch in demselben Alter sind, einen ähnlichen Blick auf die Welt und die Dinge, die wir wahrnehmen. Zudem ist er ein sehr kritischer und neugieriger Geist, das matched gut mit einem Rechtsmediziner.
Hat Sie der Fall nach der Doku weiter beschäftigt?
Tsokos: Ja, und dieser Fall beschäftigt mich immer noch. Denn ich bin mir sicher, dass Whitney Houston nicht durch einen Unfall in der Badewanne verstarb. Machen Sie sich selbst ein Bild von unseren Erkenntnissen, die doch nur wenig Raum lassen, ein Tötungsdelikt zu negieren.